Romana Exclusiv Band 0183
ein bisschen ausruhen, dachte sie, und danach kümmere ich mich darum, wie ich nach Hause komme. Sie schloss die Augen und schlief bald darauf ein.
Sky erwachte und blickte schlaftrunken auf die Uhr. Um Himmels willen, es war drei Uhr nachts! Im Haus herrschte absolute Stille. Panik überkam Sky, und sie versuchte, sie zu unterdrücken. Schließlich befand sie sich nicht am Ende der Welt. Zwar war sie in eine äußerst peinliche Lage geraten, aber irgendwie würde sich das Problem schon lösen.
Hastig setzte Sky sich auf und überlegte, was sie tun sollte. Wenigstens hatte sie jetzt keine Kopfschmerzen mehr. Aber sie musste dringend zur Toilette. Sky fiel ein, dass sie bei ihrer Ankunft in der Eingangshalle ein Bad entdeckt hatte. Doch fließendes Wasser machte Lärm. Auf keinen Fall durfte Dave Montana sie entdecken. Sicher schlief er auch in diesem Haus.
Vorsichtig schlich Sky über den Korridor ins Bad, knipste das Licht an und wagte einen Blick in den Spiegel. Sie sah entsetzlich aus. Ihr Gesicht war von Mascara und Eyeliner völlig verschmiert, das kurze blonde Haar stand in alle Richtungen ab, und in dem zerknitterten Kleid sah sie aus wie eine Landstreicherin.
Nachdem sie sich gewaschen und notdürftig zurechtgemacht hatte, tappte Sky auf Zehenspitzen zurück ins Arbeitszimmer, setzte sich aufs Sofa und horchte angespannt. Nichts. Also war sie doch nicht gehört worden.
Erleichtert atmete Sky auf und dachte angestrengt nach. Das Haus zu verlassen kam nicht infrage. Sie hatte kein Auto und wusste nicht einmal genau, wo sie sich befand. Beth, ihre beste Freundin, oder ihre Mutter konnte sie mitten in der Nacht auch nicht anrufen. Und selbst wenn Sky es tun würde, könnte sie ihnen den Weg ja doch nicht beschreiben. Also blieb nur eins: Sie musste bis zum Morgen ausharren und dann jemand um Hilfe bitten, und zwar Dave Montana.
Sky seufzte leise auf und sah sich in dem vom Mondschein erhellten Zimmer um. Ihr Blick fiel auf ein eingerahmtes Foto. Sie stand auf und ging zum Schreibtisch, um es genauer zu betrachten. Es war ein Familienportrait, das Vater, Mutter und zwei Söhne im Teenageralter darstellte. Einer von ihnen war Dave, der andere offensichtlich sein jüngerer Bruder.
Der Vater trug einen Nadelstreifenanzug und machte ein finsteres Gesicht. Das Kleid der Mutter war konservativ elegant, und ihr Lächeln wirkte aufgesetzt. Beide Jungen trugen Anzüge mit dunklen Krawatten, das Haar streng zurückgekämmt. Während das Lächeln des jüngeren Bruders ebenfalls unecht schien, hatte der Betrachter den Eindruck, Daves Augen blitzten gefährlich auf. Sky erschauerte einen Moment. Morgen Früh würde sie diesem Mann gegenübertreten und ihre Anwesenheit in seinem Haus rechtfertigen müssen.
Sky legte sich wieder hin. Wenn sie wenigstens Beth anrufen könnte. Bei dem Gedanken an ihre beste Freundin verspürte Sky einen schmerzhaften Stich. In wenigen Monaten würden Beth und Kevin nach Nord Dakota ziehen. Sky war mit den beiden schon seit ihrer Zeit auf dem College befreundet. Sie waren ihre einzigen Freunde, die Josh gekannt hatten, und wenn sie von hier wegzogen, würde sie sich sehr einsam fühlen.
Schließlich fielen ihr die Augen zu, und sie schlief wieder ein.
Als sie zum zweiten Mal erwachte, war es kurz nach sieben. Draußen war trübes Wetter, und es sah ganz und gar nicht nach einem Frühlingsmorgen aus. Sky verzog das Gesicht. Ein bisschen Sonnenschein hätte ihr Mut gemacht.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte hinaus. Gedämpfte Geräusche drangen an ihr Ohr. Irgendjemand lief im Haus herum, doch wer? Dave Montana vielleicht?
Mit klopfendem Herzen schlich Sky ins Bad, wusch sich gründlich das Gesicht und kämmte sich. Am Zustand ihres Kleides konnte sie leider nichts ändern. Sie hastete zurück ins Büro und zog ihre Schuhe an. Dann atmete sie tief durch. Nun war es an der Zeit, Dave gegenüberzutreten.
Wo aber konnte er sein? In der Küche wahrscheinlich, vermutete Sky. Sie wusste, wo die war, denn sie hatte gestern Abend gesehen, aus welchem Raum die Butler die Tabletts geholt hatten.
Kaum hatte Sky die Küchentür erreicht, da ging sie auch schon auf, und Dave Montana stand vor ihr, eine Tasse Kaffee in der Hand.
Einen Augenblick wirkte er überrascht, dann lächelte er.
„Sieh mal einer an, kennen wir uns nicht?“
2. KAPITEL
Bei Daves Anblick verließ Sky sofort der Mut, und ihre Knie wurden weich. Warum reagierte sie nur so stark auf diesen Mann? Sie war doch sonst
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