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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
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danken, Süße. Wenn du nicht diesen spektakulären Sturz hingelegt hättest, hätte ich meinen Ehemann nie gefunden.«
    »Gern geschehen. Und wenn es diesmal nicht klappt, probier ich beim nächsten Mal was anderes. Vielleicht einen Autounfall oder einen Sturz in eine Gletscherspalte.«
    Ich drückte sie noch einmal, um ihr zu zeigen, wie sehr ich ihre Zuneigung schätzte, dann ging ich ebenfalls in Richtung Toilette. Ich rechnete damit, Lizzy vor dem Spiegel anzutreffen, aber sie war nicht zu sehen. Seltsam. War sie mir etwa unterwegs entgegengekommen?
    Als ich ein lautes Schniefen aus einer der Zellen hörte, wusste ich, wo sie war.
    »Lizzy? Lizzy, bist du das?«
    »Mffaaah.«
    »Lizzy, was ist los? Wo genau bist du?«
    Ich hatte mich inzwischen hingekniet und suchte unter der Tür nach pinkfarbenen Lederstiefeln. Am Ende der Reihe entdeckte ich sie. Und nahm mir vor, der Restaurantleitung zur perfekten Sauberkeit ihres Toilettenbodens zu gratulieren.
    »Lizzy, mach die Tür auf! Ich bin’s.«
    Nach kurzem Zögern schloss sie auf. Als ich sie sah, fiel es mir schwer, einen Aufschrei zu unterdrücken.
    Verheulte Augen. Mascara überall im Gesicht. In der Hand ein weißes Teststäbchen.
    »Oh Scheiße! Bist du … hast du … ich meine, wirst du …?«
    Offenbar hatte ich mir die Sprachmuster der Red-Jones-Schule für romantische Enthüllungen angeeignet.
    »Es geht nicht!«, schluchzte sie.
    »Aber wieso nicht?«
    »Weil ich nicht schwanger sein darf. Es geht einfach nicht.«
    Ich bückte mich, nahm sie in die Arme und drückte sie fest. Auch zur großzügigen Bemessung ihrer Toilettenzellen sollte man die Geschäftsleitung beglückwünschen.
    »Komm schon, Lizzy, so schlimm kann es doch nicht sein«, sagte ich leise.
    So hatte ich Lizzy bisher nur bei traurigen Kinofilmen und schwerem PMS erlebt. Sie war immer unsere Optimistin, unser Spaßbündel, das alle Probleme löste und ein Leben lebte, das vor positivem Karma und mönchartigem Zen nur so strotzte.
    »Doch, ist es. Es ist schlimm. Sogar sehr schlimm. Oh, Lou, ich wollte nicht, dass du was mitkriegst, bevor wir wieder zu Hause sind. Niemand weiß etwas. Nur ich. Und … oh Mist, Lou, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
    Die Härchen in meinem Nacken richteten sich auf; ich wurde unruhig. Was zum Teufel war denn nur los?
    »Lizzy, ganz gleich, was es ist, es wird alles gut, ja?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf.
    Ich hörte, dass jemand den Toilettenraum betrat, Lizzys verzweifelten Ausruf hörte und sich daraufhin eilig verzog.
    »Doch. Egal, was es ist, wir kriegen das hin. Es wäre doch keine Katastrophe, noch ein Baby zu bekommen, oder?«
    »Doch.« Jetzt liefen ihr Tränen über das Gesicht. »Ben ist ausgezogen.«
    »Es wird alles gut«, murmelte ich und strich ihr übers Haar. »Und wir werden … Was? Ben ist was?«
    »Ausgezogen.«
    »Ach du Scheiße! Wieso? Warum tut er so was? Er liebt dich doch und die Kinder, er würde doch nie …«
    Zwei riesige, kugelrunde, hilflose Augen blickten mich an, warteten darauf, dass ich weiterredete, das Unaussprechliche aussprach …«
    »Oje! Er hat eine andere, stimmt’s?«
    Sie nickte langsam. Die Tränen flossen nun nicht mehr, an ihre Stelle war ein tauber, resignierter Gesichtsausdruck getreten. Ich konnte das alles nicht glauben. Ben? Niemals. So war er doch nicht. Ich kannte ihn schon ewig, so was hätte ich ihm nie zugetraut.
    Plötzlich blitzte eine Erinnerung in mir auf. Marc. Im Salon. Er hatte irgendwas gesagt, dass er Ben in einem Club gesehen hätte. Aber es konnte doch nicht schon so lange gehen? Das war ein Irrtum. Musste ein Irrtum sein.
    »Lizzy, es kann nur eine unbedeutende Affäre sein. Ein Ausrutscher. Weißt du, wer es ist? Ist es jemand, den ich kenne?«
    Im selben Moment wurde mir klar, dass ich diese Information mit äußerster Vorsicht behandeln musste. Wenn Josie oder Ginger den Namen erfuhren, würden sie zehn Minuten nach der Landung in Glasgow bei ihr vor der Tür stehen.
    Erneutes Nicken.
    »Wer ist es?«
    Ich atmete tief ein. Nach gut vierzehn Jahren Arbeit im Friseursalon gab es nur wenige Leute in der Stadt, die ich nicht kannte. Und wenn ich sie nicht selbst kannte, kannte ich jemanden, der sie kannte. Wut machte sich in mir breit. Wie konnte Ben das vor ihrer Haustür tun? Dieses betrügerische, verlogene Schwein. Ich würde ihn …
    »Alex Dunns.«
    Alex Dunns. Alex Dunns. Das kam mir bekannt vor. Moment mal, ja, ich kannte Alex Dunns, aber der konnte es nicht

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