Romana Exklusiv 0176
Dame kühl, doch Giovanni schien das nicht weiter zu beeindrucken.
Unterdessen bemühte Gaby sich, die Enttäuschung darüber, dass Luca bereits gegangen war, zu verstecken. Sie bedachte sogar Efresina mit einem strahlenden Lächeln und erklärte: „Es war mir eine Freude, Sie kennengelernt zu haben.“
Die meisten Gäste verabschiedeten sich ebenso freundlich von Gaby, doch auf einmal verspürte sie einen schmerzhaften Stich, da ihr Blick wieder auf das Porträt fiel. Es kam ihr beinah so vor, als ob Luca ihr einen langen Blick zuwarf. Hastig wandte Gaby sich an Giovanni: „Fährt dein Bruder uns wieder zurück?“
„Hast du etwa Angst davor, wenn ich selbst den Wagen lenke?“, gab er zurück, nachdem er Gaby nachdenklich angeschaut hatte.
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie rasch, um zu verhindern, dass er erkannte, wie es um sie stand. „Aber er hat uns doch hierher gefahren.“
Giovanni schien sich mit dieser halben Begründung zufrieden zu geben. Lächelnd begleitete er sie zum Wagen und hielt ihr die Tür auf. Als er sich hinters Lenkrad gleiten ließ, erklärte er: „Wundere dich nicht, wenn Luca sich manchmal ein wenig seltsam benimmt, aber er war seit einem Jahr nicht mehr hier, da fällt es ihm vielleicht nicht ganz leicht, plötzlich die Familie wiederzusehen.“
„Aber es scheint ihm viel daran zu liegen, dass es dir gut geht“, erklärte Gaby und fragte sich, warum Luca wohl so lange weg gewesen war.
„Ich weiß. Er war immer schon so. Luca denkt stets an das Wohl anderer Menschen, aber leider nicht oft genug an sein eigenes.“
„Offenbar habt ihr eine sehr enge Beziehung.“
„Ja“, erwiderte Giovanni. „Mein Bruder war immer ein großes Idol für mich.“
Gaby biss sich auf die Lippen. „Aber in all den Wochen, die wir uns jetzt kennen, hast du ihn niemals erwähnt.“
„Das wäre zu schmerzlich gewesen.“ Giovanni steuerte den Wagen durch die schmalen Gassen, bis sie zur Hauptstraße kamen.
Gaby warf ihm einen Seitenblick zu und sagte: „Ich verstehe nicht recht.“
„Du hast doch das Porträt gesehen.“
„Ja, es ist Luca wie aus dem Gesicht geschnitten.“
„Genau das haben meine Eltern auch gemeint. Und sie haben in Luca immer den würdigen Nachfolger unserer Ahnen gesehen. Im Gegensatz zu mir war Luca ein brillanter Schüler. Er hat vor allem viel Verständnis für politische, wirtschaftliche, aber auch religiöse Fragen. Da war es von Anfang an deutlich, dass er sein Leben der Kirche widmen würde, um dort Karriere zu machen.“
Gaby glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Verblüfft fragte sie: „Soll das etwa bedeuten, dass Luca Priester wird?“
Giovanni nickte bedächtig mit dem Kopf und sagte: „Ja. Er hat sich sein ganzes Leben lang darauf vorbereitet. Nach Vaters Tod musste er sein Studium unterbrechen, um sich um die Familienangelegenheiten zu kümmern. Vor einem Jahr dann hat er mir die Leitung anvertraut und ist nach Rom gegangen, um sich dort auf das Priesteramt vorzubereiten. Die Weihe findet Ende September an seinem neunundzwanzigsten Geburtstag statt.“
Sie seufzte auf. Das alles durfte doch einfach nicht wahr sein! Der Mann, der tiefste Gefühle in ihr wachgerufen hatte, war auf alle Zeiten für die Frauenwelt verloren. Niemals mehr würde sie Luca wiedersehen. Jedenfalls nicht als Ehemann, höchstens als Pater Luca …
Es gelang Gaby einfach nicht zu verheimlichen, wie es in ihr aussah. Was Giovanni ihr da erzählt hatte, war einfach ein zu großer Schock, als dass sie das hätte überspielen können.
„Es ist beinah ein Wunder, dass mein Bruder die Erlaubnis erhalten hat, für vierundzwanzig Stunden nach Urbino zu kommen“, bemerkte Giovanni.
Ein Wunder? Nein, Gaby wusste doch ganz genau, was das zu bedeuten hatte. Luca war nach Hause gekommen, um zu schauen, ob die junge Amerikanerin, die sein Bruder zur Frau erkoren hatte, den hohen Ansprüchen der Familie gerecht wurde. Vielleicht hatte er befürchtet, dass sie Giovanni nur um den kleinen Finger gewickelt hatte, um sich seines Reichtums zu bemächtigen. Nachdem sie sich aber kennengelernt hatten, war Luca wohl beruhigt. So konnte er nach Rom zurückkehren und würde sicher kaum noch einen Gedanken an sie verschwenden. Oder würde er immer wieder von ihr träumen, so wie sie von ihm?
Gaby wusste gar nicht mehr, was sie noch denken sollte. Vor allem ging es jetzt darum, Giovanni klarzumachen, dass er sich getäuscht hatte. Vorsichtig sagte sie: „Dein Bruder liebt dich sehr,
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