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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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»Halt, wer da?« zu rufen. Sie waren
    zu den unmöglichsten Zeiten in den Straßen unterwegs und sahen dabei
    Dinge, die normalen Sterblichen verborgen blieben.
    Feldwebel Colon hob respektvoll die Hand zum Helm.
    »‘n’ Abend, Euer Lordschaft«, sagte er.
    »Äh… GUTEN ABEND.«
    Die Wächter sahen dem Pferd nach, bis es außer Sicht geriet.
    »Irgend jemand muß gleich dran glauben«, sagte Feldwebel Colon.
    »Er ist sehr pflichtbewußt, das muß man ihm lassen«, erwiderte Nobby.
    »Ständig unterwegs. Hat immer Zeit für die Leute.«
    »Ja.«
    Die beiden Wächter starrten in die samtene Dunkelheit. Da stimmt
    was nicht, dachte Feldwebel Colon.
    »Wie lautet sein Vorname?« fragte Nobby.
    Sie starrten weiter in die Finsternis. Schließlich erwachte Feldwebel Co-
    lon aus seinen Grübeleien und fragte: »Sein Vorname? Wie meinst du
    das?«
    »Ich meine seinen Vornamen.«
    »Er ist der Tod«, sagte Colon. » Tod. So heißt er. So lautet sein Name.
    Dachtest du etwa an so was wie… Heinrich Tod?«

    »Warum nicht?«
    »Aber er ist doch der Tod .«
    »Der Name bezieht sich auf seine Arbeit. Wie nennen ihn seine Freun-de?«
    »Seine Freunde ?«
    »Schon gut.«
    »Wie wär’s, wenn wir uns im Wachhaus einen heißen Rum genehmi-
    gen?«
    »Ich glaube, er sieht wie ein Leonard aus.«
    Feldwebel Colon erinnerte sich an die Stimme. Eigenartig. Fast hatte er
    den Eindruck gewonnen…
    »Offenbar werde ich langsam alt«, sagte er. »Für mich klang er fast wie
    eine Susanne.«

    »Ich glaube, sie haben mich gesehen«, flüsterte Susanne, als das Pferd um
    eine Ecke bog.
    Der Rattentod sah aus ihrer Tasche.
    QUIEK.
    »Viel eicht brauchen wir den Raben«, sagte Susanne. »Ich meine… ich
    verstehe dich. Ich weiß nur nicht, was deine Worte bedeuten.«
    Binky blieb vor einem großen Haus stehen, das sich ein wenig abseits
    der Straße anmaßend erhob. Es hatte mehr Giebel und Mittelpfosten, als
    es eigentlich haben sol te, und das verriet seinen Ursprung: Solche Häu-
    ser bauten sich reiche Kaufleute, wenn sie ehrbar wurden und ihre Beute
    investieren wollten.
    »Ich habe kein gutes Gefühl dabei«, meinte Susanne. »Es kann unmög-
    lich klappen. Ich bin ein Mensch. Ich muß auf die Toilette gehen und so.
    Ich kann nicht einfach irgendwelche Leute besuchen und sie umbrin-
    gen!«
    QUIEK!

    »Na schön. Ich bringe sie nicht in dem Sinne um. Aber von guten Ma-
    nieren kann man in diesem Zusammenhang gewiß nicht sprechen, ganz
    gleich, aus welchem Blickwinkel man die Sache betrachtet.«
    An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift: Lieferanten benutzen
    den hinteren Eingang.
    »Bin ich ein…«
    QUIEK!
    Normalerweise hätte Susanne nicht einmal im Traum daran gedacht, so
    etwas zu fragen. Sie hielt sich selbst für eine Person, die stets durch die Haupteingänge des Lebens ging.
    Der Rattentod hastete über den Pfad und passierte die Tür, ohne daß
    sie sich vorher öffnete.
    »Warte! Ich kann nicht…«
    Susanne betrachtete das Holz. Doch, sie konnte. Natürlich. Weitere
    Erinnerungen erwachten in ihr. Immerhin war es nur Holz, das während
    der nächsten Jahrhunderte immer mehr verrottete. Nach dem Maßstab
    der Ewigkeit existierte es kaum. Das galt für praktisch alle Dinge, vergli-
    chen mit der Lebenszeit des Multiversums.
    Das Mädchen trat vor, und die schwere Eichentür leistete soviel Wi-
    derstand wie ein Schatten.

    Trauernde Verwandte standen am Bett, in dem ein verschrumpelter Alter
    lag, der sich fast zwischen den Kissen verlor. Am Fußende des Bettes
    ruhte eine große, dicke, rötlich-gelbe Katze, die dem al gemeinen Weh-
    klagen keine Beachtung schenkte.
    QUIEK.
    Susanne warf einen Blick auf das Stundenglas. Die letzten Sandkörner
    rieselten in die untere Hälfte.
    Der Rattentod schlich sich mit übertriebener Vorsicht an die Katze
    heran und gab ihr einen ordentlichen Tritt. Das Tier erwachte, drehte

den Kopf, legte entsetzt die Ohren an und sprang von der Steppdecke
    herunter.
    Der Rattentod kicherte.

    SNH, SNH, SNH.
    Einer der Trauergäste – ein Mann mit verkniffenem Gesicht – hob den
    Kopf und sah zu dem Alten.
    »Das wär’s«, sagte er. Es klang erleichtert. »Er ist tot.«
    »Ich dachte schon, wir müßten den ganzen Tag hier verbringen«,
    kommentierte die Frau neben ihm und stand auf. »Hast du gesehen, wie
    die Katze von der Decke heruntergesprungen ist? Tiere spüren es, weißt
    du. Sie haben einen sechsten Sinn.«
    SNH, SNH, SNH.
    »Na los, zeig dich«, sagte der Tote und setzte

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