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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pfefferstreuer sowie der Senftopf standen vor ihm. Und die Kuchenplatte. Und zwei umgedrehte Terrinen. Hingebungsvoll schlug er mit den Messern auf diese Gegenstände ein.
    »Was ist denn in ihn gefahren?« brummte Ridcully. »He, Dekan – hör auf, mit dem Fuß zu klopfen.«
    »Man wird regelrecht davon mitgerissen«, erwiderte der Dekan.
    »Paß nur auf, daß du nicht zerrissen wirst«, drohte Ridcully.
    Der Dozent für neue Runen runzelte die Stirn und konzentrierte sich. Gabeln klirrten über den Tisch. Ein Löffel wurde getroffen, sauste davon, drehte sich mehrmals und traf den Quästor am Ohr.
    »Ist er völlig übergeschnappt?«
    »Das tat wirklich weh!«
    Die Zauberer näherten sich dem Dozenten für neue Runen, der ihnen überhaupt keine Beachtung schenkte. Schweiß tropfte von seinem Bart.
    »Er hat gerade den Gewürzständer zerbrochen«, sagte Ridcully.
    »Vielleicht glaubt er, daß es dem Rhythmus noch etwas an Aroma fehlt.«
    »Meiner Ansicht nach ist er so scharf wie Senf«, ließ sich der Dekan vernehmen. »Der Rhythmus, meine ich.«
    »Klingt ganz schön gepfeffert«, räumte der Oberste Hirte ein.
    Ridcully straffte die Schultern und hob den Arm.
    »Vermutlich möchte jetzt gleich jemand sagen: ›Ich habe den Braten schon vor einer ganzen Weile gerochen.‹ Oder vielleicht: ›Lassen wir ihn in Ruhe. Soll er die Suppe selbst auslöffeln.‹ Möglicherweise denkt auch jemand darüber nach, wie sich andere Gewürze – zum Beispiel Curry – in ein dummes Wortspiel kleiden lassen. Ich möchte dazu folgendes sagen: Ich würde gern wissen, wo der Unterschied liegt zwischen dieser Fakultät und einem Haufen Idioten, deren Gehirne nicht größer sein können als kleine Erbsen.«
    »Hahaha«, kommentierte der Quästor nervös. Er rieb sich noch immer das Ohr.
    »Das war keine rhetorische Frage.« Ridcully nahm dem Dozenten die Messer aus der Hand. Die Hände des Zauberers blieben noch einige Sekunden in Bewegung, dann schien er zu erwachen.
    »Oh, hallo, Erzkanzler. Gibt es irgendein Problem?«
    »Was machst du hier?«
    Der Dozent blickte auf den Tisch.
    »Er hat synkopiert«, erklärte der Dekan.
    »Nie im Leben!«
    Falten bildeten sich auf Ridcullys Stirn. Er war dickfellig und stur, hatte den Takt eines Vorschlaghammers und ungefähr auch soviel Humor. Aber er war keineswegs dumm. Er wußte, daß Zauberer wie Wetterfahnen sein konnten oder wie die Kanarienvögel, mit denen Bergleute das Ausströmen von Grubengas feststellen. Sie waren von Natur aus auf eine okkulte Frequenz eingestellt. Wenn etwas Sonderbares geschah, machte es sich zuerst bei Zauberern bemerkbar. Sie drehten sich synchron in die entsprechende Richtung. Oder sie fielen von der Stange.
    »Warum sind hier plötzlich alle so musikalisch?« fragte der Erzkanzler. »Wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von ›musikalisch‹ reden kann.« Er musterte die Zauberer von Kopf bis…
    »Ihr habt alle Krepp an den Schuhen!«
    Die Zauberer sahen überrascht auf ihre Füße.
    »Potzblitz«, sagte der Oberste Hirte. »Ich kam mir größer vor. Aber ich dachte, das läge an der Sellerie-Diät.« 17
    »Das richtige Schuhwerk für Zauberer sind entweder Schnabelschuhe oder ordentliche Schuhe«, sagte Ridcully. »Wenn Schuhe plötzlich kreppig werden, geht etwas nicht mit rechten Dingen zu.«
    »Es ist doch nur Krepp«, warf der Dekan ein. »Was Gummiartiges…«
    Ridcully atmete tief durch. »Wenn sich die eigenen Schuhe von ganz allein verwandeln …«, knurrte er.
    »Dann schleicht was Magisches auf leisen Sohlen heran?«
    »Haha«, entfuhr es dem Dekan. »Nicht übel, Oberster Hirte.«
    »Ich will wissen, was hier gespielt wird«, sagte Ridcully langsam und leise. »Ich rate euch dringend, jetzt die Klappe zu halten. Andernfalls gibt’s Ärger. Für euch.«
    Er suchte in den Taschen seines Mantels und fand schließlich ein handliches Thaumometer. Er hob es in die Luft. In der Universität existierte immer eine recht intensive magische Hintergrundstrahlung, doch der kleine Zeiger deutete auf den Normalwert – zumindest im Durchschnitt. Er schwang hin und her wie ein Metronom.
    Ridcully hielt den Apparat so, daß ihn alle sehen konnten.
    »Was ist das?« fragte er.
    »Ein Taktgeber?« spekulierte der Dekan.
    »Musik ist keine Magie«, sagte Ridcully. »Sei nicht blöd. Musiker klimpern und klopfen…«
    Er unterbrach sich.
    »Hat mir jemand etwas mitzuteilen?«
    Die Zauberer scharrten nervös mit ihren blauen Wildlederschuhen.
    Der Oberste

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