Romana Exclusiv Band 0183
leichtere Route war eine echte Herausforderung. Adrienne und Hugh konnten froh sein, dass sie überhaupt weiterkamen.
Adrienne begann die Pferde um ihre vier Beine zu beneiden, die für einen besseren Halt sorgten. Reiten war unmöglich, und bereits nach rund einer Meile taten ihr die Fußgelenke von der ungewohnten Anstrengung weh. Wenn dies die leichte Route sein sollte, dann war sie nur froh, dass sie nicht versucht hatten, den anderen Weg zurückzugehen.
Hugh half ihr wieder einmal über einen der dicken Felsbrocken hinweg, die oft genug den Pfad blockierten. „Touristen sollen diesen Weg nehmen? Nur, wenn sie den Verstand verloren haben!“
Sie lächelte, wenn auch schwach. Aber er sollte nicht merken, wie müde sie bereits war. Dann würde sie sowieso nur zu hören bekommen, er habe es ja gewusst.
„Wo bleibt dein Abenteuergeist?“
Er runzelte die Stirn. „Den habe ich wohl dort vergessen, wo deiner liegen geblieben ist.“
Sie hob das Kinn. „Noch gebe ich mich nicht geschlagen.“
Hugh war sauer auf sie, aber er musste ihre Courage bewundern. Sie war durchnässt und schlammbespritzt, dazu offensichtlich erschöpft, aber noch immer hielt sie eisern durch. Er versuchte, sich Jemima vorzustellen, wie sie mühsam durch knöcheltiefen Schlamm stapfte und trotzdem ihren Humor behielt. Es gelang ihm nicht.
Aber dann erinnerte er sich, die Prinzessin hatte allen Grund weiterzugehen. Für sie stand sehr viel auf dem Spiel.
Warum nur hatte sie sich nicht abholen lassen, als noch die Möglichkeit dazu bestand? Seine Exfrau hätte nicht eine Sekunde gezögert. Sie wäre von hier so schnell wie möglich verschwunden. Aber obwohl die Prinzessin die beste Ausrede der Welt hatte, war sie geblieben. Seinetwegen konnte es nicht sein, also blieben nur das Land und Carazzan.
Seit Stunden schon hatte er nicht mehr an den Hengst gedacht. Dafür umso mehr an Adrienne. Er hatte Mühe, sich auf den Weg zu konzentrieren. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, aber der Weg war nicht weniger gefährlich und schwierig dadurch. Ein Ausrutscher, und Mensch oder Tier landete unweigerlich ein paar hundert Meter tiefer im Abgrund.
Es überlief ihn kalt, als er sich vorstellte, Adrienne würde so etwas geschehen. Er bemerkte erst, dass sein Griff schmerzhaft wurde, als sie leise aufschrie.
„Du tust mir weh, Hugh“, beschwerte sie sich.
Er lockerte sofort den Griff. „Sie werden es erfahren, weißt du.“
Verwirrt sah sie ihn an. Mit dem Schmutz im Gesicht sah sie unglaublich jung und verletzlich aus.
„Wer wird was erfahren?“
„Deine Brüder werden von dieser Aktion hier erfahren.“
„Weil du es ihnen erzählen wirst?“
Der Schmerz in ihren Augen schnitt ihm ins Herz. „Guter Himmel, nein! Was hätte ich wohl dabei zu gewinnen?“
„Erzähl du es mir.“
„Ich gewinne nichts dabei, dich in die Pfanne zu hauen“, sagte er ruhig, obwohl er sie am liebsten geschüttelt hätte. „Aber deine Abwesenheit über Nacht wird Gerede auslösen, und Tratsch verbreitet sich schnell wie der Wind, wie du weißt.“
„Ich kann meinem Personal völlig vertrauen“, sagte sie grimmig.
„Das dachte ich früher auch. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Jemand, dem ich vertraute, hielt vor mir geheim, dass meine Frau bei ihrem Liebhaber in Paris war. Seitdem bin ich vorsichtig, wenn es um Vertrauen geht.“
„Hast du sie sehr geliebt?“
„Da dies nicht die Fremdenlegion ist, brauchst du nicht so tragisch zu gucken.“
„Das Ende einer Liebe ist immer tragisch.“
„Wovon du natürlich besonders viel Ahnung hast.“
Ein Schatten verdunkelte ihre wunderschönen Augen, und er wusste, er hatte sie verletzt. Er hatte es nicht gewollt, aber er wollte auch nicht, dass er ihr etwas bedeutete. Das gehörte nicht mit zu ihrer Abmachung und erinnerte ihn unangenehm daran, wie viel sie ihm bedeuten könnte, wären die Umstände anders.
Sie wischte sich den Regen aus dem Gesicht, und die Tropfen sahen aus wie Tränen. „Ich mag zwar unerfahren sein, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nicht weiß, was Liebe bedeutet.“
Hugh gefiel es gar nicht, sie sich in den Armen eines anderen Mannes vorzustellen. Er wechselte das Thema. „Wir werden wohl die Nacht hier draußen verbringen müssen, aber müssen wir uns dann unbedingt auch noch unsere Lebensgeschichten erzählen?“, fragte er sarkastisch.
„Worüber möchtest du dann reden? Pferdezucht? Stammbäume?“
„Verdammt, nein!“ Er hatte sie nicht anfahren
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