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Rom: Band 1

Rom: Band 1

Titel: Rom: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola
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hatte Romulus seine Stadt gebaut, während die Sabiner das Kapitol gegenüber einnahmen. Die sieben Könige der zweiundeinhalb Jahrhunderte der Monarchie hatten ihn sicher bewohnt, eingeschlossen von hohen, starken Mauern, in die nur drei Thüren geschlagen waren. Dann rollten sich die fünf Jahrhunderte der Republik ab; es waren die größten, die glorreichsten, diejenigen, welche die italienische Halbinsel und dann die Welt der römischen Herrschaft unterworfen hatten. Während dieser siegreichen Jahre voll sozialer und kriegerischer Kämpfe hatte das wachsende Rom die sieben Hügel bevölkert; der Palatin mit seinen Tempeln war nur noch die ehrwürdige Wiege geblieben und die Privatbauten erstreckten sich allmälich auch auf ihn. Aber dann triumphirte Cäsar, die Verkörperung der Allmacht der Rasse, nach Gallien und Pharsalos im Namen des gesamten römischen Volkes; er war Diktator, Kaiser, nachdem er die gewaltige Aufgabe erfüllt hatte, die sich die fünf nächsten Jahrhunderte des Kaiserreiches so prunkvoll, in dem Galopp aller losgelassenen Begierden zu nutze machten. Und Augustus konnte die Macht ergreifen; der Ruhm Roms stand auf seinem Gipfel, die Milliarden warteten im Hintergrunde der Provinzen nur auf das Gestohlenwerden. Die kaiserliche Pracht begann sich in der Hauptstadt der Welt vor den Augen der fernen, geblendeten und besiegten Völker zu entfalten. Cäsar war auf dem Palatin geboren, und nachdem der Sieg von Actium ihm die Kaiserwürde geschenkt hatte, setzte er seinen Stolz darein, von der Höhe dieses heiligen, vom Volke verehrten Berges zu regieren. Er kaufte sich dort Privathäuser und erbaute mit bisher unbekanntem Luxus einen Palast. Es gab da ein von vier Pilastern und acht Säulen getragenes Atrium, ein Peristyl, das von sechsundfünfzig Säulen jonischer Ordnung umgeben ward, ringsum Privatgemächer, ganz aus Marmor – eine verschwenderische Fülle von Marmor, mit großen Kosten aus der Fremde herbeigeschafft, in den lebhaftesten Farben, gleich Edelgesteinen funkelnd. Und er hauste nun mit den Göttern zusammen; er hatte dicht neben seiner Wohnung den Apollotempel und einen Tempel der Vesta erbaut, um sich das göttliche, ewige Königtum zu sichern. Von nun an war der Same der kaiserlichen Paläste gesät; sie wuchsen, wucherten auf und bedeckten den ganzen Palatin.
    Ach, diese Allmacht des Augustus, diese vierundvierzig Jahre einer vollständigen, unbedingten, übermenschlichen Herrschaft, wie kein Despot je ihresgleichen gekannt hat, selbst nicht im Wahnsinn seiner Träume! Er ließ sich alle Titel verleihen, er vereinigte in seiner Person alle hohen Aemter. Als Kaiser und Konsul befehligte er die Armeen und übte die Exekutivgewalt aus; als Prokonsul besaß er die Suprematie in den Provinzen; als lebenslänglicher Zensor und Princeps herrschte er über den Senat, als Tribun war er der Herr des Volkes. Und er ließ sich zum Augustus ausrufen; er war geheiligt, ein Gott unter den Menschen, hatte seine Tempel, seine Priester, wurde zu Lebzeiten angebetet wie eine auf Erden wandelnde Gottheit. Und zuletzt wurde er Großpontifex, vereinigte die religiöse Macht mit der staatlichen. Damit verwirklichte er durch einen Geniestreich die Vollständigkeit der höchsten Herrschaft, zu der ein Mensch gelangen kann. Da der Großpontifex kein Privathaus bewohnen darf, hatte er sein Haus für Staatseigentum erklärt. Da der Großpontifex sich nicht vom Tempel der Vesta entfernen darf, baute er in seinem Hause einen Tempel dieser Göttin und überließ den Vestalinnen die Hut des alten Altares am Fuße des Palatin. Nichts war ihm zu teuer; denn er fühlte wohl, daß in dieser in einer Person vereinigten Doppelmacht, in dem zugleich König und Priester, Kaiser und Papst Sein, die menschliche Souveränität, das Inderhandhalten der Menschen und der Welt lag. Der ganze Saft einer starken Rasse, alle angehäuften Siege und alle noch zerstreuten Reichtümer entfalteten sich unter Augustus zu einer einzig dastehenden Pracht, wie sie nie mehr in solchem Glänze erstrahlen sollte. Er war wirklich der Herr der Welt; sein Fuß ruhte auf der Stirne der eroberten und pacificirten Völker, ein unsterblicher, künstlerischer und literarischer Ruhm umgab ihn. Es scheint, daß in jenem Moment in ihm der alte, gierige Ehrgeiz seines Volkes, der jahrhundertelange, geduldige Kampf, den es geführt hatte, um das erste Volk zu werden, seine Befriedigung fand. Es ist das Römerblut, es ist das Augustusblut, das endlich in

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