Romana Exclusiv Band 0183
du da?“, murmelte sie.
Er lächelte etwas angespannt. „Ich wecke dich auf traditionelle Art.“
Dann wurde sie richtig wach. Augenblicklich verwandelte sich das großäugige, verschlafene Wesen in seinem Arm zurück in die beherrschte Prinzessin. Mit bewundernswerter Anmut löste sie sich langsam aus seiner Umarmung. Aber er wünschte, sie würde sich damit ein wenig beeilen. Diese Langsamkeit minderte seine Erregung nicht gerade.
Als sie schließlich wieder auf ihrer Bettseite lag, glühte sein Körper förmlich. Nur unter größter Willensanstrengung gelang es ihm, an ihr vorbeizuschlüpfen und die Füße auf den eiskalten Boden zu stellen. Er blieb einen Moment stehen, um sich abzukühlen. Dann setzte er sich auf einen der Stühle und zog sich seine Stiefel an.
Adrienne schaute wachsam zu. Sie spürte seine innere Anspannung und erriet den Grund dafür. Warum hatte er die Lage nicht ausgenutzt, als er sie eben in seinen Armen gefunden hatte? Die Antwort kam sehr schnell. Weil er sie nicht wollte.
„Willst du den ganzen Tag im Bett liegen?“, knurrte er.
Er hatte inzwischen das Feuer wieder in Gang gebracht und setzte Wasser auf. Als sie ihm zuschaute, wie er Pulverkaffee in zwei Becher gab, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Mit seinen dunklen Bartstoppeln und den zerwühlten Haaren sah er atemberaubend männlich und verwegen aus.
Das Hemd stand ihm fast bis zum Gürtel offen, und sie konnte einen Blick auf seine behaarte Brust erhaschen. Erregung durchfuhr sie. Am liebsten hätte sie ihn angefleht, wieder zurück ins Bett zu kommen, zu beenden, was sein hauchzarter Kuss begonnen hatte …
Resolut schob sie mit den Füßen die Decken fort und stand auf. Sie wünschte, sie würde nicht so zerknittert aussehen, wie sie sich fühlte. Hugh goss heißes Wasser in die Becher und reichte ihr einen. „Er ist wohl nicht so, wie du ihn gewohnt bist, aber mehr kann die Küche leider nicht bieten.“
Aromatischer Duft stieg ihr in die Nase. „Er riecht wundervoll.“
Du auch, dachte er. Er trank einen kräftigen Schluck und erhob sich. „Ich sehe nach den Pferden.“
Er kann es kaum erwarten, von mir fortzukommen, dachte sie, und ihr Zorn erwachte. „Musst du dich nicht rasieren?“
„Womit denn? Es tut mir leid, wenn mein Anblick dein königliches Empfinden verletzt, aber ich war nicht darauf vorbereitet, die Nacht hier in den Bergen zu verbringen.“
„So war es nicht gemeint. Ich habe dabei an dich gedacht.“
Er murmelte etwas vor sich hin, dass sich anhörte, wie „Es gibt immer ein erstes Mal“, dann war er draußen. Als er zurückkehrte, hatte sie sich mit dem eiskalten Wasser gewaschen und es sogar geschafft, zum Frühstück eine Dose Bohnen zu öffnen. Diesmal achtete sie sorgfältig darauf, dass ihr Essen kein Feuer fing.
Hugh leerte im Nu seinen Teller, dann begann er, ihre Sachen zusammenzusammeln. Anstatt froh darüber zu sein, fühlte sie sich wie eine junge Braut in der Hochzeitsnacht, deren Ehemann lieber das Fernsehprogramm genoss als seine junge Frau.
Du Dummkopf, schalt sie sich selbst. Dies war keine Hochzeitssuite, und Hugh hätte es ihr kaum deutlicher machen können. Resigniert nahm sie die schmutzigen Teller und wusch sie in der Spüle ab.
In weniger als einer halben Stunde war die Hütte wieder sauber und aufgeräumt. Die Pferde waren frisch und ausgeruht und freuten sich sichtlich, dass es losging. Adrienne wünschte, das könnte sie auch von sich behaupten.
9. KAPITEL
Nach dem Unwetter der letzten Nacht roch der regenfeuchte Wald frisch und würzig, und der Himmel darüber zeigte sich strahlend blau.
Hugh hatte Adrienne gestattet, voranzureiten, aber sie bezweifelte, dass er es aus ritterlichen Gründen tat. Der Boden war rutschig und tief, und Avatar war sehr viel trittsicherer als Gypsy, wie Hugh gestern sicher herausgefunden hatte. Den kleinen Vorsprung würde er innerhalb kurzer Zeit durch sein schnelleres Vorankommen wieder eingeholt haben.
Zum ersten Mal gestand sie sich die Möglichkeit ein, zu verlieren.
Ein nasser Zweig schlug ihr ins Gesicht und riss sie aus ihren Gedanken. Neuer Kampfesmut erwachte in ihr. Noch lag der ganze Tag vor ihnen, und noch hatte sie nicht verloren. Gypsy mochte nicht so trittsicher sein wie Avatar, aber die Stute besaß Mut und Ausdauer. Und sie selbst auch. Noch waren sie nicht geschlagen.
Sie hörte Hufe näher kommen und trieb Gypsy an. Es muss doch einen Weg geben, die Waldhüterstation am Fuß des Berges vor Hugh zu
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