Rollende Steine
meine, es sich handelt um mythi…«
»Ja.«
»Und wieso sie sich jetzt befinden in einem Laden für gebrauchte Musikinstrumente?«
»Hast du deine Steine nie verpfändet?«
»O doch«, erwiderte Klippe. »Das alle Musiker machen, früher oder später. Manchmal nur dadurch bekommt man die nächste Mahlzeit.«
»Na bitte. Du hast es selbst gesagt. Irgendwann trifft es jeden Musiker, früher oder später.«
»Ja, aber Buddys Gitarre…sie markiert ist mit der Nummer Eins… «
»Ja.«
Glod blickte zu einem Straßenschild hoch.
»Die Straße Schlauer Kunsthandwerker. Hier sind wir richtig. Sieh nur: Viele Werkstätten sind noch immer geöffnet, selbst um diese Zeit.« Er rückte den Sack zurecht. Etwas klackte darin. »Du nimmst dir die eine Seite vor, ich die andere.«
»Ja, in Ordnung. Aber… ich meine, die Nummer Eins. Selbst das Tritonshorn die Nummer Zweiundfünfzig trug. Wem die Gitarre gehörte?«
»Keine Ahnung«, entgegnete Glod und klopfte an die erste Tür. »Ich hoffe nur, daß der Eigentümer nicht kommt und sie zurückverlangt.«
»Und das ist der Ritus von AshkEnte«, sagte Ridcully. »Eigentlich ganz einfach. Man muß nur darauf achten, ein frisches Ei zu nehmen.«
Susanne blinzelte.
Auf den Boden war ein Kreis gemalt. Jenseits davon standen unheimliche Gestalten, die sich jedoch als ganz gewöhnliche Studenten entpuppten, als sie ihre Perspektive den neuen Umständen anpaßte.
»Wer seid ihr?« fragte sie. »Wo bin ich hier? Laß mich sofort gehen!«
Sie schritt durch den Kreis – und stieß gegen eine unsichtbare Barriere.
Die Studenten starrten sie groß an. Sie hatten gerüchteweise von der Existenz einer weiblichen Subspezies der Gattung Mensch gehört, jedoch nie damit gerechnet, einem Exemplar so nahe zu kommen.
»Gebt mich frei!« Susanne richtete den Blick auf Ridcully. »Bist du nicht der Zauberer von gestern abend?«
»Ja«, bestätigte der Erzkanzler. »Und dies ist der Ritus von AshkEnte. Er ruft den Tod in den Kreis. Er – oder sie, wie in diesem Fall – kann ihn erst wieder verlassen, wenn wir es erlauben. In dem Buch hier stehen sehr komplizierte Zauberformeln mit vielen hübsch klingenden Zischlauten. Ab- und Be schwörungen aller Art, aber eigentlich dienen sie nur dazu, Eindruck zu schinden. Letztendlich läuft alles auf folgendes hinaus: Sobald du im Kreis bist, steckst du fest. Ich muß sagen, dein Vorgänger nahm es weitaus gelassener hin.«
Susanne schnitt eine finstere Miene. Der Kreis beeinflußte irgendwie ihre räumliche Wahrnehmung. Die ganze Sache erschien ihr… unfair.
»Warum habt ihr mich beschworen?« erkundigte sie sich.
»Schon besser«, sagte Ridcully. »Jetzt verhältst du dich so, wie man es von dir erwartet. Es ist uns gestattet, dir Fragen zu stellen. Und du mußt sie beantworten. Wahrheitsgemäß.«
»Nun?«
»Möchtest du dich setzen? Hast du Durst?«
»Nein.«
»Na schön. Die neue Musik… Erzähl uns davon.«
»Ihr habt Tod beschworen, um ihn nach der neuen Musik zu fragen?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, wen wir beschworen haben«, erwiderte Ridcully. »Ist sie wirklich lebendig, die Musik?«
»Ich… glaube schon.«
»Hat sie einen festen Wohnsitz?«
»Zuerst wohnte sie in einem Musikinstrument, doch inzwischen wandert sie umher. Kann ich jetzt gehen?«
»Nein. Ist es möglich, sie irgendwie zu töten?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sollte sie hier sein?«
»Wie bitte?«
»Sollte sie hier sein?« wiederholte Ridcully geduldig. »Ist die neue Musik etwas, das ins Muster der aktuellen Ereignisse paßt?«
Susanne fühlte sich plötzlich wichtig. Zauberer galten als sehr klug 25 , und solche Leute baten sie um Auskunft, erhofften sich Aufschluß von ihr.
Stolz leuchtete in den Augen des Mädchens.
»Ich… glaube nicht. Sie kam durch Zufall hierher. Dies ist nicht die richtige Welt für sie.«
Ridcully lächelte selbstgefällig. »Das dachte ich mir. Dies ist nicht richtig, dachte ich. Musik, die Leuten den Kopf verdreht, kann nicht richtig sein. Welche Möglichkeit haben wir, sie zu vertreiben?«
»Überhaupt keine. Mit Magie läßt sich nichts dagegen ausrichten.«
»Verstehe. Musik ist dagegen immun. Jede Art von Musik. Aber irgend etwas muß unternommen werden. Zeig ihr die Schachtel, Ponder.«
»Äh… ja. Hier.«
Er hob den Deckel. Musik kroch durchs Zimmer. Sie klang ein wenig blechern, blieb aber erkennbar.
»Klingt wie eine Spinne, die in einer Streichholzschachtel gefangen ist, nicht wahr?« fragte
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