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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Hauptredner im Healing-Horizons-Forum (das wäre in dem Fall dann die Religion) halten, das sie gegründet haben. Und außerdem war es Dad, der darauf bestanden hat, dass ich mit ihr rede. Ich hätte gerne darauf verzichtet.
    »Ich habe eine Liste gemacht«, entgegne ich schließlich.
    »Nicht noch eine! Du hast einen Listen-Tick!«
    »Oh, das ist unfair.«
    »Ich finde nicht. Überall sehe ich nur Listen. Du machst so viele Listen, dass ich mich wundere, wie du überhaupt die Zeit findest, etwas davon zu erledigen.«
    »Listen helfen einem dabei, sich zu konzentrieren«, erläutere ich, greife nach meinem Notizbuch und schlage die Seite auf, auf der steht: » LEXIS FÜNF - PUNKTE - PLAN« .
    »Punkt eins: dein Zimmer.«
    »Oh, du hast es gesehen?«
    »Ja, und ich hätte fast einen Anfall bekommen. Also räum es bitte auf. Aber weiter, Punkt zwei: Du brauchst einen Job. Wenn du nicht wieder zur Schule gehst – was im Übrigen Punkt drei ist: Wir müssen das mit der Schule noch mal gründlich diskutieren –, dann musst du wissen, was du sonst machen willst. Ich dachte, wir könnten deine Möglichkeiten mal aufschreiben.«
    »Eine Liste machen, meinst du?«
    »Punkt vier«, seufze ich. »Du musst Dad anrufen.«
    »Ich rufe ihn morgen an.« Sie zuckt mit den Schultern.
    »Gut. So, das sind alle.«
    »Das sind alle? Das ist die ganze Liste?«
    »Jap. Ich hab dir doch gesagt, dass es nicht so schlimm ist.«
    »Aber stand da nicht, dass es fünf Punkte sind?«, beharrt sie und rutscht näher an mich heran.
    »Sagte ich das?« Schnell lege ich meine Hand über den fünften Punkt. Den, den Dad mir aufgetragen hat. Den, der die Gründe dafür betrifft, warum Lexi so komisch ist.
    Sie hebt meine Finger vom Notizbuch.
    »Herausfinden, was Lexi hat«, liest sie. »Oh Gott!« Sie schmeißt sich dramatisch auf das Sofa. »Hat Dad dir das eingeredet? Ja, oder? Ich habe gar nichts, außer dass mich ständig alle fragen, was ich habe – und Eltern, die mich behandeln, als hätte ich Depressionen oder wäre total verrückt. Als wäre es nicht völlig normal für eine Siebzehnjährige, nicht genau zu wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen will.«
    »Natürlich ist das normal«, beschwichtige ich sie. »Ich bin zweiunddreißig, und ich habe immer noch keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen will.«
    »Lügnerin!«
    »Nein, das stimmt. Es ist nur, dass Dad gesagt hat …«
    »Es ist mir egal, was Dad gesagt hat. Er ist manchmal so ein Vollpfosten. Ich meine, ich liebe ihn, aber er versteht mich nicht. Er und Mum sagen mir ständig: ›Du kannst tun, was du willst, Alexis. Die Welt liegt dir zu Füßen!‹ Aber was, wenn man nicht weiß, was man tun will? Was dann?«
    »Ich dachte, du wolltest Schuh-Designerin werden?«
    »Oh, das meine ich doch nicht ernst. Ich bin richtig schlecht in Kunst.«
    »Ich bin sicher, das bist du nicht.«
    »Doch, das bin ich. Ich bin in allen meinen Fächern schlecht.«
    Ihr Gesicht wird blutrot, und sie sieht aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
    »Hör zu«, sage ich, als mir klar wird, dass wir so nicht weiterkommen. »Wir müssen das nicht jetzt besprechen.«
    »Gut«, meint sie, »weil es kein großes Geheimnis gibt. Ich bin hergekommen, um Spaß zu haben, ganz einfach. Ich möchte mich einfach amüsieren.«
    Und warum weinst du dann?, will ich fragen. Aber natürlich mache ich das nicht.

5
    Caroline. Tut mir leid, aber ich kann morgen nicht mit zu der Ausstellung kommen. Habe einen wichtigen Termin. Wünsche dir viel Spaß.
    Ich starre wieder auf die SMS . Zum x-ten Mal in zwei Tagen. Warum hat er mich nicht angerufen? Und »Caroline«. Martin nennt mich nie Caroline. Und kein Kuss. Nicht mal ein freundliches Ausrufezeichen.
    Ich rufe ihn noch mal an, aber wieder springt sofort der Anrufbeantworter an, und diesmal hinterlasse ich keine Nachricht. Außerdem weiß Martin nicht, wie man geheimnisvoll tut, also hat er wahrscheinlich wirklich einen wichtigen Termin, den er nicht verschieben kann; wahrscheinlich hat es etwas mit seinen Weisheitszähnen zu tun.
    Lexi ist jetzt schon fast eine Woche da, und seit dem Haarfärbe-Fiasko und dem Tattoo zeigt sie sich von ihrer besten Seite. Außerdem scheint ihr der Job bei Wayne zu gefallen; der Typ hat in meinem Haus schon Guru-Status erreicht.
    »Wayne sagt, dass Leute, die ständig Listen schreiben, damit nur verbergen wollen, wie unglücklich sie sind«, erklärte mir Lexi neulich, als ich »Teppiche reinigen« auf die Liste setzte, die

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