Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
einsam und verlassen.
    WIE IST ES? fragte er.
    »Nun, es brennt ein wenig in der Kehle…«
    ICH HABE NICHT DICH GEMEINT.
     
    »Frühstück?« wiederholte Susanne. »Ich meine… FRÜHSTÜCK?«
    »Inzwischen dürfte es Morgen sein«, sagte der Erzkanzler. »Und es ist schon eine ganze Weile her, daß ich mit einer reizenden jungen Dame frühstücken konnte.«
    »Meine Güte, bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?« entfuhr es Susanne.
    »Na schön, lassen wir das reizend «, erwiderte Ridcully ruhig. »Aber die Spatzen husten in den Bäumen, und die Sonne schaut über die Mauern, und ich rieche den Duft, der aus der Küche kommt. Und außerdem hat man nicht alle Tage Gelegenheit, mit dem Tod zu speisen. Spielst du zufällig Schach?«
    »Sogar sehr gut«, sagte Susanne. Sie klang noch immer ein wenig verwirrt.
    »Dachte ich mir. Na schön, Jungs. Ihr könnt euch jetzt wieder den Geheimnissen des Universums widmen. Bitte hier entlang, Gnädigste.«
    »Ich bin im Kreis gefangen!«
    »Oh, du kannst ihn verlassen, wenn ich dich darum bitte. Es ist nur eine Frage der Höflichkeit. Hat man dir das nie erklärt?«
    Ridcully beugte sich vor und griff nach Susannes Hand. Sie zögerte, bevor sie über die mit Kreide gezogene Linie trat, wobei sie ein leichtes Prickeln spürte.
    Die Studenten wichen hastig zurück.
    »Na los, erforscht den Kosmos«, sagte der Erzkanzler. »Wenn du gestattest, Teuerste…«
    Susanne hatte noch nie zuvor Charme erfahren. Ridcully besaß davon eine ganze Menge, wenn auch von der schalkhaften Sorte.
    Sie folgte ihm über den Rasen zum Großen Saal.
    Die Frühstückstische waren vorbereitet, aber niemand saß dort. Auf der großen Anrichte sprossen Kupferterrinen wie Herbstpilze. Dahinter warteten geduldig drei recht junge Dienstmädchen.
    »Wir bedienen uns selbst«, sagte Ridcully im Plauderton und hob einen Deckel. »Kellner und so schaffen zuviel Unru… Soll das ein Witz sein?«
    Er stieß das Etwas in der Terrine an und winkte dann das nächste Dienstmädchen herbei.
    »Wer bist du?« fragte er. »Molly, Polly oder Dolly?«
    »Molly, Euer Exzellenz«, erwiderte die junge Frau und knickste. Sie zitterte ein wenig. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Oh, oh, oh, Ordnung, in oh, oh, oh, Ordnung«, fügten die beiden anderen Dienstmädchen hinzu.
    »Wo sind die Bücklinge? Und was ist das hier? Sieht aus wie eine besonders flache Frikadelle in einem aufgeschnittenen Brötchen.« Ridcully starrte die Mädchen groß an.
    »Frau Allesweiß hat dem Koch neue Anweisungen gegeben«, erwiderte Molly nervös. »Das ist ein…«
    »… jäa, jäa, jäa…«
    »… sogenannter Börger.«
    »Ach? Und warum hast du eine toupierte Hochfrisur, wenn ich fragen darf? Du siehst damit aus wie ein Streichholz.«
    »Äh, Herr, wir…«
    »Ihr habt euch die Musik Mit Steinen Drin angehört, stimmt’s?«
    »Ja, Herr.«
    »Jäa, jäa.«
    »Du… äh… hast doch nichts auf die Bühne geworfen, oder?«
    »Nein, Herr!«
    »Wo ist Frau Allesweiß?«
    »Sie liegt mit einer Erkältung im Bett, Herr.«
    »Das überrascht mich nicht.« Ridcully wandte sich an Susanne. »Die Leute werden immer verrückter. Jetzt braten sie schon Bürger.«
    »Ich esse nur Müsli zum Frühstück«, sagte Susanne.
    »Du meinst Haferbrei«, erwiderte Ridcully. »Der ist hier für den Quästor reserviert, weil er ihn nicht aufregt.« Er hob den Deckel einer anderen Terrine. »Ja, da ist er. Einige Dinge werden nicht einmal von Musik Mit Steinen Drin verändert, und dazu gehört Haferbrei. Ich fülle dir einen Teller damit.«
    Sie nahmen zu beiden Seiten des langen Tisches Platz.
    »Na, ist das nicht schön?« fragte Ridcully.
    »Machst du dich über mich lustig?« erwiderte Susanne mißtrauisch.
    »Ganz und gar nicht. Nach meinen Erfahrungen findet man in Heringsnetzen hauptsächlich Heringe. Nun, als Sterblicher – gewissermaßen als Kunde – würde ich gern wissen, warum der Tod plötzlich eine junge Dame ist und nicht mehr die wandelnde Natomie, die wir alle kennen.«
    »Natomie?«
    »Ein anderes Wort für Skelett. Geht wahrscheinlich auf ›Anatomie‹ zurück.«
    »Er ist mein Großvater.«
    »Hm. Ja, das hast du bereits erwähnt. Und es stimmt?«
    »Wenn ich es jetzt so höre… klingt es ein wenig dumm.«
    Ridcully schüttelte den Kopf.
    »Fünf Minuten in meinem Job – und du hättest eine neue Vorstellung von Dummheit.« Er holte einen Stift hervor und hob damit vorsichtig die obere Hälfte des Brötchens auf seinem Teller an.
    »Da

Weitere Kostenlose Bücher