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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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mich einen Augenblick allein lassen; es wäre mir lieber.«
    Trotzdem hielt er Victorine zurück; sie sollte ihm helfen. Wenn er noch einer zweiten Hilfe bedürfte, würde er Giacomo nehmen. Offenbar wünschte er die Familie zu entfernen, um freier, ohne lästige Zeugen zu sein. Der Kardinal verstand ihn und bemächtigte sich sanft Benedettas, um sie selbst an seinem Arm in den Speisesaal zu führen. Pierre und Don Vigilio folgten ihnen dahin.
    Als die Thüren sich wieder geschlossen hatten, herrschte in diesem Speisesaal, den die klare Wintersonne mit köstlichem Licht und köstlicher Wärme überflutete, die düsterste und drückendste Stille, die man sich denken kann. Der Tisch war noch immer gedeckt; die Teller standen verlassen da, das Tischtuch war mit Krumen beschmutzt, eine Tasse Kaffee war noch halbvoll und in der Mitte befand sich der Korb Feigen, von dem man die Blätter entfernt hatte; aber bloß zwei bis drei Feigen fehlten daraus.
    Vor dem Fenster hockte in einem großen, gelben Sonnenstrahl, durch den die Sonnenstäubchen tanzten, Tata, der Papagei, den man aus seinem Bauer herausgenommen hatte, entzückt, geblendet auf seinem Stock. Dennoch hatte er, erstaunt über den Eintritt so vieler Leute, aufgehört zu schreien und sich mit dem Schnabel die Federn zu glätten; sehr artig drehte er halb den Kopf, um mit seinem runden, forschenden Auge diese Leute besser zu studiren.
    Endlose Minuten verstrichen in dem fieberhaften Warten auf das, was im Innern des Nebenzimmers vorging. Don Vigilio hatte sich schweigend abseits gesetzt, wahrend Benedetta und Pierre, die stehen blieben, ebenfalls unbeweglich schwiegen. Der Kardinal aber hatte seinen endlosen Marsch, dieses instinktive, einlullende Herumwandern wieder aufgenommen, durch das er seine Ungeduld täuschen und rascher zu der Erklärung gelangen zu wollen schien, die er inmitten eines furchtbaren Gedankensturmes unklar suchte. Während sein rhythmischer Schritt mit maschinenmäßiger Regelmäßigkeit erklang, herrschte in ihm eine düstere Wut, eine außerordentliche Verwirrung der extremsten und entgegengesetztesten Regungen. Er suchte verzweifelt nach dem Warum und Wieso. Aber bereits zweimal war sein Blick im Vorübergehen über die Unordnung des Tisches geschweift, als suche er etwas. War es vielleicht der unausgetrunkene Kaffee? Oder das Brot, von dem die Krumen noch umherlagen? Oder diese Lammkoteletten, von denen noch ein Knochen übrig war? Dann, im Augenblick, als er, zum drittenmal vorübergehend, hinsah, fielen seine Augen auf den Korb Feigen, und von einer plötzlichen Offenbarung getroffen, blieb er steif stehen. Der Gedanke hatte ihn gepackt und nahm ihn in Besitz, ohne daß er wußte, welches Experiment er unternehmen solle, damit der jähe Verdacht sich in Gewißheit verwandle Einen Augenblick blieb er so, suchend und nicht findend, die Augen auf den Korb geheftet, stehen. Endlich ergriff er eine Feige und näherte sie seinem Gesichte, wie um sie ganz in der Nähe zu betrachten. Aber sie bot nichts Bemerkenswertes und er war im Begriffe, sie zu den anderen zurückzulegen, als Tata, der Papagei, der Feigen sehr gern aß, einen schrillen Schrei ausstieß. Und das war eine Erleuchtung; das gesuchte Experiment bot sich dar.
    Langsam, mit seiner ernsten Miene, das Gesicht in tiefe Schatten getaucht. trug der Kardinal dem Papagei die Feige hin und gab sie ihm ohne Zögern oder Bedauern. Es war ein sehr hübsches Tier, das einzige, das er so leidenschaftlich geliebt hatte. Den feinen, geschmeidigen Körper vorstreckend, dessen seidiges, berggrünes Gefieder sich in der Sonne rosa moirirte, hatte der Papagei die Feige zierlich mit dem Fuß genommen und sie dann mit einem Schnabelhieb aufgeschlitzt. Aber nachdem er sie durchwühlt hatte, aß er nur sehr wenig davon und ließ die noch volle Schale fallen. Der Kardinal sah zu und wartete, noch immer ernst und unbeweglich, Das Warten dauerte volle drei Minuten. Einen Augenblick beruhigte er sich und kraute den Kopf des Papageis, der sich voll Behagen streicheln ließ, den Kopf drehte und sein kleines, rotes, hell wie ein Rubin glänzendes Auge zu seinem Herrn erhob. Aber mit einemmale fiel er wie ein Stück Blei um, ohne auch nur mit den Flügeln zu schlagen. Tata war tot, vernichtet.
    In dem Entsetzen über das, was er nun endlich wußte, fand Boccanera nur eine Geberde; er erhob, schleuderte beide Arme zum Himmel empor. Großer Gott, ein solches Verbrechen, eine so furchtbare Verwechslung, ein so

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