Rom kann sehr heiss sein
nehme an, mein Vater...«
»Ja, gewiss. Er hat mir auch von ihrer verschwundenen Freundin erzählt und von Ihrer Entlassung bei der Groninger Polizei.«
»Doktor Falsini, gibt es auch ein Gen für Sommersprossen?«
Er lächelte. »Sie haben das Bild Ihrer verschollenen Freundin im Kopf, nicht wahr? Natürlich wird auch die geheimnisvolle Verteilung solcher Pigmenteinlagerungen genetisch gesteuert. Sie scheint häufig mit dem Phänomen der Rothaarigkeit gekoppelt zu sein. Ein reizvolles Spiel der Natur. Früher sah man darin ein Anzeichen von Hexentum.«
»Noch eine Frage. Wie stehen Sie zum Problem der Leihmütter?«
»Wieso Problem? Es ist etwas ganz Natürliches, wenn eine Frau ihre Gebärmutter gleichsam als Ackerboden für die Aussaat neuen Lebens zur Verfügung stellt. Moralisch habe ich da keine Bedenken. Es gibt höchstens medizinische Unwägbarkeiten. Wir wissen, dass die Plazenta Einfluss auf den Embryo nimmt. So wie das Milieu im Allgemeinen, übrigens auch das Zytoplasma, die Umgebung des Zellkerns. Da wir beim Klonen in der Regel zwei Leihmütter einsetzen müssen, hätte ein solchermaßen entstandenes Kind im Grunde drei Mütter.«
»Wieso zwei Leihmütter?«
»Nun, man entnimmt dem Eierstock einer Frau, die sich ein Kind aus eigenem Fleisch und Blut wünscht, einige Eier. Diese Oozyten werden entkernt und anschließend entweder mit fremden oder im Falle der Parthenogenese mit eigenen adulten, das heißt erwachsenen neuen Zellkernen zum Beispiel aus der Brustdrüse versehen, die man vorher in die G0-Phase versetzt hat. So entsteht ein rekonstruierter einzelliger Embryo, eine Zygote, die man problemlos einfrieren kann. Von ihnen werden jeweils drei oder vier in die Eierstöcke verschiedener Leihmütter implantiert. Diese Eierstöcke binden wir ab, sodass kleine Brutkammern entstehen. Nun beginnt die Teilung der Embryonen durch Furchung, bis sie hohlkugelförmige Gestalt annehmen. Solche so genannten Blastozyten kann man nun aus den primären Leihmüttern herausholen, um festzustellen, welche die Prozedur überstanden haben. Nun implantiert man je zwei der besten Blastozyten in die Gebärmutter einer zweiten Leihmutter. Mit einigem Glück kommuniziert die Blastozyte mit der neuen Umgebung. Sie stirbt nicht ab, sondern entwickelt sich weiter zur Blastula, dann zur Gastrula, mit anderen Worten, wir haben es mit einer echten Schwangerschaft zu tun, an deren Ende ein Kind geboren wird. Es ist ein perfekter Klon der Mutter oder der Klon einer anderen Person, die den Zellkern geliefert hat. Man könnte den ganzen Vorgang auch mit nur einer Leihmutter bewerkstelligen, aber dann könnte man ihn nicht steuern und würde mit einer wesentlich höheren Quote von Fehlern, von Missgeburten zum Beispiel, rechnen müssen.«
»Könnte das nicht juristische und auch psychische Probleme erzeugen, zumal Sie sagen, dass auch die Plazenta auf die Eigenschaften des Kindes einwirkt?«
»Sie haben Recht. Im Idealfall sollte man darum den aus einer erwachsenen Körperzelle rekonstruierten Embryo auch der Mutter selbst implantieren. Dann würde man auch die Abstoßung des Embryos durch das Immunsystem der Leihmutter vermeiden. Da jedoch die ganze Prozedur sehr umständlich ist und nur sehr wenige aus sehr vielen rekonstruierten Embryonen sie durchstehen, wird man Leihmütter zumindest beim derzeitigen Stand der Technik leider nicht vermeiden können. Wichtig ist auch, dass man Leihmütter zur Verfügung hat, die im ersten oder zweiten Tag des Geschlechtszyklus sind, sodass der Eileiter zur Aufnahme von Zygoten hormonell prädestiniert ist.«
»Welche Komplikationen kann es für die Leihmütter geben?«
»Es scheint, dass rekonstruierte Embryonen langsamer wachsen als natürliche, vielleicht weil die interne Kommunikation zwischen Zytoplasma und neuem Kern erst allmählich in Gang kommt. Die dadurch bedingte Verlängerung der Schwangerschaft führt zum so genannten Riesenfetussyndrom. Die Kinder werden in der Gebärmutter zu groß für den Gebärkanal. Man muss sie in jedem Fall durch einen Kaiserschnitt zur Welt bringen. Aber auch dann sind sie noch Frühgeburten. Wir wissen übrigens nicht, ob die Verwendung adulter Zellen beim Klonen dazu führt, dass der Embryo sozusagen vorzeitig altert. Sie haben sicher davon gehört, dass das berühmte Klonschaf Dolly in ungewöhnlich jungem Alter Arthrose bekam, wie man sie sonst nur bei älteren Tieren findet. Wir hoffen jedoch, dass wir derlei Konsequenzen wie Frühvergreisung
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