Roman
eigentlich mit deinem Tom?“, erkundigte Peter sich unvermittelt.
„Danke der Nachfrage.“ Kristina bohrte einen Finger in seinen Rücken, und Peter schrie auf.
Trotzdem ließ er nicht locker. „Ist das was Ernstes?“
„Wieso?“
„Ich will mich ja nicht in dein Leben einmischen …“
„Dann lass es“, unterbrach sie ihn rüde.
Peter fuhr ungerührt fort: „… aber ich möchte dich vor einem Fehler bewahren. Schließlich fühle ich mich für die Mutter meiner Kinder immer noch verantwortlich.“
Du selbstgerechtes Arschloch, schoss es ihr durch den Kopf. „Du fühlst dich verantwortlich für mich? Als wir noch verheiratet gewesen sind, hattest du mit solchen Anwandlungen doch auch nichts am Hut“, meinte sie spitz.
„Jetzt bist du ungerecht. Ich habe immer für euch gesorgt.“
„Und es anderen Frauen besorgt.“
„Das ist geschmacklos, Kristina“, gab er empört zurück.
„Aber wahr. Und jetzt bin ich fertig“, sagte sie. „Du kannst dich wieder anziehen.“
Er setzte sich auf und sah sie nachdenklich an. „Was haben wir falsch gemacht?“
„Das fragst du mich?“ Ihr fiel selbst auf, wie schrill ihre Stimme bei diesen Worten klang.
„Ja. Wir sollten darüber reden, finde ich.“
„Und das fällt dir jetzt ein?“ Allmählich wurde sie wütend. „Du hättest mit mir reden können, als wir noch verheiratet gewesen sind.“
„Du hast es mir nicht gerade leichtgemacht“, widersprach er bockig.
„Jetzt bin vielleicht auch noch ich an allem schuld?“
Peter stand auf. Er griff nach seinem Hemd, schlüpfte hinein und knöpfte es langsam zu. „Du drehst mir jedes Wort im Mund um. So habe ich das gar nicht gemeint.“
„Dann solltest du dich deutlicher ausdrücken, aber Reden war ja nie deine Stärke.“
„Mach aber mal ’nen Punkt!“, erwiderte er beleidigt.
„Wer ist denn in unserer Ehe ständig fremdgegangen? Du oder ich?“, fragte sie ihn giftig. „Bist du Julia eigentlich treu?“
Peter kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Was denkst du denn von mir?“
Das Schlechteste, dachte sie. „Na ja, was nicht ist, kann ja noch werden.“ Mittlerweile kam sie richtig in Fahrt. In Peter hatte sie den perfekten Gegenspieler gefunden, um sich abzureagieren. „Bild dir aber nicht ein, dass ich dir je ein Alibi verschaffe“, fügte sie bissig hinzu. Damit spielte sie auf einen gemeinsamen Freund aus damaligen Zeiten an, mit dem Peter während ihrer Ehe angeblich häufig seine Freizeit verbracht hatte – bis Kristina herausgefunden hatte, dass das eine Lüge gewesen war.
Leider ließ Peter sich jetzt nicht provozieren. Statt sich aufzuregen, setzte er ein zufriedenes Grinsen auf. „Ich kann nichts dafür, wenn es bei dir nicht gut läuft. Also lass deinen Frust nicht an mir aus.“
„Ich muss dich enttäuschen: Bei mir läuft’s bestens“, widersprach sie ihm heftig.
„Mir kannst du nichts vormachen. Dazu kenne ich dich zu gut.“
Dass er das Gespräch in diese Richtung lenkte, gefiel ihr gar nicht. Darauf hatte sie in diesem Moment ungefähr so viel Lust wie auf einen Löffel Lebertran. „War nett, mit dir geplaudert zu haben“, sagte sie, zog das Handtuch von der Liege und warf es in den Wäschekorb. „Aber jetzt musst du gehen. Ich bin später verabredet, und davor habe ich noch einiges zu tun. Sex sells – du verstehst?“ Dabei zwinkerte sie ihm zu und schob ihre Brüste nach vorn.
„Dann wünsche ich noch einen schönen Sonntag“, gab Peter angesäuert zurück und glotzte auf ihren Busen. Langsam bewegte er sich in Richtung Ausgang.
„Ja, vielen Dank.“ Sie öffnete die Tür und schob ihn hinaus. „Und schöne Grüße an die werdende Mutter.“
Kristina schaute auf die Uhr. O Gott, schon so spät. Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie Philipp versprochen hatte, ihn vom Flughafen abzuholen. In der ganzen Aufregung um Tom und Peter hatte sie diesen Termin völlig vergessen. Philipp würde in exakt 20 Minuten landen, wenn alles planmäßig verlief. Also musste sie sich sputen.
Kristina raste zum Flughafen und fuhr wie der letzte Rowdy. Auffahren, Lichthupe, rechts überholen – sie probierte das volle Programm, aber nur so würde sie es rechtzeitig zum Flughafen schaffen. Als sie kurz darauf mit quietschenden Reifen vor dem Terminal anhielt, kam Philipp gerade heraus.
„Ganz schön sportlich unterwegs heute“, begrüßte ihr Sohn sie grinsend und stieg zu ihr in den Wagen.
Während der Fahrt erzählte er, was er in New York
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