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Rom: Band 1

Rom: Band 1

Titel: Rom: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola
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von Assissi erinnern!«
    Er stellte sich ihm nun verbindlich zur Verfügung.
    »Hören Sie, unser Botschafter wird Ihnen von großem Nutzen sein können. Er ist der beste Mensch von der Welt, bezaubernd liebenswürdig, voll alter, französischer Bravour ... Ich werde Sie ihm noch heute nachmittag, spätestens morgen vormittag vorstellen, und da Sie eine sofortige Audienz beim Papst wünschen, wird er trachten, Ihnen eine zu verschaffen ... Noch muß ich hinzufügen, daß das nicht immer so leicht geht. So sehr der heilige Vater ihn auch liebt, mißlingt es ihm manchmal doch; so schwer ist der Zutritt.«
    Pierre hatte in der That nicht daran gedacht, sich der Hilfe des Botschafters zu bedienen; in seiner Naivität war er der Meinung gewesen, daß sich vor einem angeklagten Priester, der sich verteidigen will, alle Thüren von selbst öffnen müßten. Er war von dem Anerbieten des guten Narcisse entzückt und dankte ihm so lebhaft, als ob die Audienz bereits bewilligt sei.
    »Und dann, wenn uns Schwierigkeiten begegnen füllten, so wissen Sie ja, daß ich Verwandte im Vatikan habe,« fuhr der junge Mann fort. »Ich rede nicht von meinem Oheim, dem Kardinal, der uns von gar keinem Nutzen wäre, da er sich aus dem Bureau der Propaganda nicht rührt und jede Vermittlung ablehnt. Aber mein Vetter, Monsignore Gamba del Zoppo, der zur vertrauten Umgebung des Papstes gehört, mit dem ihn sein Dienst zu jeder Stunde des Tages zusammenführt, ist ein gefälliger Mann. Wenn es sein muß, führe ich Sie zu ihm, und er wird zweifellos Mittel und Wege finden, um Ihnen eine Unterredung zu verschaffen, obwohl er sich bei seiner großen Vorsicht manchmal vor dem Kompromittirtwerden fürchtet ... Es ist also abgemacht. Verlassen Sie sich in allem und jedem ganz auf mich.«
    »Von ganzem Herzen, mein lieber Herr Habert!« rief Pierre glücklich und erleichtert. »Sie wissen gar nicht, was für einen Balsam Sie mir gewahren. Seit ich hier bin, sucht mich alle Welt zu entmutigen; Sie sind der erste, der mir wieder etwas Kraft gibt, indem Sie die Dinge auf französische Art behandeln,«
    Mit gedämpfter Stimme schilderte er ihm seine Unterredung mit dem Kardinal Boccanera, von dem er entschieden nicht die geringste Hilfe zu erwarten habe, die bösen Nachrichten, die der Kardinal Sanguinetti gebracht hatte, und schließlich die Rivalität, die, wie er herausfühlte, zwischen den beiden Kardinälen herrschte. Narcisse hörte lächelnd zu und kam auch ins Schwätzen und zu vertraulichen Geständnissen. Diese Rivalität, dieser vorzeitige Streit um die Tiara, nach der beide leidenschaftlich strebten, brachte die schwarze Gesellschaft schon lange in Aufruhr. Es gab unglaubliche verwickelte Unterströmungen, und niemand hätte genau zu sagen vermocht, wer die ausgedehnte Intrigue leite. Im allgemeinen wußte man, daß Boccanera die Intransigenz vertrat, den keinerlei Kompromiß mit der modernen Gesellschaft kennenden Katholizismus, der unbeweglich wartete, bis Gott über den Satan triumphiren, das Königreich Rom dem heiligen Vater zurückgegeben und das reuige Italien für sein Sakrileg Buße thun würde; von Sanguinetti hingegen, der sehr geschmeidig und politisch war, hieß es, daß er ebenso neue als kühne Kombinationen plane – eine Art republikanischer Föderation aller einstigen kleinen, italienischen Staaten unter dem Protektorat des Papstes. Mit einem Wort, es war der Kampf zwischen zwei entgegengesetzten Gedanken: der eine wollte die Kirche durch die unbedingte Achtung der antiken Ueberlieferung retten, der andere kündigt ihren unvermeidlichen Uebergang an, wenn sie sich nicht entschließe, die Umwälzungen des künftigen Jahrhunderts mitzumachen. Alles aber war so unbestimmt, daß die öffentliche Meinung schließlich dahin ging, daß, wenn der jetzige Papst noch einige Jahre leben sollte, weder Boccanera noch Sanguinetti sein Nachfolger sein würde.
    Plötzlich unterbrach Pierre Narcisse.
    »Und Monsignore Nani – kennen Sie den? Ich habe gestern abend hier mit ihm gesprochen... Aber sehen Sie! Da kommt er.«
    In der That, Nani trat eben mit seinem Lächeln, seinem rosigen, liebenswürdigen Prälatengesicht ins Vorzimmer. Seine feine Sutane, sein violetter Seidengürtel schimmerten in vornehm luxuriösem und angenehmem Glanz. Er war sehr höflich gegen den Abbé Paparelli, der ihn demütig geleitete und ihn inständig ersuchte, doch gnädigst zuwarten, bis Seine Eminenz ihn empfangen könne.
    »O, Monsignore Nani!« murmelte

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