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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nach.

    Albert trat in die Morgendämmerung, holte die Schachtel hervor und
    öffnete sie. Er warf einen kurzen Blick auf die Lebensuhr und ließ sie
    wieder in der Manteltasche verschwinden.
    »Na schön«, sagte er. »Was nun?«
    QUIEK!
    »Was?«
    Jemand schlug ihn auf den Kopf.
    Es war kein tödlicher Schlag. Timo Faul von der Diebesgilde wußte,
    was mit Dieben geschah, die Leute umbrachten. Jemand von der Assas-
    sinengilde kam, um mit den Betreffenden zu reden. Solche Gespräche
    dauerten nie sehr lange. In den meisten Fäl en beschränkten sie sich auf
    ein kurzes »Leb wohl«.
    Timo wol te nur einen Alten niederschlagen, um ihm die Taschen zu
    leeren.
    Als der Mann zu Boden fiel, erklang ein seltsames Geräusch. Es hörte
    sich an wie zerbrechendes Glas, hinzu kamen einige sonderbare Obertö-
    ne, die noch viel später in den Ohren des Diebs widerhal ten.
    Etwas löste sich von dem Bewußtlosen, sprang hoch und in Timos
    Gesicht. Zwei Knochenpfoten griffen nach seinen Ohren, und eine
    Knochenschnauze neigte sich abrupt nach vorn und traf ihn an der Stirn.
    Er schrie und ergriff die Flucht.
    Der Rattentod landete auf dem Boden und lief zu Albert. Er klopfte
    ihm an die Wange, trat mehrmals zu und entschloß sich dann zu einer
    verzweifelten Maßnahme: Er biß ihm in die Nase.
    Kurz darauf packte er Albert am Kragen und versuchte, ihn aus dem
    Rinnstein zu ziehen. Glas klirrte warnend.

    Leere Augenhöhlen wandten sich dem Eingang der Geflickten Trommel
    zu. Knöcherne Schnurrhaare zitterten.
    Einige Sekunden später öffnete Hibiskus die Tür, damit das hämmern-
    de Klopfen aufhörte.
    »Wir haben ge…«
    Etwas sauste zwischen seinen Beinen hindurch und verharrte gerade
    lange genug, um ihm in die Ferse zu beißen. Dann eilte der Rattentod in
    Richtung Hintertür, die schnüffelnde Nase dicht überm Boden.

    Der Name Hide Park ging nicht etwa auf den Umstand zurück, daß sich
    dort Leute versteckten.* Ein »Hide« war vielmehr das Land, das von ei-
    nem Mann mit dreieinhalb Ochsen an einem regnerischen Donnerstag
    gepflügt werden konnte. Und die Größe des Parks entsprach dieser
    Menge an Boden. Die Bürger von Ankh-Morpork halten am Traditionel-
    len fest, ebenso wie an anderen Dingen.
    Im Hide Park gab es Bäume und Gras und einen See, in dem echte Fi-
    sche schwammen. Eine Laune des urbanen Schicksals wollte es, daß an
    diesem Ort kaum Gefahren drohten. Man brauchte dort nicht zu be-
    fürchten, überfal en zu werden. Auch Räuber und Diebe möchten ir-
    gendwo in al er Ruhe ein Sonnenbad nehmen können. Der Hide Park
    galt gewissermaßen als neutrales Territorium.
    Nun trafen dort immer mehr Leute ein. Obwohl es nur Arbeiter zu se-
    hen gab, die am See eine große Bühne errichteten. Dahinter spannten sie
    Streifen aus billigem Sackleinen zwischen Pfählen und trennten einen
    Bereich ab. Gelegentlich versuchten aufgeregte Leute, die Absperrungen
    zu überwinden, woraufhin sie von Chrysopras’ Trol en in den Fluß ge-
    worfen wurden.
    Bei den übenden Musikern fielen Crash und seine Kol egen sofort auf,
    unter anderem deshalb, weil Crash das Hemd ausgezogen hatte, damit
    Jimbo Jod auf diverse Wunden streichen konnte.
    »Ich dachte, es sei nur ein Scherz gewesen«, brummte er.

    * Das englische Wort »hide« bedeutet soviel wie »verbergen, verstecken«, bezieht sich aber auch auf ein altes englisches Feldmaß (etwa 40,469 ha). Anmerkung des Übersetzers.

    »Ich habe darauf hingewiesen, daß sich der Leopard in deinem Zimmer befindet«, erwiderte Abschaum.
    »Wie soll ich jetzt Gitarre spielen?«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Noddy. »Du kannst ohnehin nicht da-
    mit umgehen.«
    »Ich meine, sieh dir nur die Hand an. Sieh sie dir nur an.«
    Sie sahen sich Crashs Hand an. Jimbos Mutter hatte sie nach der Be-
    handlung in einen Handschuh gesteckt. Zum Glück waren die Wunden
    nicht sehr tief – selbst ein dummer Leopard bleibt nicht lange in der
    Nähe von jemandem, der ihm die Hose ausziehen möchte.
    »Ein Handschuh«, brachte Crash hervor. Seine Stimme klang schreck-
    lich. »Wer hat jemals von einem seriösen Musiker gehört, der mit einem
    Handschuh musiziert? Wie kann ich damit Gitarre spielen?«
    »Wie kannst du überhaupt Gitarre spielen?«
    »Ich weiß gar nicht, warum ich mich mit euch abgebe«, fuhr Crash fort.
    »Ihr behindert meine künstlerische Entwicklung. Ich denke daran, euch
    zu verlassen und eine eigene Band zu gründen.«
    »Das ist Unsinn«, entgegnete Jimbo. »Du findest

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