Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Papierschirmen zu schmücken.
    Er sah nun auf Glod hinab.
    »Nur ihr drei?« fragte er.
    »Ja.«
    »Ich habe deshalb fünf Dollar geboten, weil du von einer großen Band gesprochen hast.«
    »Sag ›Guten Tag‹, Lias.«

    »Meine Güte, das ist eine große Band.« Dunelm wich zurück. »Ich
    dachte an… einige Lieder, die al e kennen? Um Atmosphäre zu schaf-
    fen.«
    »Atmosphäre«, wiederholte Imp und sah sich in der Trommel um. An
    einem solchen Ort ließ sich dieser Ausdruck kaum anwenden. So früh
    am Abend waren erst drei oder vier Gäste zugegen, und die schenkten
    der Bühne überhaupt keine Beachtung.
    Die Wand hinter der Bühne schien viel erlebt zu haben. Imp betrachte-
    te sie, während Lias geduldig seine Steine zurechtlegte.
    »Nur Obststücke und altes Eigelb«, sagte Glod. »Manchmal sind die
    Leute ausgelassen. Ich würde mir deshalb keine Sorgen machen.«
    »Ich mache mir deshal b auch keine Sorgen.«
    »Na bitte.«
    »Was mich besorgt, sind die Axt- und Pfeillspuren. Wir haben nicht
    mall geübt, Gllod! Jedenfalllls nicht richtig!«
    »Du kannst die Gitarre spielen, oder?«
    »Nun, ja, ich denke schon…«
    Er hatte sie ausprobiert und festgestellt, daß sie ganz leicht zu spielen war. Es war praktisch unmöglich, sie schlecht zu spielen. Ganz gleich, wie er die Saiten berührte: Immer erklang genau der Ton, den er beabsichtigte. Es war das Musikinstrument, von dem jeder Musiker träumte, wenn
    er zu spielen begann. Als Imp zum erstenmal eine Harfe genommen und
    an ihren Saiten gezupft hatte, in der Erwartung, daß jene sanften Töne
    erklangen, die erfahrene Spieler dem Instrument entlockten, war das
    Ergebnis ein völlig disharmonisches Plärren gewesen. So etwas konnte
    bei dieser Gitarre nicht passieren…
    »Wir spielen al gemein bekannte Lieder«, sagte der Zwerg. »Zum Bei-
    spiel ›Des Zauberers Stab‹ und ›Rhabarber pflücken‹. Solche Sachen. Die
    Leute mögen Lieder, bei denen sie kichern können.«
    Imp sah sich um, als weitere Gäste eintrafen. Er bemerkte einen gro-
    ßen Orang-Utan, der direkt vor der Bühne Platz genommen hatte und
    einen Beutel mit Obst in den Händen hielt.
    »Ein Affe beobachtet uns, Gllod.«

    »Na und?« erwiderte der Zwerg und entwirrte ein Netz.
    »Es ist ein Affe .«
    »Wir sind hier in Ankh-Morpork. So geht’s hier nun einmal zu.« Glod
    nahm den Helm ab und griff hinein.
    »Was hast du mit dem Netz vor?« fragte Imp.
    »Obst ist Obst. Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Wenn die Leu-
    te mit Eiern werfen… fang sie.«
    Imp schlang sich den Riemen der Gitarre über die Schulter. Er hatte
    versucht, es Glod zu erklären, aber was sol te er sagen? Dieses Musikinstrument ist zu leicht zu spielen?
    Er hoffte, daß es einen Gott der Musiker gab.
    Und es gibt tatsächlich einen. Für jede Art von Musik existiert ein
    Gott. Für fast jede Art. Aber die einzige an diesem Abend zuständige Gottheit war Reg, Gott der Klubmusiker. Und Reg konnte Imp nicht
    seine vol e Aufmerksamkeit schenken, da er sich auch noch um drei an-
    dere Auftritte kümmern mußte.
    »Wir soweit sind?« fragte Lias und nahm die Hämmer.
    Die anderen nickten.
    »Fangen wir an mit ›Des Zauberers Stab‹«, sagte Glod. »Damit wird das
    Eis gebrochen.«
    »In Ordnung«, brummte der Troll. Er zählte an den Fingern. »Eins,
    zwei… eins, zwei, mehrere, viel .«
    Wenige Sekunden später wurde der erste Apfel geworfen. Glod fing
    ihn geschickt, ohne das Horn von den Lippen zu nehmen. Die erste Ba-
    nane flog einen überraschenden Bogen und traf ihn am Ohr.
    »Spielt weiter!« zischte er.
    Imp nickte und duckte sich, um einer Salve Orangen auszuweichen.
    Der Affe in der vordersten Reihe öffnete seinen Beutel und holte eine
    ziemlich große Melone hervor.
    »Habt ihr Birnen gesehen?« fragte Glod, als er Luft holte. »Ich mag
    Birnen.«
    »Ich sehe jemanden mit einer Wurfaxt!«

    »Ist die Axt wertvoll?«
    Ein Pfeil zitterte neben Lias in der Wand.

    Drei Uhr nachts. Feldwebel Colon und Korporal Nobbs kamen zu dem
    Schluß, daß um diese Zeit vermutlich niemand mehr versuchen würde,
    Ankh-Morpork zu erobern. Außerdem brannte im Wachhaus ein ange-
    nehmes Feuer im Kamin.
    »Wir könnten eine Nachricht hinterlassen«, schlug Nobby vor und be-
    hauchte sich die Finger. »Du weißt schon. ›Wir sind morgen wieder da‹
    oder so.«
    Er sah auf. Ein einzelnes Pferd schritt durchs Tor. Ein weißes Roß mit
    einem ganz in Schwarz gekleideten Reiter.
    Die Wächter dachten nicht daran,

Weitere Kostenlose Bücher