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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Stille in die Kapelle zurück. Dort knieten beide nieder und der Kardinal versank, auf der kahlen Diele knieend, in ein brennendes Gebet. Die Augen zu dem kupfernen Kruzifix erhoben, sah und hörte er nichts mehr; er gab sich ganz hin, flehte Jesus an, ihn an Stelle seines Neffen zu nehmen, wenn ein Opfer nötig war, und verzweifelte noch immer nicht daran, den himmlischen Zorn zu erweichen, so lange Dario einen Hauch des Lebens in sich hatte, so lange er selbst so auf den Knieen lag und mit Gott sprach. Er war so demütig und zugleich so hehr! Mußte denn das Einverständnis zwischen Gott und einem Boccanera sich nicht doch ergeben? Der alte Palast hätte zusammenbrechen können, er würde das Stürzen der Balken nicht gemerkt haben.
    Mittlerweile hatte sich im Zimmer, unter dem Gewichte der tragischen Majestät, die die Zeremonie darin zurückgelassen zu haben schien, noch nichts gerührt. Und jetzt erst schlug Dario die Lider auf. Er blickte seine Hände an und sah, daß sie so eingeschrumpft, so alt geworden waren, daß ein ungeheurer Schmerz um das fliehende Leben sich in seinen Augen malte. Zweifellos ging ihm in diesem klaren Augenblick, mitten in dieser Art von Rausch, mit dem das Gift ihn überwältigte, zum erstenmal das Bewußtsein seines Zustandes auf. Ach, sterben, unter solchen Schmerzen, in einem solchen Verfall sterben! Welch empörender Greuel für dieses leichtfertige, selbstsüchtige Wesen, für diesen Verehrer der Schönheit, der Heiterkeit und des Lichtes, der nicht zu leiden verstand! Das grausame Schicksal strafte sein endendes Geschlecht allzu rauh an ihm. Es graute ihm vor sich selbst, und Verzweiflung, kindischer Schrecken ergriffen ihn, die ihm die Kraft gaben, sich aufzusetzen und bestürzt im Zimmer umher zu schauen, um zu sehen, ob alle ihn verlassen hatten. Aber als sein Blick auf Benedetta fiel, die noch immer zu Füßen des Bettes kniete, riß es ihn ein letztesmal zu ihr hin. Er streckte ihr so leidenschaftlich, als seine Kräfte es erlaubten, die Arme entgegen und stammelte ihren Namen:
    »O Benedetta, Benedetta!«
    Sie, unbeweglich, im Warten erstarrt, hatte kein Auge von ihm verwandt. Das schreckliche Nebel, das ihren Geliebten wegraffte, schien sie, je schwächer er wurde, immer mehr und mehr zu ergreifen und zu zerstören. Ihr Gesicht wurde unkörperlich weiß und durch die Löcher ihrer hellen Pupillen begann man ihre Seele zu sehen. Aber als sie ihn jetzt sah, vom Tode auferstehend, mit ausgestreckten Armen ihren Namen rufend, da erhob sie sich ebenfalls, näherte sich ihm und stellte sich neben das Bett.
    »Ich komme, mein Dario ... Da bin ich, da bin ich!«
    Und nun wohnten Pierre und Victorine, die noch immer auf den Knieen lagen, dem erhabenen Akte bei. Er war von so außerordentlicher Größe, daß sie am Boden angenagelt blieben, wie bei einem unirdischen Schauspiel, an dem Menschen nicht mehr teilzunehmen haben. Benedetta selbst sprach und handelte wie ein Geschöpf, das, von allen konventionellen und sozialen Banden befreit, bereits außerhalb des Lebens steht und die Wesen und Dinge nur noch aus weiter Ferne, aus der Tiefe des Unbekannten, in dem es verschwinden wird, sieht und vernimmt.
    »O, mein Dario, man wollte uns trennen. Ja, nur damit ich mich Dir nicht geben kann, damit wir niemals Arm in Arm glücklich werden, hat man Deinen Tod beschlossen, wohl wissend, daß Dein Leben meines mitreißt ... Jener Mann hat Dich getötet – ja, er ist Dein Mörder, selbst wenn ein anderer es gethan hat. Er ist die erste Ursache, er hat mich Dir gestohlen, als ich Dein werden sollte, er hat unser beider Leben verwüstet, er hat um uns, in uns das abscheuliche Gift gehaucht, an dem wir sterben ... Ah, wie ich ihn hasse, wie ich ihn hasse! Ich möchte ihn mit meinem Haß zermalmen, ehe ich in Deinen Armen von hinnen gehe!«
    Sie hob die Stimme nicht, sondern sprach diese furchtbaren Worte mit einem tiefen Flüstern, einfach, leidenschaftlich. Pradas Name ward nicht einmal genannt und sie kehrte sich kaum zu dem von Erstarrung ergriffenen Pierre hinter ihr um, während sie mit befehlender Miene hinzufügte:
    »Sie werden seinen Vater sehen. Ich trage Ihnen auf, ihm zu sagen, daß ich seinen Sohn verflucht habe. Der zärtliche Held hat mich sehr geliebt, ich liebe ihn noch und diese Worte, die Sie ihm überbringen werden, müssen ihm das Herz zerreißen. Aber ich will, daß er es erfährt; er muß es wissen, um der Wahrheit und der Gerechtigkeit willen.« Als Dario merkte, daß

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