Roman
wissen.
„Ach, ich musste nur gerade an was denken“, gab Kristina zurück. „Unwichtig. Also dann zeige ich dir mal mein Reich.“
„Darf ich Fotos machen?“ Er wedelte dabei mit seinem iPhone.
„Klar“, stimmte Kristina zu und begann mit der Führung.
Währenddessen wartete Rita draußen im Foyer ungeduldig darauf, dass Kristina und Tom zurückkamen. Eigentlich hätte sie längst nach Hause gehen können, da für heute keine weiteren Patienten mehr angemeldet waren. Aber sie wollte sich diesen Adonis auf keinen Fall entgehen lassen. Und so saß sie an ihrem Schreibtisch wie eine Königin und überprüfte mit Hilfe eines Handspiegels ihr Aussehen.
„Hallo Rita“, begrüßte Sophie sie, als diese nun hereinstürmte. „Ist er noch da?“
„Wer?“
„Na Tom.“
Rita nickte und deutete auf die Tür zum zweiten Behandlungsraum. „Aber da kannst du jetzt nicht rein.“
Sophie ignorierte den Einwand. Ohne zu klopfen, riss sie die Tür auf. „Hallo Tom.“
Kristina zeigte Tom gerade, wo sich die Installationen befanden. „Sophie? Du bist schon da?“, fragte sie überrascht. Normalerweise kam ihre Tochter nie so früh aus der Redaktion.
„Ach, ich habe so viele Überstunden. Braucht ihr meinen Rat? Wenn es nach mir ginge, dann würde ich …“
„Tom hat ein paar gute Ideen“, unterbrach Kristina ihre Tochter sanft.
„Viel müsste gar nicht verändert werden. Du hast Geschmack und ein gutes Gespür für Räume, Kristina“, stellte Tom anerkennend fest.
Keiner von beiden beachtete Sophie.
„Na dann will ich euch nicht stören“, sagte Sophie eingeschnappt.
„Du störst uns nicht. Wir sind schon fertig mit der Besichtigung. Nur was meine Ideen zum Feng-Shui betrifft, sind wir uns noch nicht einig.“ Kristina lächelte Tom dabei an.
„Das ist doch eh nur so ein Eso-Kram“, wehrte Sophie ab.
„Das seh ich ein bisschen anders“, widersprach Tom. „Vieles von dem, was die Chinesen vor 2.000 Jahren in ihre Architektur einfließen ließen, hat heute noch Gültigkeit – auch bei uns im Westen. Wir nennen es nur anders. Feng-Shui hat nichts damit zu tun, hier ein Windspiel und dort einen Kristall aufzuhängen. Das wäre natürlich wirklich nur Eso-Kram.“
Sophie hing an seinen Lippen und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
„Ich bestehe auf einem Windspiel, und ohne Bergkristall geht hier überhaupt nichts“, konterte Kristina gespielt entrüstet. „Außerdem muss ich einige Zimmerbrunnen aufstellen. Ich habe gelesen, dass das Reichtum und Erfolg ins Haus bringen soll.“
Tom rollte die Augen. „Mit dem Geplätscher treibst du deine Patienten nur dauernd auf die Toilette.“
„Also doch lieber kein Zimmerbrunnen“, seufzte sie.
Tom musste lachen. „Wenn du unbedingt Feng-Shui willst, dann machen wir es richtig.“
Sophie stand in der Tür und betrachtete die beiden finster. „Ich sehe schon, ich störe hier nur.“ Damit machte sie kehrt und dampfte ab.
„Sophie! Was ist denn los?“, rief Kristina ihr nach und wollte ihr hinterherlaufen.
Tom hielt sie am Arm fest. „Wenn du mir die Pläne gibst, kann ich dir meine Vorschläge maßstabsgerecht aufzeichnen.“
„Da muss ich erst einmal suchen“, entgegnete Kristina. „Keine Ahnung, wo ich die hingeräumt habe.“
„Bring sie mir einfach vorbei, sobald du sie gefunden hast“, schlug Tom vor, zog eine Visitenkarte aus der Brusttasche und notierte etwas darauf. „Hier sind meine Büro- und meine Privatadresse und alle Telefonnummern. Und auf der Rückseite findest du meine Mobilnummer.“
Kristina nahm die Karte in Empfang und ging mit ihm zurück ins Foyer zu Rita.
„Wollen wir noch etwas trinken gehen?“, fragte Tom.
„Das geht leider nicht“, schaltete Rita sich ein. „Gerade hat ein Patient angerufen, der dringend Hilfe braucht. Er hat sich den Rücken verrenkt, sagt er, und ist bereits unterwegs hierher.“
Kristina nickte und sagte zu Tom: „Wir holen das nach, wenn ich dir die Pläne bringe.“
„Versprochen?“ Er küsste sie zum Abschied wieder auf beide Wangen.
„Versprochen“, hauchte Kristina.
Tom gab Rita die Hand. „Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Rita.“ Damit verließ er die Praxis.
„Das kummt in mei Bessd-off“, seufzte Rita, kaum dass Tom verschwunden war. „Dass du da bloß am Ball bleibst!“
„Best-of heißt das“, korrigierte Kristina sie amüsiert.
„Hör eimol auf eine Frengin.“
Kristina musste lachen. „Ach, du Frengin. Ich bin 45. Ich könnte seine
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