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Rom kann sehr heiss sein

Titel: Rom kann sehr heiss sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Bo tius
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Überzeugung, man muss die ungeahnten Möglichkeiten der Gentechnik nutzen, um einen neuen Adam zu schaffen, um ihm neues Pneuma einzuhauchen. Ein Adam, der weiblicher ist als der alte, weniger aggressiv, weniger dumm. Der die Umwelt nicht zerstört. Der das Paradies, das Gott ihm zur Verfügung stellt, nicht in eine Wüste verwandelt.«
    »Heißt das, Sie würden auch Leihmütter akzeptieren, Monsignore? Droht da nicht neues Unheil?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Denken Sie nur an Maria. Sie hat Jesus zur Welt gebracht, durchs Ohr gezeugt. Eine wunderschöne Metapher für künstliche Befruchtung. Joseph hatte keinen Verkehr mit ihr. Sie sehen, Maria war die erste Leihmutter, wenn Sie so wollen. Ich gebe zu, es mag in diesem Zusammenhang zu einigen Komplikationen kommen können, aber insgesamt ist die Rolle der Leihmutter bei der Erschaffung des neuen Adam eine höchst ehrenwerte, Doktor Hieronymus.«
    »Gentechnik und Theologie. Ich hätte nie gedacht, dass sich da Brücken schlagen lassen!«
    Er lächelte. »Mehr als der Laie sich vorstellen kann. Ich sage nur ein Wort: ›Kodon.‹ Das ist die berühmte Dreibasensequenz, aus der die verschiedenen Aminosäuren aufgebaut sind, die wiederum aneinander gereiht die Proteine ergeben. Diese sind als Bausteine des Lebens zu bezeichnen, denn es gibt keinen Bereich des Lebens, den sie nicht entweder als Rohstoff, als Botenstoff oder als Werkzeug bestimmen. Um es ihnen plastischer zu machen durch einen Vergleich: Es gibt, wie Sie wahrscheinlich wissen, vier Grundbausteine jeglicher genetischer Information, das sind die vier Basen Adenin, Cytosin, Thymin und Guanin. Anfangs glaubte man, dass sie ohne Sinn und Verstand zu einem Kauderwelsch endloser Ketten zusammengefügt sind. Doch dann erkannte man, dass es einen speziellen Code gibt, mit dem die Natur, oder Gott, wenn Sie so wollen, dieses Kauderwelsch in eine lesbare Sprache verwandelt. Jeweils drei der Basen bilden ein Wort, das Kodon. Am Anfang war das Wort, sagt die Bibel, am Anfang war das Kodon, sagt die Genforschung. Jedes dieser Wörter bedeutet eine bestimmte Aminosäure. Da wir vier Basen zur Auswahl haben, aus denen sich jeweils Dreiergruppen bilden lassen, haben wir nach den Gesetzen der Kombinatorik vier mal vier mal vier, also vierundsechzig mögliche Kodone, mehr als genug, um die zwanzig existierenden Aminosäuren zu kreieren. Die Sprache der Natur ist genauso redundant wie die der Menschen. Sie neigt zu Wiederholungen, Verdopplungen und reduziert so Fehler, Missverständnisse in der körperinternen Kommunikation, wie sie als Krankheiten, Missgeburten in Erscheinung treten können. Das Verrückte dabei ist die Tatsache, dass diese Sprache bereits vor drei bis vier Milliarden Jahren entstand und seitdem immer gleich geblieben ist, nur durch die Evolution um immer neue Bücher erweitert, ein Wunder, das allein starke Frömmigkeit erträgt. Die Natur oder Gott haben übrigens nicht von ungefähr einen Code aus drei Elementen gewählt. Zwei wären zu simpel, würden zu wenig Möglichkeiten von Kombinationen eröffnen, vier ergäben derer zu viele. Chaos wäre die Folge. Vater, Sohn, Heiliger Geist, vermehrt um eine vierte Person, welche Katastrophe! Der Teufel hätte natürlich gerne mitgespielt bei dieser Skatrunde. Sie haben ihn Gott sei Dank rechtzeitig rausgeworfen, und nun verlegt er sich schon lange mit Erfolg aufs Kiebitzen. Übrigens, alles Leben besteht aus drei Substanzen, der DNA, der RNS und den Proteinen. Sie sehen, mein Guter, Trinität überall. Schmeckt Ihnen übrigens die Lasagne? Magdalena ist eine gute Köchin. Und sie stellt keine Gefahr für unsere Hormone dar. Finden Sie mich zu freimütig? Auch wir Priester sind Menschen, wir brauchen Liebe, Zärtlichkeit wie jeder normale Mann.«
    »Ich möchte noch einmal auf das Klonen zurückkommen. Ich finde, Sie sind mir vorhin ausgewichen, indem Sie unser Gespräch auf die Vater-Sohn-Problematik lenkten. Sehen Sie nicht die Gefahr, dass der neue Adam, den Sie sich wünschen, zu einem Schreckgespenst mit optimierten Eigenschaften wird, zu einem seelenlosen Roboter? Babys nach dem Katalog? Hautfarbe, Oberweite, alles nach Genlisten bestellbar?«
    »Ich wusste, dass Sie mich das fragen würden. Mein Freund Falsini hat es schon angedeutet. Nun, Klonen ist ein schwieriges Gebiet. Man kann natürlich Unheil anrichten mit dieser Technik, die übrigens bereits existiert und mehr und mehr verbreitet sein wird in naher Zukunft, ob wir wollen oder nicht.

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