Romana Exclusiv Band 0183
Luft gesprochen. Hugh funkelte Adrienne böse an. „Was, zum Teufel, soll das eigentlich?“
Adrienne hob hoheitsvoll den Kopf. „Dürfte ich darum bitten, in meiner Gegenwart nicht zu fluchen?“
„Das war kein Fluchen. Dies hier ist Fluchen!“ Er stieß einen Schwall Flüche aus, die sie in ihrem Leben noch nicht gehört hatte. Sehr wahrscheinlich standen sie auch in keinem Buch. Jedenfalls in keinem ihrer Bücher.
Sie gönnte ihm eine längere Pause, ehe sie antwortete. „Fertig?“
„Prinzessin, ich habe noch nicht einmal angefangen!“
Er rammte das nutzlose Handy in die Hosentasche, riss sie an sich und eroberte ihren Mund.
Ihr Puls beschleunigte sich, als seine Zunge eindrang, und ihr wurde seltsam leicht im Kopf. Er war wütend, das spürte sie. Und zwar auf sie, weil sie ihm nicht gestattete, sie zu beschützen – und dies verschaffte ihr ein Hochgefühl.
Sie wusste, er küsste sie nicht, damit sie ihren Spaß hatte. Aber sie fühlte sich so wundervoll, dass sie ein Lachen nicht mehr unterdrücken konnte.
Er hob den Kopf und funkelte sie an. „Findest du das hier lustig, Prinzessin?“
Irgendwo hatte sie gelesen, das Schlimmste für einen Mann sei, wenn man seine Verführungskünste lächerlich machte. Das hatte sie nicht vorgehabt.
„Ich habe nicht über dich gelacht oder über deine Kusstechnik“, versicherte sie ihm hastig.
Er kniff die Augen zusammen. „Zuerst einmal kennst du meine Techniken gar nicht. Ich würde sogar wetten, du hast überhaupt keine Ahnung von den … Techniken eines Mannes.“ Es war klar, was er damit meinte. „Habe ich recht?“
Jetzt bekam sie es zurück. „Wenn du fragst, ob ich schon jemals mit einem Mann …“
Der Griff um ihre Schultern wurde fester. „Hast du?“
„Natürlich nicht.“
Er schüttelte sie nur leicht, obwohl er so aussah, als wenn er es gern ein wenig kräftiger getan hätte. „Für dich scheint das völlig normal zu sein, aber ich bin bisher keiner Jungfrau im Alter von dreiundzwanzig Jahren begegnet.“
„Als Prinzessin muss ich an meinen Ruf denken“, sagte sie gespielt kühl.
„Genau meine Meinung.“ Leichte Verzweiflung schwang mit. „So naiv kannst du nicht sein, dass du nicht weißt, dass es ein Spiel mit dem Feuer ist, allein mit einem Mann die Nacht in den Bergen zu verbringen.“
Ihr Bedürfnis zu lachen verflüchtigte sich vor dieser schlichten, unvermeidlichen Tatsache.
„Ich vertraue dir, Hugh. Sogar mein Leben würde ich dir anvertrauen.“
„So weit könnte es durchaus kommen.“ Er gab sie frei und begann, unter den tropfenden Bäumen auf und ab zu marschieren. „Ich verstehe einfach nicht, dass dir der Sieg wichtiger ist als alles andere, eingeschlossen dein Ruf.“
Wie konnte ein Mann nur so blind sein? Natürlich wollte sie gewinnen, aber von klein auf an hatte man ihr Verantwortungsgefühl eingetrichtert. Er glaubte doch nicht im Ernst, dass sie ihn bei diesem Wetter hier allein auf dem Gipfel zurücklassen würde? Wenn ihm etwas passierte, wie sollte sie damit leben können?
„Das hat nichts mit dem Wettkampf zu tun“, erwiderte sie ausdruckslos. Es verletzte sie, dass er tatsächlich so von ihr dachte.
Er sah sie voller Skepsis an. „Na klar. Als Nächstes willst du mir weismachen, du verbringst eine Nacht mit mir auf dem regendurchweichten Berg, weil du es möchtest.“
Natürlich wollte sie es, aber nicht, um den Wettkampf zu gewinnen. „Du hast recht“, erwiderte sie sarkastisch. „Ich bleibe hier, weil ich alles tue, um das Land zu bekommen, das ich unbedingt haben will. Ich will auch Carazzan behalten und will zudem, dass du mein Land und mein Leben verlässt. So, nun zufrieden?“
„Nur eine dreiundzwanzigjährige Jungfrau, die so schön und begehrenswert ist wie du, kann einem Mann eine solche Frage stellen und nicht schon die Antwort wissen.“
Meine Antwort scheint ihm nicht zu gefallen, obwohl er sie doch eigentlich hat hören wollen, dachte sie verwirrt. Was also wollte er von ihr?
Er ergriff ihren Arm, und sie zuckte zusammen. Böse sah er sie an. „Entspann dich. Ich bin zwar nicht königlicher Herkunft, aber ich weiß, wie sich ein Gentleman benimmt. Nach heute Nacht mag dein Ruf zum Teufel sein, aber nicht meinetwegen. Ich hoffe nur, der Preis ist es wirklich wert, und du weißt, was du tust.“
Das hoffe ich auch, dachte Adrienne, als sie ihm folgte.
7. KAPITEL
Der schwere Regen machte den lehmigen Boden glatt wie Schmierseife, und auch die normalerweise
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