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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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deftigerer Fluch.
    Kurz darauf explodierten mehrere morsche Bodendielen eines alten
    Futtermittelladens in der Kurzen Straße. Ein Kraftausdruck prallte von
    den nahen Mehlsäcken ab.
    »Idiotische Ratte!« entfuhr es Albert. Er schüttelte sich Korn aus dem
    Ohr.
    QUIEK.
    »Kann ich mir denken! Für wie groß hältst du mich?«
    Albert strich sich Heu und Mehl vom Mantel, bevor er zum Fenster
    trat.
    »Ah«, sagte er, »statten wir der Geflickten Trommel einen Besuch ab.«
    In Alberts Tasche setzte der Sand die unterbrochene Reise von der
    Zukunft in die Vergangenheit fort.

    Hibiskus Dunelm hatte beschlossen, für eine Stunde zu schließen. Die
    Sache war ganz einfach. Zuerst sammelten er und seine Helfer al e nicht
    zerbrochenen Krüge und Gläser ein, was nur wenig Zeit in Anspruch
    nahm. Anschließend machten sie sich auf die Suche, die nicht nur eini-
    germaßen wertvol en Waffen galt, sondern auch dem Inhalt von Ta-
    schen, deren Eigentümer nicht protestieren konnten, weil sie entweder

    betrunken oder tot (oder beides) waren. Dann wurden die Einrichtungs-
    gegenstände beiseite gerückt und al es andere durch die Hintertür in den
    breiten braunen Ankh gefegt, wo sich das Zeug stapelte und langsam
    sank.
    Den Abschuß der Zeremonie bildete die Verriegelung des Vorderein-
    gangs.
    Dabei gab es diesmal Probleme. Die Tür ließ sich nicht schließen. Ein
    Fuß stand auf der Schwelle.
    »Wir haben geschlossen«, sagte Dunelm.
    »Nein, habt ihr nicht.«
    Die Tür schwang auf, und Albert trat ein.
    »Hast du diese Person gesehen?« fragte er und zeigte dem Wirt ein
    Rechteck aus Pappe.
    Das verstieß gegen die guten Sitten. In Dunelms Job hatte man nur ge-
    ringe Überlebenschancen, wenn man Leuten sagte, daß man andere Leu-
    te gesehen hatte. Der Wirt konnte die ganze Nacht Bier ausschenken,
    ohne jemanden zu bemerken.
    »Den Burschen hab ich nie nich’ gesehen«, brummte er, ohne einen
    Blick auf die Karte zu werfen.
    »Du mußt mir helfen«, beharrte Albert. »Andernfal s passiert was
    Schreckliches.«
    »Verzieh dich!«
    Albert trat die Tür hinter sich zu.
    »Behaupte später bloß nicht, niemand hätte dich gewarnt«, meinte er.
    Der Rattentod hockte auf seiner Schulter und schnupperte mißtrauisch.
    Zwei Sekunden später war Dunelms Kinn ziemlich fest auf einen Tisch
    gepreßt.
    »Ich weiß, daß er hierhergekommen ist.« Albert atmete nicht einmal
    schwer. »Ganz einfach deshalb, weil jeder hierherkommt, früher oder spä-
    ter. Sieh dir das Bild noch einmal an.«
    »Es ist eine Karok-Karte«, erwiderte Hibiskus undeutlich. »Und sie
    zeigt den Tod!«

    »Genau. Sitzt auf einem weißen Pferd. Man kann ihn nicht übersehen.
    Doch vermutlich sah er anders aus, als er deine Taverne besuchte.«
    »Ich möchte ganz sicher sein, alles richtig zu verstehen.« Der Wirt ver-
    suchte vergeblich, sich aus dem eisernen Griff zu befreien. »Du willst
    von mir wissen, ob ich jemanden bemerkt habe, der nicht so aussieht?«
    »Bestimmt ist er seltsam gewesen. Seltsamer als viele andere.« Albert
    dachte kurz nach. »Und sicher hat er viel getrunken. Das macht er immer
    bei solchen Gelegenheiten.«
    »Äh, wir sind hier in Ankh-Morpork, weißt du.«
    »Komm mir nicht auf die freche Tour. Sonst werd ich sauer.«
    »Soll das heißen, daß du jetzt nicht sauer bist?«
    »Derzeit bin ich nur ein wenig ungeduldig. Möchtest du mich verärgert
    erleben?«
    »Vor einigen Tagen… kam jemand. Weiß nicht mehr genau, wie er
    aussah…«
    »Ah. Klingt nach ihm.«
    »Trank fast den Laden leer. Beklagte sich über das Spiel ›Barbarische
    Angreifer‹. Fiel schließlich um. Und dann…«
    »Ja?«
    »An den Rest erinnere ich mich nicht mehr. Wir warfen ihn raus, glau-
    be ich.«
    »Durch die Hintertür?«
    »Ja.«
    »Aber dort draußen fließt der Ankh.«
    »Die meisten Leute kommen zu sich, bevor sie in den Fluß sinken.«
    QUIEK, ertönte es.
    »Hat er etwas gesagt?« fragte Albert. Er war viel zu sehr auf den Wirt
    fixiert, um dem Rattentod Beachtung zu schenken.
    »Ich glaube, er sprach von Erinnerungen und so. Er meinte… er mein-
    te, der Alkohol könnte ihn nicht daran hindern, sich an al es zu erinnern.
    Erwähnte Türknäufe und… und haarigen Sonnenschein.«
    »Haarigen Sonnenschein?«

    »Etwas in der Art.«
    Der Druck auf Dunelms Arm verschwand plötzlich. Er wartete ein
    oder zwei Sekunden lang und drehte dann vorsichtig den Kopf.
    Niemand stand hinter ihm.
    Ganz langsam bückte er sich und sah unter den Tischen

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