Romana Exclusiv Band 0183
hinein.
Adrienne schaffte es, den Vorsprung zu halten, bis der Wald zurückwich und der Boden eben wurde. Sie trieb das Pferd an, jetzt lag bis zur Waldhüterstation nur noch offenes Gelände vor ihr. Sie würde es schaffen. Sie würde gewinnen.
Aber noch bevor sie die halbe Distanz hinter sich hatte, tauchte Hugh in der Lichtung auf, und er kam in einem Tempo heran, dass Gypsy nicht mithalten konnte. Adrienne ließ der Stute freien Lauf. Aus den Augenwinkeln sah sie Hugh gleich darauf näher kommen.
Mit jedem Aufprall der Hufe auf dem Boden durchzuckte sie ein schneidender Schmerz. Sie biss die Zähne zusammen und schaffte es, aufrecht sitzen zu bleiben, bis die beiden Pferde Kopf an Kopf dahindonnerten. Dabei stieß Hughs Stiefel aus Versehen gegen ihren verletzten Fuß. Der kurze Kontakt reichte. Sie schrie vor Schmerz auf. Dann schwankte sie und wäre heruntergefallen, wenn Hugh sie nicht mit einem Arm gestützt hätte.
Vorsichtig brachte er beide Pferde zum Stehen, in Sichtweite der Station. Gerade noch rechtzeitig sprang er aus dem Sattel, um Adrienne aufzufangen. Als seine starken Arme sie sicher hielten, fühlte sie sich wie im Traum. Sie meinte noch seine Lippen leicht auf ihrer Stirn zu fühlen, dann fiel sie in ein tiefes, dunkles Loch.
Auf dem Sofa der Waldhüterstation kam Adrienne wieder zu sich. Hugh bellte Befehle, als wäre er der Prinz von Carramer. Als er sah, dass sie wach war, kam er sofort zu ihr herüber. Sie rappelte sich auf.
„Bleib ruhig liegen. Dein Hubschrauber ist auf dem Weg. Mit einem Arzt an Bord.“
„Ich brauche keinen Arzt. Mir geht es gut.“
„Das sehe ich. Leg dich wieder hin und freu dich, dass du noch ganz bist.“
Es tat ihr gut, dass Hugh sie so umsorgte. Auf jeden Fall war es besser, als wenn er mit ihr schimpfte. Ihr fielen bereits die Augen wieder zu, da kam ihr plötzlich ein Verdacht. Sie riss sie wieder auf.
Der Verdacht wurde bestätigt, als sie die schmutzbedeckte Jadetrophäe auf dem Schreibtisch des Waldhüters liegen sah. Sie hätte es wissen müssen. Hugh würde dafür sorgen, dass sein Sieg amtlich vermerkt wurde, selbst wenn er sich im Augenblick um sie kümmerte.
Und gewonnen hatte er. Schmerz durchzuckte sie, fast so schlimm wie der Schmerz im Knöchel. Carazzan, das Land, ihre Freiheit, Hugh – all das war verloren, weil sie so blöd gestürzt war.
Aber warum hatte sie das Gefühl, das Ende der Welt sei gekommen?
Hugh. Schon in der letzten Nacht hatte sie die Wahrheit geahnt. Sie hatte sich in ihn verliebt. Aber er wollte sie nicht. Liebte sie eindeutig nicht. Sie konnte von Glück reden, wenn sie ihn jemals wieder sah, jetzt, wo er gewonnen hatte.
Der Flug im Hubschrauber wurde durch das starke Vibrieren der Maschine für sie zu einer einzigen Qual. Adrienne war doch überrascht, dass Hugh mit ihr flog, und auch bei den anschließenden Röntgenaufnahmen, schmerzstillenden Spritzen und Belehrungen ihres Arztes über Dummköpfe und Pferde dabeiblieb.
„Der Arzt ging ja nicht besonders zimperlich mit dir um“, meinte er, als sie einen Moment allein waren.
Sie lächelte schwach. „Alain Pascale hat mich und meine Brüder zur Welt gebracht. So fühlt er sich für uns verantwortlich. Aber er kann sehr sanft sein, wenn nötig. Er hat gesagt, wenn ich mich schone, darf ich nach Haus.“
„Vielleicht solltest du diese Nacht doch besser hierbleiben.“
Sie merkte, irgendetwas stimmte nicht. „Gibt es einen besonderen Grund dafür?“
„Ungefähr ein Dutzend Gründe, alle davon Paparazzi, die draußen vor dem Krankenhaus herumlungern und auf dich warten.“
Sie riss die Augen auf. „Wegen des Unfalls?“
„Nein, deswegen.“ Er hielt ihr die neueste Ausgabe des In dependent hin. Fast die ganze Titelseite füllte ihr Foto aus. Besser gesagt, Dees Bild. Hugh hatte den Arm um sie gelegt.
Sie erkannte, es war im Pavillon nach der Reitshow aufgenommen worden. „Jemand hat es gemacht, als du mich zum Kaffee eingeladen hattest …“
Er nickte. „Ich wusste damals nicht, wie begehrt du als Fotoobjekt bist. Einer der Kerle muss es aufgenommen haben, als du gestolpert bist und ich dich festhielt.“
Es sieht nach weitaus mehr aus, dachte sie. Wie bei einem geheimen Stelldichein. Sie warf einen Blick auf den Text darunter. „Hier steht alles. Dein Besuch in meiner Villa, selbst dass wir zusammen die Nacht in der Berghütte verbracht haben. Woher wissen diese Leute das alles?“
„Es muss einer deiner Vertrauten gewesen sein.“
„Das
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