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Roman eines Schicksallosen (German Edition)

Roman eines Schicksallosen (German Edition)

Titel: Roman eines Schicksallosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imre Kertész
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Wertsachen. Auch ich musste – als ich an der Reihe war – Geld, Uhr, Taschenmesser und alles Sonstige vor ihnen auf einen Tisch legen. Ein stattlicher Gendarm hat mich mit schnellen und irgendwie fachgerecht wirkenden Bewegungen abgetastet, von den Achselhöhlen bis zu den Beinen meiner kurzen Hose. Hinter dem Tisch sah ich auch den Oberleutnant – wie ich bis dahin bereits den Worten entnommen hatte, die die Gendarmen untereinander wechselten, hieß der Gestiefelte in Wirklichkeit Oberleutnant Szakál. Zu seiner Linken bemerkte ich sogleich noch einen schnauzbärtigen, metzgerhaften Gendarmen in Hemdsärmeln, der sich dort auftürmte, in der Hand ein rollenförmiges und im Grunde etwas lächerliches, weil an das Nudelholz einer Köchin erinnerndes Instrument. Der Oberleutnant war ganz freundlich: Er fragte, ob ich Papiere besitze, dann konnte ich allerdings kein Anzeichen, nicht einmal ein Aufblitzen, von der Wirkung meines Ausweises bei ihm feststellen. Ich war überrascht, doch dann – vor allem auch in Anbetracht einer zum Gehen auffordernden und widrigenfalls ein unmissverständliches Versprechen andeutenden Gebärde des schnurrbärtigen Gendarmen – habe ich es vernünftiger gefunden, keine Einwände zu machen, versteht sich.
    Darauf wurden wir alle von den Gendarmen aus der Kaserne hinausgeführt und zunächst in einen Sonderzug der Straßenbahn gestopft, an einem Platz am Donauufer auf ein Schiff verladen und nach dem Anlegen dann eine Wegstrecke zu Fuß weitergeführt – und so eigentlich bin ich in die Ziegelei gekommen, genauer, wie ich dann an Ort und Stelle erfahren habe, in die «Ziegelei Budakalász».
    Ich habe am Anmeldungsnachmittag dann noch viele andere Dinge über die Reise erfahren. Auch die Leute mit den Armbinden waren überall und gaben auf jede Frage bereitwillig Auskunft. Allen voran suchten sie die Jungen, Unternehmungslustigen und Alleinstehenden. Doch wie ich hörte, versicherten sie auf Fragen hin, dass auch Frauen, Kinder und Alte Platz finden würden und dass sie auch ihr gesamtes Gepäck mitnehmen durften. Ihrer Ansicht nach war die Frage aber vor allem, ob wir die Angelegenheit unter uns und auf diese Weise so menschlich wie möglich erledigen oder ob wir lieber abwarten wollten, bis die Gendarmen den Beschluss an uns vollziehen würden. Wie sie nämlich erläuterten, musste der Transport auf jeden Fall vollzählig sein, und sollten ihre Listen nicht voll werden, dann würden die Gendarmen unsere Musterung vornehmen: Und so waren die meisten, wie ich selbst auch, der Ansicht, es liege auf der Hand, dass wir natürlich im ersteren Fall besser dran seien.
    Auch über die Deutschen sind mir sogleich viele verschiedene Meinungen zu Ohren gekommen. So bekannten sich zahlreiche, und zwar vor allem ältere Leute, die schon über Erfahrungen verfügten, zu der Ansicht, die Deutschen seien, was immer ihre Auffassung von den Juden sein möge, im Grunde genommen – wie das im Übrigen jedermann wisse – saubere, anständige Menschen, die Ordnung, Pünktlichkeit und Arbeit liebten und es auch bei anderen zu ehren wüssten, wenn sie bei ihnen die gleichen Eigenschaften feststellten; im Großen und Ganzen entsprach das in der Tat ungefähr dem, was auch ich von ihnen wusste, und ich dachte, ich könnte bei ihnen dann wohl auch einen Nutzen daraus ziehen, dass ich mir am Gymnasium ihre Sprache bis zu einem gewissen Grad angeeignet hatte. Vor allem aber würde ich von der Arbeit endlich geordnete Verhältnisse, Beschäftigung, neue Eindrücke, einen gewissen Spaß, also insgesamt eine sinnvollere und mir passendere Lebensweise als die hiesige erwarten dürfen, so wie das ja auch versprochen worden war und wie wir Jungen es uns untereinander ausmalten, natürlicherweise; und außerdem ging mir noch kurz durch den Kopf, dass ich auf diese Weise ein Stückchen von der Welt sehen könnte. Und um die Wahrheit zu sagen: Wenn ich an einiges dachte, was in den vergangenen Tagen vorgefallen war, etwa an die Gendarmerie, vor allem aber an meinen rechtmäßigen Ausweis und überhaupt an die Gerechtigkeit, so hielt mich auch Vaterlandsliebe nicht zurück, wenn ich dieses Gefühl noch in Betracht ziehen wollte.
    Dann gab es auch Misstrauischere, die anders informiert waren und von anderweitigen Eigenschaften der Deutschen zu wissen meinten; wieder andere, die also in diesem Fall einen besseren Rat von ihnen haben wollten; und wieder andere, die sich anstelle solchen Gezänks für die Stimme der

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