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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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verwischten sich in dem wirren Chaos des Staubes eines alten Sternes, der gleichsam hier zersprungen war und fortan nichts mehr als eine Art phosphoreszirenden Sandes seiner Herrlichkeit hinterließ. Was für eine dunkle, derart mit Licht bestreute Unendlichkeit war das, was für eine ungeheure, dunkle, unbekannte Masse, in der die siebenundzwanzig Jahrhunderte der ewigen Stadt, ihre Ruinen, ihre Monumente, ihr Volk, ihre Geschichte untergegangen zu sein schienen, so daß man nicht mehr zu sagen vermochte, wo sie begann oder wo sie endete! Vielleicht breitete sie sich bis an den unbegrenzten Rand des Dunkels aus, das die ganze Nacht umspannte, vielleicht war sie so zusammengeschrumpft, so verschwunden, daß die Sonne bei ihrer Rückkehr nur mehr das bißchen Asche beleuchtete!
    Aber selbst angesichts dieses Schattenmeeres voll erhabenen Friedens steigerte sich die nervöse Angst Pierres, trotzdem er sich anstrengte, sie zu beruhigen, von Sekunde zu Sekunde. Er trat von dem Fenster fort und sein ganzes Wesen erzitterte, als er ein leichtes Geräusch von Schritten hörte. Er glaubte, daß man ihn holen komme. Das Geräusch kam aus dem Nebensaal, dem kleinen Thronsaal: er bemerkte nun, daß dessen Thür halb offen geblieben war. Da er nichts mehr hörte, wagte er sich in dem Fieber seiner Ungeduld vor und streckte den Hals aus, um etwas zu sehen. Es war abermals ein mit rotem Damast ausgeschlagener, ziemlich großer Saal, mit einem vergoldeten roten Sammetlehnstuhl unter einem Baldachin aus gleichem Sammet, und auch hier erblickte man den unvermeidlichen Pfeilertisch, das hohe, elfenbeinerne Kruzifix, die Uhr, die zwei Lampen, die Armleuchter, zwei große Vasen auf Sockeln, zwei andere von geringerer Höhe, mit dem Bilde des heiligen Vaters geschmückt, aus der Fabrik von Sévres; dennoch merkte man hier mehr Behaglichkeit. Der Smyrnateppich bedeckte das ganze Plattenpflaster, an den Wänden zogen sich einige Lehnstühle hin, ein falscher, mit Stoff verkleideter Kamin bildete das Gegenstück zu dem Pfeilertisch. Der Papst, dessen Zimmer auf diesen Saal ging, empfing hier gewöhnlich die Personen, die er ehren wollte. Der Schauer Pierres verstärkte sich bei dem Gedanken, daß er nur mehr dieses Gemach zu durchschreiten habe, daß dort, hinter jener einfachen Holzthür Leo XIII. sich befand. Warum ließ man ihn warten? Schickte man sich an, ihn in diesem Saal zu empfangen, um ihn nicht in eine zu große Intimität zuzulassen? Man hatte ihm von geheimnisvollen Besuchen zu solcher Stunde, von Unbekannten erzählt, die in derselben Weise, schweigend, hereingeführt wurden. Das waren große Persönlichkeiten, deren Name sehr leise geflüstert ward. Ihn mußte man wohl für kompromittirend halten, da man ohne Wissen der Umgebung in Muße mit ihm sprechen wollte, ohne sich zu etwas zu verpflichten. Dann erklärte er sich plötzlich die Ursache des gehörten Geräusches; er bemerkte auf dem Pfeilertisch neben der Lampe eine kleine Holzkiste, eine Art tiefer Henkeltasse, auf der sich die Ueberreste einer Abendmahlzeit, Geschirr, Eßzeug, eine Flasche und ein Glas befanden. Er begriff, daß Herr Squadra, nachdem er die abgetragenen Speisen im Zimmer bemerkt, sie herausgetragen hatte und dann wieder zurückgekehrt war, um noch ein paar häusliche Verrichtungen zu besorgen. Er kannte die große Mäßigkeit des Papstes, wußte, daß er seine Mahlzeiten auf einem schmalen Gueridon einnahm, wobei alles auf einmal in dieser kleinen Kiste hereingebracht wurde. Er nahm eine Fleischspeise, ein Gemüse, auf Befehl des Arztes zwei Schlückchen Bordeaux und vor allem Bouillon, Tassen Bouillon, die er gern den alten Kardinälen, seinen Lieblingen anbot, so wie man Thee anzubieten pflegt – ein kräftigender alter Junggesellenschmaus. Der gewöhnliche Tisch Leo XIII. war mit acht Franken per Tag festgestellt. O, Schwelgereien Alexander VI., o, Gelage und Prunkessen Julius II. und Leo X.! Aber aus dem Zimmer kam abermals ein leichtes Geräusch, das er sich nicht erklären konnte; er erschrak über seine Indiskretion und zog eilig den Kopf zurück, denn er glaubte den ganzen kleinen roten Thronsaal, trotz des todten Friedens, in dem er schlief, plötzlich aufflammen zu sehen.
    Da er zu sehr bebte, um unbeweglich bleiben zu können, zog er es vor, mit kleinen Schritten auf und ab zu gehen. Dieser Herr Squadra – Er erinnerte sich jetzt, Narcisse von ihm sprechen gehört zu haben. Er war eine große Persönlichkeit, der wichtigste,

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