Roman
Lustlos stocherte er im Essen herum.
Cinzia nahm ihre langen schwarzen Haare, zwirbelte sie zu einem Zopf und machte einen Knoten. „Immer noch Kristina?“, fragte sie ihn und nippte an ihrem Rotwein.
„Ja. Ich habe echt alles versucht. Wie soll ich nur mit ihr reden, wenn sie sich derart abschottet?“
Cinzia lehnte sich zurück. „Well, Sweetheart, so kann es jedenfalls nicht weitergehen.“
Tom nickte. „Nein, so kann es wirklich nicht weitergehen. Wenn ich bloß wüsste, warum sie mich plötzlich nicht mehr sehen will. Ich verstehe es einfach nicht.“ Er stützte den Kopf in die Hände und schaute sie traurig an. „Ich möchte doch nur eine Erklärung.“
„Und du hast ganz sicher nichts Falsches gesagt oder getan, etwas, das sie total verletzt haben könnte?“, wollte Cinzia wissen. „Denn so wie sie benimmt sich nur eine Frau, die verletzt worden ist.“
„Nein. Das ist es ja, was mich so verrückt macht. Es gibt gar keinen Grund für ihr Verhalten.“
„Hast du sie betrogen?“
Tom schüttelte heftig den Kopf. „Nein, verdammt noch mal. Warum hätte ich das tun sollen? Ich liebe sie.“
„Und sie? Liebt sie dich auch?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht … nicht mehr.“
„Hat sie es gesagt? Vielleicht wollte sie bloß ein kurzes Abenteuer, und als ihr klargeworden ist, wie ernst es dir ist, da hat sie die Flucht ergriffen“, meinte Cinzia.
„Wer weiß das schon? Möglich ist alles. Aber habe ich es nicht verdient, dass sie mir das wenigstens ins Gesicht sagt?“
Während Tom wieder ins Grübeln verfiel, fing Cinzia an, den Tisch abzuräumen. Mit einem Mal ertönte laute Musik aus der Wohnung über ihnen. Die wummernden Bässe brachten die Decke regelrecht zum Vibrieren.
„Feiert da jemand eine Party?“, fragte Cinzia, die sich wieder zu ihm gesellte.
„Da wohnt Philipp, Kristinas Sohn“, antwortete er und kratzte sich am Kopf. „Ich dachte, der wäre verreist. Vielleicht ist er früher zurückgekommen als geplant.“
„Ein Einbrecher würde ja wohl kaum die Musik aufdrehen. Geh hoch und sprich mit ihm. Kann doch sein, dass er weiß, was mit seiner Mutter los ist.“
Sofort hellte seine Stimmung sich auf. „Ja, genau das mache ich.“
Tom lief die Treppe hinauf und klingelte bei Philipp. Es war jedoch Sophie, die ihm die Tür öffnete.
Sie starrte ihn an und schluckte. „Tom … äh … hallo.“
Tom war mindestens genauso perplex wie sie. „Äh … hallo … ich dachte, es ist Philipp … wegen der Musik.“
Sophie errötete. „War die Musik zu laut? Das tut mir leid.“
Er winkte ab. „Nein, deswegen bin ich nicht hier. Ich wollte eigentlich mit Philipp reden. Na ja … dann nicht … Schönen Abend noch.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und wollte wieder nach unten gehen.
„Tom, warte bitte“, rief Sophie ihm hinterher. „Ich würde gerne mit dir reden. Magst du nicht auf einen Sprung hereinkommen?“
Er verharrte auf der Treppe und schaute sie unschlüssig an. „Ein anderes Mal.“
„Bitte, Tom“, flehte sie. „Du musst keine Angst haben, dass ich dich wieder so blöde anmache. Ich habe meine Lektion gelernt.“
Tom war hin- und hergerissen. Er hatte definitiv keinen Nerv für Sophies Allüren, anderseits wollte er dieses leidige Thema gerne aus der Welt schaffen.
„Bitte“, wiederholte sie.
„Na gut“, gab er nach und folgte ihr in Philipps Wohnung.
„Setz dich doch“, sagte Sophie in der Küche. „Möchtest du ein Glas Wein?“
Er nahm am Küchentisch Platz. „Gern, warum nicht.“
Sophie holte eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Nachdem sie Tom etwas eingeschenkt hatte, füllte sie für sich ein Glas mit Leitungswasser.
„Danke. Du trinkst nicht?“, fragte Tom.
Sie schüttelte den Kopf. Er bemerkte, wie blass sie war.
„Du siehst müde aus“, meinte er. „Alles okay mit dir?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Geht so. Irgendwie stehe ich gerade vor den Scherben meines Lebens.“ Dennoch rang sie sich ein Lächeln ab.
„Damit sind wir schon zu zweit.“
Sophie legte den Kopf schief. „Wieso?“
„Nur so“, gab er knapp zurück. Sophie war die Letzte, mit der er über seinen Liebeskummer reden wollte. „Wohnst du jetzt bei Philipp?“
„Vorübergehend.“ Sie räusperte sich. „Tom … das neulich, in Mamas Bad, da habe ich mich völlig danebenbenommen.“
„Stimmt.“
„Ich weiß immer noch nicht, welcher Teufel mich da geritten hat, und …“
„Ist ja auch
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