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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gräßlich blutrot gestrichen.
    Das verriet Stil. Er mochte scheußlich sein, aber wenigstens war es ein Stil. Hier gab es so etwas nicht. Ein charakteristisches Merkmal dieses
    Ortes war die völlige Abwesenheit aller Stilarten.
    Die Seelenkuchendienstag-Ente hatte sicher kein Zuhause. Ebensowe-
    nig Des Alten Mannes Schwierigkeiten und der Sandmann.
    Susanne wanderte um das Haus herum, das nicht viel größer war als
    eine Hütte. Wer hier lebte, litt an einem eklatanten Mangel an Ge-
    schmack.
    Schließlich fand sie die Eingangstür. Sie war schwarz und hatte einen
    omegaförmigen Klopfer.
    Als Susanne die Hand danach ausstreckte, öffnete sich die Tür von al-
    lein.

    Vor ihr erstreckte sich ein Flur, der viel länger war, als es die Ausmaße
    des Hauses zuließen. In der Ferne führte eine Treppe empor, die genug
    Platz bot für das Steptanzfinale eines Musicals.
    Mit der Perspektive stimmte hier einiges nicht. Ein ganzes Stück ent-
    fernt ragte offensichtlich eine Wand auf, die zugleich den Eindruck er-
    weckte, nur drei oder vier Meter vor Susanne in die Luft gemalt worden
    zu sein. Distanz war nur eine Option.
    Auf der einen Seite stand eine große Uhr. Ihr langsames Ticken hal te
    durch das gewaltige Innere des kleinen Hauses.
    Ich erinnere mich an ein Zimmer, dachte Susanne. An das Zimmer des
    Flüsterns.
    Türen zeigten sich rechts und links. Die Abstände zwischen ihnen wa-
    ren recht groß – oder klein, aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.
    Die Schülerin versuchte, zur nächsten Tür zu gelangen, doch nach ei-
    nigen unsicheren Schritten gab sie auf. Sie erreichte das Ziel schließlich, indem sie sich die richtige Stelle einprägte, dann die Augen schloß und
    nach der Klinke griff.
    Die Tür war normal groß und gleichzeitig riesig. Ihr Rahmen war mit
    Totenschädel-mit-Knochen-Motiven verziert.
    Susanne trat über die Schwel e.
    Dieses Zimmer hätte einer kleinen Stadt genug Platz geboten.
    In mittlerer Entfernung lag ein Teppich auf dem Boden, nicht mehr als
    einen Hektar groß. Susanne blieb an seinem Rand stehen, nachdem sie
    einige Minuten darüber gegangen war.
    Vor ihr befand sich ein Zimmer in einem Zimmer. Ein großer, schwer
    aussehender Schreibtisch stand auf einem Podium, dahinter ein Dreh-
    stuhl aus Leder. Susanne bemerkte ein großes Model der Scheibenwelt.
    Getragen wurde es von einer Zierfigur, die vier Elefanten auf dem Rük-
    ken einer Schildkröte darstel te. Das Durcheinander in den Bücherrega-
    len deutete darauf hin, daß jemand die Bücher viel zu häufig gebrauchte,
    um sie richtig zu ordnen. Es gab auch ein Fenster; knapp einen Meter
    über dem Boden schwebte es in der Leere.
    Die Wände fehlten. Zwischen dem Rand des Teppichs und den Wän-
    den des größeren Zimmers gab es nur etwas, das nicht einmal »Boden«

    genannt werden konnte. Das Etwas bestand weder aus Stein noch aus
    Holz. Es verursachte kein Geräusch, wenn Susanne darüber ging. Es war
    schlicht und einfach Oberfläche in einem rein geometrischen Kontext.
    Totenschädel- und Knochensymbole schmückten den Teppich.
    Er war schwarz. Hier schien alles schwarz zu sein oder grau. An eini-
    gen Stel en deuteten subtile Schattierungen besonders dunkles Purpur
    oder ein Blau an, wie man es fünftausend Meter unter dem Meeresspie-
    gel erwartet.
    In der Ferne… bei den Wänden des größeren Zimmers, des Meta-
    Raums oder wie auch immer man ihn nennen wol te… zeigte sich etwas,
    das komplexe Schatten projizierte, jedoch keine klaren Konturen offen-
    barte.
    Susanne trat auf das Podium.
    Den Dingen um sie herum haftete etwas Seltsames an. Hier war alles
    auf eine direkte, unmittelbare Weise sonderbar. Das ließ sich früher oder
    später ignorieren. Anders stand es mit diesen Eigentümlichkeiten auf
    menschlichem Niveau. Auf den ersten Blick betrachtet, wirkten die Ob-
    jekte normal, doch wenn man genauer hinsah, bemerkte man… Abwei-
    chungen. Wer auch immer die Dinge geschaffen hatte: Er schien ihren
    Zweck nicht ganz verstanden zu haben.
    Eine Kladde war fest mit dem viel zu großen Schreibtisch verbunden,
    war gewissermaßen Teil der Oberfläche. Die Schubladen waren rechtek-
    kige Erweiterungen, die sich nicht aufziehen ließen. Der Schöpfer dieses
    Schreibtischs hatte Schreibtische zwar gesehen, aber nie ihr Konzept be-griffen.
    Ein Ziergegenstand weckte Susannes Aufmerksamkeit. Er bestand aus
    einer Bleiplatte, daneben hing eine Kugel an einem Faden. Wenn man
    die Kugel anhob, schlug sie einmal an

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