Romana Exclusiv Band 0183
wollen, aber da sie die ganze Nacht noch vor sich hatten, schien es ihm unpassend, auch nur von Fortpflanzung zu reden.
Sie missverstand seine Reaktion. „Weil es dich an Carazzan erinnern würde? Ich hatte ganz vergessen, wie scharf du auf das Pferd bist.“
Seltsamerweise er auch. Noch vor Kurzem war der Besitz des Pferdes für ihn das Wichtigste der Welt gewesen. Warum auf einmal nicht mehr? Es sah so aus, als wäre die Antwort kaum eine Armeslänge von ihm entfernt …
Er verscheuchte den Gedanken. „Müssen wir denn überhaupt reden? Es wäre sinnvoller, unsere Energie für den Abstieg aufzusparen.“
Sie wirbelte herum, Schlamm spritzte auf. „Alle Frauen sind gleich, nicht wahr?“
Er sah sie verwirrt an. „Bitte?“
„Es tut mir leid, dass deine Exfrau eine Affäre hatte und dir offenbar wehgetan hat. Aber es bringt dich nicht weiter, alle Frauen zu hassen.“
„Wieso kommst du denn darauf, ich hasse alle Frauen?“
„Stimmt es denn nicht?“
Sie zu küssen, um die Anschuldigung zu widerlegen, war eine viel zu verlockende Möglichkeit. So wandte er sich halb ab und starrte in den nebligen Dunst.
Sie nahm sein Schweigen als Antwort. „Dann muss ich es sein, die du verabscheust. Liegt es an meiner gesellschaftlichen Stellung?“
Er drehte sich nicht herum, denn er fürchtete, dann würde sie in seinen Armen landen. „Hilfreich ist das nicht gerade.“
„Du meinst, wäre ich eine ganz gewöhnliche Frau, würdest du mich attraktiv finden?“
„Ich finde dich auch jetzt attraktiv.“ Wenn sie nur wüsste, wie. Diesmal drehte er sich herum. „Aber du bist keine gewöhnliche Frau, und daran wird sich auch nichts ändern.“
Ihr Kopf ruckte hoch, und sie blitzte ihn an. „Ich möchte es auch nicht ändern.“
Nicht einmal für ihn. Hugh war klar, was sie meinte. Er hatte recht gehabt, sie war wie Jemima, hatte ihren Spaß daran, von Zeit zu Zeit eine Rolle zu spielen. Er hatte es von Anfang an gewusst, dennoch schmerzte es ihn, die Wahrheit so ungeschminkt zu hören. „Und warum treibst du dann den Aufwand, Dee zu spielen?“
„Du verstehst es wirklich nicht, stimmt’s? Es ist wie ein Urlaub, eine Chance, meine Welt mit anderen Augen zu sehen.“
„Wie dies hier auch.“ Er deutete auf den tropfenden Regenwald und den rutschigen Lehm unter ihren Füßen. „Dies ist nicht deine Realität und wird es niemals sein. Ich kann nichts daran ändern, wer ich bin, und du hast gerade gesagt, du wolltest es auch nicht.“
„Dann ist es also meine Schuld.“
Hugh packte sie bei den Schultern. „Niemand hat Schuld, verdammt noch mal! Es ist einfach so.“
Einen Moment lang starrte er ihr in die Augen, drohte in ihren Tiefen zu ertrinken. Sein Blick glitt zu ihren vollen Lippen. Ihre Zungenspitze schob sich hervor, befeuchtete ihre trockenen Lippen, und das war fast sein Untergang. Es schmerzte fast, so sehr sehnte er sich danach, sie zu küssen.
Aber da sie ihm gerade erklärt hatte, warum das unmöglich war, riss er sich zusammen. Ziemlich grob drehte er sie wieder herum und schob sie voran. Sie geriet ins Rutschen und musste sich an Gypsys Mähne festhalten. Er kam sich brutal vor.
Wenige Minuten später glitt Adrienne aus. Hastig griff er nach ihrem Arm und bewahrte sie vor dem Sturz. Schnell packte er auch noch Gypsys Zügel und drückte sie Adrienne in die Hand. „Möchtest du eine Pause machen?“
Sie fröstelte sichtlich. „Danke, aber das ist nicht nötig. Es ist ja nicht mehr weit bis zur Hütte“, erwiderte sie kühl.
Er hatte diese abweisende Haltung herausgefordert, also durfte er sich nicht beschweren. „Wenn die Karte stimmt, dürfte es ungefähr nur noch eine halbe Meile sein. Meinst du, du schaffst es?“
„Ich werde es schaffen.“
Und wenn es mich umbringt … Adrienne unterdrückte diesen Zusatz, weil sie nicht wollte, dass er sich wieder Sorgen um sie machte. Sie war total erschöpft und den Tränen nahe. Es fehlte nicht mehr viel, und sie würde vor ihm zusammenbrechen, aber diese Befriedigung wollte sie ihm nicht gönnen!
Außerdem verbarg er etwas vor ihr. Sein Verhalten war nicht nur damit zu erklären, dass sie unterschiedlicher Herkunft waren. Es hatte damit zu tun, dass seine Exfrau ihn zutiefst verletzt hatte, auch wenn er das nicht ausdrücklich zugab.
Aus irgendeinem Grund wollte er, dass eine emotionale Mauer zwischen ihnen weiterbestand. Und eigentlich war das nur gut so. Aber warum bedrückte es sie dann?
Als sich der Pfad endlich zu einer
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