Roman
außerhalb des Schlafzimmers wissen wir nicht mal wirklich, was der andere mag oder nicht mag. Was soll das also alles, fange ich an, mich zu fragen, während Toby über unseren Aufenthalt hier redet. Warum hat er mich hierhergebracht, warum liebe ich ihn überhaupt, wenn doch niemals wirklich etwas passieren, wenn sich nie etwas ändern wird? Manchmal kommt mir das alles so sinnlos vor, so, als würde ich all meine Energie in etwas stecken, das irgendwann nicht mehr als ein Staubkorn in Toby Delaneys Liebesleben sein wird. Aber ich habe meine Brücken schon verbrannt. Das Flirten und die koketten Spielchen sind vorbei. Ich stecke schon viel zu tief drin.
»Liebst du sie?« Die Frage rutscht mir einfach aus dem Mund.
»Wen?«
»Rachel, Toby. Deine Frau – erinnerst du dich an sie?«
Er lacht verlegen. »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
»Ich möchte es einfach wissen. Tust du es oder nicht?«
Als ich das sage, wird mir klar, dass ich immer davon ausgegangen bin, dass er es nicht tut, und wie absurd das ist – jetzt, wo ich sie kennengelernt habe –, weil sie wunderschön und charmant ist und ich keinen Grund sehen kann, warum er sie nicht lieben sollte. Und was würde es über ihn aussagen, wenn er es nicht täte? Aber ich habe auch furchtbare Angst davor, dass er Ja sagt. Deshalb ist das ein Schlüsselmoment. Dieser Moment in diesem heruntergekommenen Café entscheidet im Grunde über unsere gemeinsame Zukunft. Wenn er Nein sagt, was dann? Dann muss er sie verlassen. Die Dinge müssen sich ändern. Und wenn es ein Ja ist, dann muss ich gehen, in den Zug steigen und nach Hause fahren. Wie auch immer, mir ist bewusst, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben etwas in einer Beziehung überhaupt nicht unter Kontrolle habe. Ich stehe nicht nur den Gefühlen von jemandem hilflos gegenüber, sondern auch den Gefühlen, die er für eine andere hat. Doch dann sagt er:
»Weißt du, es ist eigentlich nur noch scheiße. Wir haben keinen Sex mehr. Wir schlafen in getrennten Schlafzimmern, wir reden nicht mehr wirklich miteinander …«
Ich erinnere mich an die Hausführung, an das, was Rachel über die postkoitalen Zigaretten gesagt hat und darüber, dass sie das Fenster aufmachen muss.
»Aber Rachel hat erzählt …«
Toby winkt ab.
»Sie hat nur so getan«, behauptet er. »Sie arbeitet immer nur, Caroline. Arbeitet, arbeitet, arbeitet. Natürlich kann ich mich darüber eigentlich nicht beschweren. Schließlich ist es dadurch leichter für mich, dich zu treffen.« Er legt seine Hand auf meine. »Wir hatten doch heute eine schöne Zeit, oder nicht? Nur du und ich, an einem anderen Ort, wo wir uns keine Sorgen machen müssen, dass die Leute uns sehen. Ich habe mich großartig amüsiert.«
»Ich auch«, gebe ich zu. »Aber machst du dir denn …«
»Was, meine Schöne?«
Seine Stimme ist so zärtlich, es bringt mich um.
»… gar keine Gedanken über das hier? Darüber, was wir tun? Es war irgendwie okay, bevor ich sie getroffen habe, Toby, aber jetzt – jetzt hat es eine ganz neue Ebene erreicht, oder nicht? Eine ganz neue Ebene von Lügen und Betrug. Ich meine, ahnt sie denn nichts?«
»Wer? Rachel?«
»Ja!« Manchmal frage ich mich, ob Toby sogar vergessen hat, dass sie existiert. »An dem Grillabend habe ich mich so lächerlich gemacht, weil ich so schrecklich betrunken war.«
»Komm schon, so schlimm war es nicht, es war lustig.«
»Lustig?« Ich kann nicht glauben, dass er das gerade gesagt hat. »Für mich war es nicht lustig, es hat mich fast umgebracht, Toby. Zuerst wurde ich durch euer Haus geführt. Ich musste dastehen und mir anhören, welche morgendlichen Rituale ihr so habt. Und dann habt ihr auch noch versucht, mich mit Leuten aus eurem Fotoalbum zu verkuppeln.«
»Oh, Steeley! Ich habe dir doch gesagt, dass es ein doppelter Bluff war.«
»Wie auch immer, es war furchtbar. Wie, glaubst du, habe ich mich dabei gefühlt? Jedenfalls – um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, als wäre das alles nicht schon grässlich genug gewesen – habe ich dann auch noch diese Fever-Pitch -Sache von mir gegeben, und das war so schlimm und so eindeutig erfunden und so völlig offensichtlich, dass wir das niemals gelesen hatten – oder überhaupt irgendein Buch –, dass sie etwas gesagt haben MUSS !«
Toby schüttelt den Kopf.
»Nichts.«
»Wirklich?«
»Kein Wort. Sie ahnt nichts. Ehrlich. Du musst bedenken, dass Rachel eine Frau ist, die sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Sie kommt meistens nicht
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