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Rom: Band 1

Rom: Band 1

Titel: Rom: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola
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und ich glaube, daß ich die ersehnte Audienz erhalten werde.«
    Monsignore Nani lächelte mit einer liebenswürdigen und feinen Miene.
    »Ja, ja, ich weiß.«
    Er verbesserte sich.
    »Ich freue mich darüber ebenso wie Sie, mein lieber Sohn. Aber seien Sie vorsichtig.«
    Da er jedoch besorgte, der junge Priester könne auf den Gedanken geraten, daß er eben von Monsignore Gamba del Zoppo, dem Prälaten, komme, der von der ganzen bedachtsamen päpstlichen Hausgenossenschaft am leichtesten einzuschüchtern war, so erzählte er, daß er seit frühem Morgen zwei französischer Damen wegen herumlaufe, die ebenfalls für ihr Leben gern den Papst sehen wollten, aber er habe große Angst, daß es nicht gelingen werde.
    »Ich gestehe, Monsignore, daß ich mutlos zu werden begann,« sagte Pierre, »Ja, es ist hohe Zeit, daß ich etwas getröstet werde, denn mein Aufenthalt hier ist nicht darnach angethan, mein Herz gesunden zu machen.«
    Er sprach weiter und ließ durchblicken, wie sehr Rom vollends den Glauben in ihm zerstört habe. Solche Tage, wie er sie auf dem Palatin und in der Via Appia, dann in den Katakomben und in St. Peter verbracht hatte, konnten ihn nur beunruhigen, seinen Traum von einem verjüngten, triumphirenden Christentum nur zerstören. Er war durch sie eine Beute des Zweifels. Eine beginnende Erschöpfung überkam ihn, und viel von seinem stets zur Empörung bereiten Enthusiasmus war verloren gegangen.
    Monsignore Nani hörte zu und stimmte mit leichtem Kopfnicken bei, ohne zu lächeln aufzuhören. Offenbar war das ganz richtig, hatte es so kommen müssen. Er schien es vorausgesehen zu haben und davon befriedigt zu sein.
    »Kurz, mein lieber Sohn, alles steht aufs beste, sobald Sie einmal sicher sind, Seine Heiligkeit zu sehen.«
    »Ja, das ist wahr, Monsignore, ich habe meine ganze Hoffnung auf den erleuchteten und hellsehenden Leo XIII. gesetzt. Er allein kann mich richten, da er allein in meinem Buch meinen Gedanken erkennen kann, den ich sehr getreulich wiedergegeben zu haben glaube ... Ach, wenn er will, so wird er die alte Welt im Namen Jesus durch die Demokratie und die Wissenschaft retten.«
    Die Begeisterung packte ihn wieder, und Nani stimmte von neuem zu, während seine scharfen Augen und seine dünnen Lippen immer liebenswürdiger wurden.
    »Ganz recht, ganz recht, mein lieber Sohn. Sie werden mit dem heiligen Vater reden – und dann werden Sie sehen.«
    Da hierauf beide den Kopf hoben und die Fassade des Vatikans betrachteten, trieb er die Liebenswürdigkeit so weit, ihn aufzuklären. Nein, das Fenster, wo man jeden Abend Licht sah, war nicht das des Schlafzimmers des Papstes. Es war das Fenster eines Treppenabsatzes, das die ganze Nacht von einem Gashahn erhellt wurde. Das Zimmer des Papstes liege zwei Fenster weiter. Dann versanken sie wieder in Schweigen und fuhren fort, die Fassade zu betrachten. Beide waren sehr ernst geworden.
    »Nun, auf Wiedersehen, mein lieber Sohn. Sie werden mir über die Unterredung berichten, nicht wahr?«
    Kaum war Pierre allein, so schritt er durch die Bronzethüre; sein Herz klopfte heftig, als wäre er in den heiligen und furchtbaren Ort eingetreten, wo sich das künftige Glück vorbereitet. Ein Wachtposten, ein Schweizer Gardist, schritt langsam auf und ab; er war in einen graublauen Mantel gehüllt, der nur die schwarz, gelb und rot gestreifte Hose sehen ließ, und es war, als ob dieser Mantel klug über eine Verkleidung geworfen worden wäre, um ihre nun peinlich gewordene Seltsamkeit zu verbergen. Gleich darauf that sich rechts die große, gedeckte Treppe auf, die in den St. Damasiushof führt. Aber um in die Sixtinische Kapelle zu gelangen, mußte man erst die lange Galerie zwischen einer Doppelreihe von Säulen durchschreiten und die Scala Regia hinansteigen, Pierre begann in dieser riesigen Welt, wo alle Dimensionen eine übertriebene, niederdrückende Majestät annahmen, beim Hinansteigen der breiten Stufen etwas zu keuchen.
    Als er in die Sixtinische Kapelle eintrat, war er zuerst überrascht. Sie kam ihm klein vor, wie eine Art rechtwinkliger, sehr hoher Saal. Eine schöne Marmorscheidewand schneidet zu zwei Dritteln den Teil ab, wo sich bei großen Zeremonien die Eingeladenen aufhalten; auf dem Chor sitzen die Kardinäle auf einfachen Eichenbänken, während die Prälaten hinter ihnen stehen. Der päpstliche Thron befindet sich auf einer niederen Estrade, rechts von dem mäßig geschmückten Altar. Links öffnet sich in der Mauer die schmale, für

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