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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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in die Tasche seiner Jeans. »Später, wenn ich es mir verdient habe.«
    Im Gehen streift sein Blick mein linkes Bein, und der Anblick treibt ihn umso schneller zur Tür hinaus.
    Ich würge die Anlage ab (das Konzert ist gerade bei dem unfassbar passenden Song Dumb angekommen – Volltreffer: dämlich! ) und hinke den Flur zum Badezimmer hinunter. Ein Rinnsal aus Blut läuft vom Oberschenkel bis zum Knöchel hinab. Ich fange es mit einem Blatt Toilettenpapier auf, ehe die ersten Tropfen Flecken auf den Bodenfliesen hinterlassen. Die Wunde sieht übel aus, nicht so sehr die Bissstellen selbst, sondern die nach dem eigentlichen Biss dazugekommenen Risswunden. Mit anderen Worten: Hätte ich Shane nicht weggestoßen, befände sich mein Bein jetzt in einem besseren Zustand. Ich hätte dann allerdings deutlich weniger Blut. Oder gar keines mehr.
    Ich hole einen Mullverband aus dem Schränkchen unter dem Waschbecken hervor und presse ihn fest auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Als diese so gut wie versiegt ist, reinige ich die Wunde – ein Vorgang, den ich mit einer Litanei aus Schmerzlauten begleite.
    Vielleicht wäre es besser, die Wunde nähen zu lassen. Aber wie sollte ich diese Verletzung in einer Notaufnahme erklären? Ich kann mich ja selbst kaum davon überzeugen, was da gerade passiert ist. Mein Verstand ist gerade in diesem Augenblick eifrig damit beschäftigt, sich hinter Verleugnungen zu verschanzen.
    Shanes Fangzähne sind nur Fake. Sicher, sie sind nicht aus Plastik gewesen, aber wahrscheinlich aus Porzellan. Sehr scharf geschliffenem Porzellan.
    Ich schließe die Augen und schüttele den Kopf. Die Reißzähne sind eine Sache, aber seine Körperkraft, seine Schnelligkeit und die hypnotische Anziehungskraft seines Blicks – das alles ist sicher nicht menschlich.
    Nein! Nein, nein. Das ist NICHT MÖGLICH . Außer, dass es das eben doch ist …
    Ich habe den blöden Job gekündigt, weil ich geglaubt habe, die Typen von diesem Sender wären nicht richtig im Kopf oder würden mich auf den Arm nehmen. Oder beides. Aber alles, was in dem schmalen Heftchen gestanden hat, ist wahr. Die Moderatoren von WMMP sind nicht verrückt, sie sind nur Vampire.
    Ich verbinde die Wunde und kehre ins Schlafzimmer zurück. Ich habe Angst vor dem Anblick, der mich dort erwartet. Mein Bett sieht aus wie der Tatort eines Mordes, was es ja auch beinahe gewesen ist.
    Oder doch nicht? Shane kam mir nicht so vor, als habe er mich umbringen wollen – er hätte es mit Leichtigkeit tun können. Vielleicht hat er einfach geglaubt, ich sei eine willige ›Quelle‹. Der Gedanke bringt mich dazu, am ganzen Körper zu zittern, eine zu schnelle Art der Bewegung: Sofort jagen Schmerzstöße durch meinen Körper.
    Ich halte mir die blutigen Laken auf Armeslänge vom Leib, während ich sie ins Badezimmer trage. Dort stopfe ich sie in die Badewanne und lasse kaltes Wasser einlaufen. Schon bald ist das Wasser so hellrot wie die Fliesen an den Wänden. Mir ist, als müsste ich losheulen, tue es aber nicht. Es sind doch nur Laken, genau, und mein Kopf ist so … so …
    Gerade noch rechtzeitig packe ich den Waschbeckenrand, um zu verhindern, dass ich auf dem Boden aufschlage. Vor meinen Augen verschwimmt alles. Langsam und vorsichtig lasse ich mich auf die flauschige Badematte sinken und lege mit derselben Vorsicht die Beine auf dem Klodeckel hoch. Der Schmerz im linken Bein lässt mich wimmern.
    Die Broschüre hatte nichts davon gesagt, dass Vampirbisse giftig seien. Also muss meine Benommenheit vom Schock herrühren. Ich decke mich mit der anderen Seite der Badematte zu, damit mein Körper nicht auskühlt, obwohl das Ding nach Fußschweiß stinkt. Sobald ich die Augen schließe, dreht sich alles. Ich starre also lieber den Putz an der Badezimmerdecke an und versuche, das rasante Gedankenkarussell in meinem Kopf anzuhalten.
    Mich eine skeptische Natur zu nennen ist wie einen Eisbären als weiß zu bezeichnen. Aber diese Geschichte schien wirklich wahr zu sein; das war heftig! Heftiger als eine Invasion von Außerirdischen und Elvis’ Rückkehr zu den Lebenden auf einmal. Wenn Vampire tatsächlich existieren, dann ist ab-so-lut alles möglich.
    Halt, so nicht! Ich sollte mich beim ersten Gedankenflug nicht gleich in die tiefste Stelle des Tals der Bekloppten stürzen. Besser, ich halte mich an dem fest, was von meinem Verstand noch übrig ist.
    Kaum hat die Benommenheit nachgelassen, lasse ich das blutige Wasser aus der Wanne und fülle sie

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