Romana Exklusiv 0176
ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.“
Alles was Giovanni sagte, führte dazu, dass Gaby sich noch elender fühlte. Traurig lächelnd sagte sie: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du jemals Streit haben könntest.“
„Mein Vater hätte dir da ganz andere Geschichten erzählen können“, erwiderte Giovanni. „Aber leider ist er schon vor einigen Jahren an einem Herzinfarkt verstorben.“ Er seufzte auf. „Wäre Luca nicht gewesen, hätte ich wohl niemals das Abitur geschafft. Er hatte sehr großen Einfluss auf mich und war immer mein Vorbild.“
Gaby hörte wieder genau den seltsamen Unterton aus seiner Stimme heraus. Da gab es etwas, was sie einfach nicht begreifen konnte. Als sie bei der Pension, in der sie wohnte, vorfuhren, betrachtete sie ihn lange schweigend. Dann fragte sie: „Giovanni, was willst du mir eigentlich sagen? Bist du der Meinung, dass Luca nicht ein Kirchenmann werden sollte?“
Er hielt den Wagen an und starrte vor sich hin. Endlich antwortete er leise, aber bestimmt: „Ich wünsche mir nichts mehr auf der Welt, als dass er diese Laufbahn mit Freude erfüllt. Aber nur, wenn das wirklich sein innerster Wunsch ist.“
Gabys Herz begann wie wild zu schlagen. Gab es denn noch Hoffnung? „Und was glaubst du, was ist Lucas innerster Wunsch?“
„Das ist schwer zu sagen, Gaby. Er ist ein edler Mensch, aber er ist sehr verschwiegen, wenn es um seine eigenen Gefühle und Hoffnungen geht.“
Es herrschte langes Schweigen. Gaby dachte daran, wie traurig Lucas Eltern darüber gewesen sein mussten, dass er sich der Religion widmete. Ganz offensichtlich ging es Giovanni da nicht anders. Gaby atmete tief durch und erklärte: „Ich habe den Eindruck, dass dein Bruder nur das tut, was er selbst für richtig hält. Und dann lässt er sich von nichts und niemandem mehr davon abhalten.“
Giovanni lächelte leicht. „Du verfügst über eine sehr gute Menschenkenntnis, Gaby. Und du hast recht mit dem, was du sagst. Luca würde niemals etwas tun, von dem er nicht selbst überzeugt ist. Ich habe versucht, mit ihm darüber zu sprechen, aber das ist einfach unmöglich. Vermutlich liegt es daran, dass wir einander zu nahestehen.“
„So geht es mir mit meinem Bruder auch. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Auseinandersetzung wir vor meiner Abreise gehabt hatten.“
Giovanni lachte auf. „Ging es dabei um italienische Männer?“
„Erraten. Scott, mein Bruder, meint, dass ich nach unserer Urgroßmutter komme. Er hat immer wieder gesagt, dass ich ein südländisches Temperament habe und mich bestimmt in Italien verlieben würde. Und dann käme ich niemals mehr nach Hause. Robbie, mein anderer Bruder, ruft mich jede Woche an, um zu hören, wie es mir geht.“
„Es ist doch schön, wenn man sich Gedanken um dich macht.“
„Ja, das finde ich auch.“
Giovanni wollte sich offenbar noch länger unterhalten. Unter normalen Umständen hätte Gaby das sehr gut gefallen, doch jetzt lag ein Schatten über ihnen. Nachdem sie Luca kennengelernt hatte, wäre sie gern allein gewesen, um in Ruhe über alles nachzudenken. Seitdem sie erfahren hatte, dass es niemals eine gemeinsame Zukunft mit ihm geben konnte, stand sie wie unter Schock.
Leise sagte sie: „Giovanni, vielen Dank für den Abend. Es war wirklich traumhaft schön. Ich werde ihn niemals vergessen.“
„Du glaubst gar nicht, wie sehr mich das freut. Aber bevor wir uns verabschieden, möchte ich dir noch etwas geben. Und ich möchte, dass du es morgen trägst. Du weißt doch, wir wollten auf den Maskenball gehen.“
Er zog eine altertümliche Schachtel aus der Tasche und öffnete sie. Gaby riss die Augen auf. Sie konnte kaum glauben, was sie da sah. Vor ihr funkelte ein zauberhaftes Schmuckstück aus der Renaissance.
„Dieses Diadem stammt aus unserem Museum, es ist ein Familienstück“, erklärte Giovanni.
„Aber ich werde es niemals tragen können“, platzte Gaby heraus.
„Warum nicht? Ich denke, dafür sind solche Schmuckstücke gemacht. Und dein Haar ist wunderschön, da wird es erst richtig zur Geltung kommen. Bitte, ich habe dich niemals um einen Gefallen gebeten, aber dieses Mal möchte ich, dass du es für mich trägst.“
Gaby sagte sich, dass dieser Abend offenbar jede Menge Überraschungen bereithielt. Wohin sollte das alles noch führen? Ganz offenbar hatte Giovanni vor, die Geschichte noch weiter zu treiben. Für den Maskenball am nächsten Tag hatte er wohl etwas ganz Besonderes geplant. Dem
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