Romana Exklusiv 0176
schrecklich nach diesem Land sehnen.“
„Erzählen Sie ein wenig von Ihrer Familie“, sagte der Mann freundlich.
„Wir waren sechs Kinder zu Hause. Meine fünf Brüder und ich.“
Die anderen am Tisch waren offen erstaunt. Jemand fragte: „Sind Sie die Älteste?“
„Nein, ich komme erst an vierter Stelle.“
„Was machen denn Ihre Eltern?“
„Meine Mutter kümmert sich um Kinder, die soziale Probleme haben.“
„Das muss eine schwierige Arbeit sein.“
„Ja“, erwiderte Gaby. „Das kann man wohl sagen. Aber es macht ihr sehr viel Spaß und bereitet manchmal auch große Genugtuung.“
„Und Ihr Vater?“
„Er ist Künstler. Früher hat er viele Bilder gemalt, aber jetzt arbeitet er in der Werbung.“
„Dann sind Sie wohl auch eine Künstlerin, oder?“
„Nein“, rief Gaby lachend aus. „Daddy sagt oft, dass ich mich für zu viele Dinge auf einmal interessiere und mich nicht genügend auf eine Sache konzentriere, aber mir gefällt das so.“
„Sie sind zu bescheiden, Signorina, sicher gibt es etwas, was Sie ausgezeichnet beherrschen“, mischte Luca sich in die Unterhaltung.
„Du glaubst gar nicht, wie viele Talente sie hat“, erklärte Giovanni sofort.
Sofort schoss ihr das Blut ins Gesicht. Hastig erklärte sie: „Das ist nun auch wieder übertrieben. Man merkt es doch gleich daran, wie schlecht mein Italienisch noch ist, obwohl ich sogar Latein in der Schule hatte. Ein Glück nur, dass Giovanni so ein geduldiger Lehrer ist.“
„In Amerika wird noch Latein unterrichtet?“ Es war Giovannis Mutter, die diese Frage gestellt hatte, da sie offenbar das Thema der Unterhaltung wechseln wollte.
Giovanni lachte leicht auf. „Natürlich, Mutter.“
„Ich kann verstehen, dass Sie das wundert, Signora Provere“, erklärte Gaby höflich. „Die meisten Menschen denken natürlich nur an Glücksspiel, wenn sie den Namen Las Vegas hören. Aber das ist nicht alles, was es bei uns gibt. Meine Eltern zum Beispiel halten nichts davon und gehen niemals in ein Spielkasino.“
„Dennoch kann es nicht gerade ein geeigneter Ort sein, um Kinder aufzuziehen.“
Giovanni legte seiner Mutter eine Hand auf den Unterarm und sagte sanft: „Das kommt ganz auf die Kinder an. Gaby hat sich niemals für Glücksspiel interessiert.“
Seine Mutter aber sah ganz und gar nicht überzeugt aus.
„Es gibt heutzutage sehr viel schlechte Einflüsse auf Kinder“, fuhr Gaby ruhig fort. „Aber das ist überall auf der Welt so. Meinen Sie wirklich, dass man hier in Italien sicherer lebt als woanders?“
Giovannis Onkel schien ganz ihrer Meinung zu sein. Auf einmal aber stand Luca auf und erklärte: „Es tut mir leid, aber es gibt einige Dinge, die ich schon zu lange habe warten lassen. Deshalb entschuldigt mich jetzt bitte, ich ziehe mich zurück. Buona notte.“
Gaby schaute ihm lange erstaunt nach. Als er den Raum verlassen hatte, war so eine starke Ausstrahlung von ihm ausgegangen, dass es ihr einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Sie bedauerte, einen ganzen Abend mit ihm verbracht zu haben, ohne jedoch etwas Persönliches von ihm erfahren zu haben. Er würde nach Rom zurückkehren, und sie selbst verließ Italien in zwei Tagen. Würde sie Luca nun nie mehr wieder sehen?
Seufzend musste Gaby sich eingestehen, dass sie diese Vorstellung kaum ertrug. Trotz der kurzen Zeit, die sie Luca erst kannte, bedeutete er ihr sehr viel. Aber war es nicht verrückt, so viele Gedanken auf einen Mann zu verschwenden, den sie kaum kannte? Oder war es nicht vielmehr so, dass Gaby sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte? So oft hatte sie sich einzureden versucht, dass es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick nicht geben konnte, aber wenn sie ehrlich mit sich war, musste sie sich eingestehen, dass sie an diesem Abend ihr Herz an Luca Provere verloren hatte.
„Gaby, was ist denn mit dir?“ Das war Giovanni. „Morgen haben wir wieder einen anstrengenden Tag vor uns, da schlage ich vor, ich bringe dich jetzt nach Hause.“
Hatte er etwa begriffen, was mit ihr vor sich ging? Gaby erschrak. Sie konnte nur hoffen, dass die Gefühle, die sie für Luca hegte, nicht so offensichtlich waren. Hastig stand sie auf und wandte sich an Giovannis Mutter: „Signora Provere, ich danke Ihnen herzlich, dass Sie mich in diesen wunderbaren Palast eingeladen haben. Wann immer ich an Italien zurückdenken werde, wird dieser Abend eine fantastische Erinnerung bleiben.“
„Freut mich, Signorina Holt“, erwiderte die ältere
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