Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
es blau.
    »Klingt nach irgendeinem wilden Tier«, meinte Korporal Nobbs.
    Das Licht mutierte zu zwei strahlend blauen Lanzen.
    Colon beschattete seine Augen.
    »Sieht nach einer Art… Pferd oder so aus.«
    »Es hält genau aufs Tor zu!«
    Ein gequält klingendes Donnern hal te von den Wänden wider.
    »Ich glaube, das Ding will nicht anhalten, Nobby!«
    Korporal Nobbs drückte sich so fest wie möglich an eine Wand. Colon
    bekleidete einen höheren Rang, was mehr Würde von ihm verlangte. Er
    wandte sich dem rasch näher kommenden Licht zu und gestikulierte
    vage.
    »Anhalten! Anhalten!«
    Kurz darauf stemmte er sich aus dem Schlamm.
    Um ihn herum sanken Rosenblätter, Federn und Funken zu Boden.
    Blaues Licht glühte an den Rändern des großen Loches im Tor.
    »Das ist alte Eiche, besonders dick und massiv«, sagte Colon. »Ich hof-
    fe nur, es wird uns nicht vom Sold abgezogen. Hast du gesehen, wer’s
    war, Nobby? Nobby?«
    Nobby schob sich vorsichtig an der Wand entlang.
    »Er… er hatte eine Rose zwischen den Zähnen, Feldwebel.«
    »Ja, aber würdest du ihn wiedererkennen? Bei einer Gegenüberstel-
    lung?«
    Nobby schluckte.

    »Ich schätze, man kann ihn gar nicht mit jemand anderem verwech-
    seln«, sagte er.

    »Die Sache gefällt mir nicht, Herr Glod! Sie gefällt mir ganz und gar
    nicht!«
    »Halt die Klappe und steuere!«
    »Aber auf dieser Straße sol te man nicht so schnell fahren!«
    »Und wenn schon… Man sieht ohnehin nichts!«
    Auf zwei Rädern raste der Karren durch eine Kurve. Es begann zu
    schneien. Kleine feuchte Flocken fielen und schmolzen, sobald sie den
    Boden berührten.
    »Wir sind jetzt wieder in den Bergen! Da vorn geht’s nach unten! Viel-
    leicht kippt der Wagen um, und wenn wir dann in die Tiefe stürzen…«
    »Möchtest du dich lieber von Chrysopras erwischen lassen?«
    »Ho, schneller, schneller !«
    Buddy und Klippe klammerten sich fest, als der Karren durch die
    Dunkelheit sprang.
    »Sind sie noch immer hinter uns?« rief Glod.
    »Kann sehen überhaupt nichts!« erwiderte Klippe. »Wenn du anhältst,
    wir vielleicht imstande sind, etwas zu hören?«
    »Ja. Und wenn wir dann etwas hören, das ganz nah ist?«
    »Ho, schneller!«
    »Und wenn wir das Geld über Bord werfen?«
    »FÜNFTAUSEND DOLLAR?«
    Buddy sah über den Rand des Karrens. In einer Entfernung von knapp
    einem Meter bemerkte er die Finsternis tiefer Schluchten.
    Die Gitarre klimperte leise im Rhythmus der Räder. Buddy griff mit ei-
    ner Hand danach. Seltsam, daß sie nie völ ig still blieb. Man konnte sie
    nicht einmal dann zum Schweigen bringen, wenn man beide Hände fest
    auf die Saiten preßte. Er hatte es versucht.
    Die Harfe lag in der Nähe. Ihre Saiten gaben überhaupt keinen Ton
    von sich.

    »Das ist doch Wahnsinn!« rief der weiter vorn sitzende Glod. »Fahr
    langsamer! Eben wäre der Karren fast umgekippt!«
    Asphalt zog an den Zügeln. Der Wagen wurde langsamer, bis er
    schließlich nur noch im Schrittempo rollte.
    »Schon besser…«
    Die Gitarre schrie in so hohen Tönen, daß sie sich wie Nadeln in die
    Ohren bohrten. Die Pferde schnaubten nervös und galoppierten wieder.
    »Halt sie unter Kontrolle!«
    »Das versuche ich ja!«
    Glod drehte den Kopf und hielt sich an der Rückenlehne fest, um
    nicht vom Sitz geschleudert zu werden.
    »Wirf das Ding weg!«
    Buddy stand auf und hob den Arm, um die Gitarre in die Schlucht zu
    werfen.
    Er zögerte.
    »Wirf sie weg!«
    Klippe erhob sich ebenfal s und streckte die Hand nach der Gitarre
    aus.
    Buddy holte damit aus, schlug zu und traf den Troll am Kinn. Klippe
    taumelte zurück.
    »Nein!«
    »Langsamer, Glod…«
    Ein weißes Pferd überholte sie. Die Gestalt darauf trug einen dunklen
    Kapuzenmantel und griff nach den Zügeln.
    Der Karren sauste über einen Stein und flog einige Meter weit, bevor
    er wieder auf der Straße aufkam. Asphalt hörte, wie Pfosten brachen, als
    der Wagen in den Zaun krachte. Riemen rissen, der Karren schwang
    herum…
    … und verharrte.
    Dann geschah so viel gleichzeitig, daß Glod später nie von seinen
    Empfindungen während der nächsten Sekunden erzählte. Zwar blieb der

    Karren am Rand der Schlucht stehen – oder hängen –, doch er fiel zugleich in die Tiefe, den Felsen unten entgegen…
    Glod öffnete die Augen. Das Bild des Sturzes zerrte wie ein Alptraum
    an ihm. Die Wirklichkeit sah folgendermaßen aus: Durch die Drehung
    des Karrens war er nach hinten gerutscht, und sein Kopf ruhte am
    Lehnbrett.
    Er blickte

Weitere Kostenlose Bücher