Rom - Band II
zu müssen schien, verschlimmerte sich die Lage infolge der verwickelten Ränke des Vatikans, der Nebenbuhlerschaften, die darnach brannten, durch Verewigung des Skandals den möglichen Papst in ihm zu töten. Auf diese Eroberung der Stimmen ging Donna Serafina jeden Nachmittag aus; sie ward von ihrem Beichtvater, dem Pater Lorenzo, geleitet, den sie täglich im Collegium Germanicum aufsuchte, diesem letzten Zufluchtsorte der Jesuiten in Rom, nachdem sie aufgehört haben, die Herren des Il Gesu zu sein. Die Hoffnung auf Erfolg stützte sich vor allem auf dem Umstande, daß Prada, erschöpft und gereizt, förmlich erklärt hatte, nicht mehr zu erscheinen. Er antwortete nicht einmal auf die wiederholten Vorladungen, so abscheulich und lächerlich erschien ihm die Anklage des Unvermögens, seit Lisbeth, seine erklärte Geliebte vor den Augen der ganzen Stadt, von ihm in guter Hoffnung war. Er schwieg also, stellte sich, als sei er nie verheiratet gewesen, obwohl die Wunde seines in Schach gehaltenen Wunsches, seines gedemütigten Mannesstolzes im Grunde immer blutete und unaufhörlich von den fortwährenden Geschichten, den von der schwarzen Gesellschaft aufgebrachten Zweifeln an seiner Vaterschaft frisch geöffnet wurde. Da nun die gegnerische Partei freiwillig abließ und verschwand, ließ sich die wachsende Hoffnung Benedettas und Darios begreifen, wenn Donna Serafina jeden Abend beim Nachhausekommen ihnen verkündete, daß sie wieder einmal die Stimme eines Kardinals gewonnen zu haben glaube.
Aber der furchtbarste, der Schrecken aller war Monsignore Palma, der von der Kongregation von Amts wegen bestellte Advokat zur Verteidigung des geheiligten Ehebundes. Er besaß fast unbegrenzte Rechte, konnte abermals Berufung einlegen und auf jeden Fall den Prozeß so lange hinausziehen, wie es ihm gefiel. Bereits sein erstes Plaidoyer, die Antwort auf das Moranos, war schrecklich gewesen. Er bezweifelte den jungfräulichen Zustand, führte in wissenschaftlicher Weise Fälle an, wo erkannte Frauen die von den Hebammen festgestellten äußeren Eigentümlichkeiten boten, forderte außerdem eine eingehende Untersuchung durch zwei beeidete Aerzte und erklärte zuletzt, daß, wenn die erste Bedingung des Aktes Gehorsam der Frau sei, die Gesuchstellerin, selbst wenn sie Jungfrau sei, kein Recht habe, die Annullirung einer Ehe zu fordern, deren Vollziehung einzig und allein ihr wiederholter Widerstand verhindert habe. Es verlautete, daß das neue Plaidoyer, das er vorbereitete, noch unerbittlicher sein würde, derart feststehend wäre seine Ueberzeugung. Das schlimme war, daß angesichts dieser schönen Energie der Wahrheit und Logik selbst die wohlwollenden Kardinäle es nie wagen würden, dem heiligen Vater die Annullirung zu raten. Benedetta wurde daher wieder von Mutlosigkeit erfaßt, als Donna Serafina, von einem Besuche bei Monsignore Nani zurückkehrend, sie ein wenig beruhigte, indem sie ihr erzählte, daß ein gemeinsamer Freund es auf sich genommen habe, mit Monsignore Palma zu sprechen. Aber das würde zweifellos sehr viel kosten. Monsignore Palma, ein in kanonischen Angelegenheiten sehr geriebener Theolog von vollkommener Ehrenhaftigkeit, hatte in seinem Leben einen großen Schmerz gehabt; er verliebte sich in späten Jahren wahnsinnig in eine arme Nichte von wunderbarer Schönheit und mußte sie, um Aergernis zu vermeiden, mit einem Schnapphahn verheiraten, der sie nun arm aß und schlug. Der Schein blieb gewahrt. Gerade jetzt machte der Prälat eine schreckliche Krisis durch; er war es überdrüssig, sich zu entblößen, und besaß nicht mehr das notwendige Geld, um seinen Neffen aus einer bösen Geschichte, einer Betrügerei beim Spiel, zu ziehen. Der glückliche Fund bestand darin, daß man den jungen Mann rettete, indem man für ihn bezahlte und ihm dann eine Stellung verschaffte, ohne von dem Oheim etwas zu verlangen. Dieser erschien eines Abends nach eingebrochener Nacht wie ein Mitschuldiger, um Donna Serafina weinend für ihre Güte zu danken.
An diesem Abende war Pierre bei Dario, als Benedetta lachend und vor Freude in die Hände klatschend ins Zimmer trat.
»Es ist geschehen, es ist geschehen! Er ging eben von der Tante fort und hat ihr ewige Dankbarkeit geschworen; jetzt muß er liebenswürdig sein.«
»Aber hat man ihn auch etwas unterschreiben lassen, hat er sich förmlich verpflichtet?« fragte Dario, der mißtrauischer war.
»O nein, was fällt Dir ein! Es war eine so heikle Sache ... Man sagt, daß
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