Romana Exklusiv 0176
fest befreundet war. Nun könnten sie Freunde sein, ohne dass sie fürchten musste, seine Gefühle zu verletzen.
Mina war so in Gedanken versunken, dass sie zusammenschrak, als Steve plötzlich rief: „Susie! Komm da sofort raus!“
In diesem Augenblick fiel ihr Blick auf einen großen Terrakottatopf, der gefährlich wankte. Über dem Topfrand erschienen jetzt ein rabenschwarzer Schopf und ein Paar dunkle Augen mit goldenen Punkten, die alles andere als verängstigt dreinblickten. Ihre kleine Tochter bedachte Steve mit einem fürchterlichen Schimpfwort.
„Sag am besten gar nichts“, flüsterte Steve, der sich das Lachen verkneifen musste. „Deine Schwester meint, sie vergisst es wieder, solange wir nicht jedes Mal einen Aufstand machen.“
Steve führte sie durch seinen Gärtnereibetrieb und anschließend in sein chaotisches Büro. „Kann ich dir einen Kaffee anbieten?“
„Danke, nein. Ich habe mich für heute Nachmittag zum Babysitten verpflichtet.“
„Na, dann viel Spaß!“, bemerkte er schmunzelnd. „Susie allein ist schon eine echte Herausforderung, aber zusammen mit Roger und Winonas Kleinen wird sie noch übermütiger.“
Mina stimmte ihm lachend zu und machte sich mit ihrer kleinen Tochter auf den Weg über die sommerlichen Wiesen hinüber zu Thwaite Manor. „Du warst sehr unartig!“, schalt sie Susie.
„Ich bin immer artig“, entgegnete die Kleine trotzig und lief voran.
Mina betrachtete ihre sonnengebräunte Tochter. Sie war genauso klein und zart, wie ihre Mutter es immer gewesen war. Ansonsten glich sie Cesare aufs Haar, denn sie war aufgeweckt, selbstbewusst und ausgesprochen dickköpfig. Ein richtiger Wildfang, der seine Umwelt mit wachsender Begeisterung terrorisierte. Mina bewunderte Winona und Roger um die Engelsgeduld, mit der sie Susie erzogen.
Die drei Kinder ihrer Schwester waren um ein Vielfaches ausgeglichener. Zwischen John, Lizzy und Peter erinnerte Susie unweigerlich an ein Kuckucksei. Aber war sie das nicht auch in gewisser Weise?
„Na, wie war’s?“, fragte Winona neugierig, als Mina in die geräumige Küche des Landhauses trat.
„Ich werde am Montag anfangen.“
Ihre Zwillingsschwester strahlte über das ganze Gesicht. Obwohl sie keine eineiigen Zwillinge waren, sahen sie sich auffallend ähnlich. Winonas Haar war seit der Kindheit allerdings um einige Schattierungen dunkler geworden, was sie sehr ärgerte. Deshalb färbte sie ihr Haar in dem goldblonden Ton Minas.
„Bin ich froh, dass du endlich Vernunft angenommen hast“, sagte sie erleichtert. „Wir vier sollten ausgehen und es feiern.“
„Wir fünf, meinst du. Steves Freundin wird doch sicherlich mitkommen wollen“, verbesserte Mina sie.
Winona blickte sie leicht verärgert an. „Jenny ist gerade auf einem Kursus. Außerdem sind die beiden nicht so eng zusammen. Sie sind ja noch nicht einmal verlobt. Ich werde einen Tisch bestellen …“
„Nein“, unterbrach Mina sie.
„Wieso denn nicht?“ Ihre Schwester hatte bereits das Telefon in der Hand.
Mina seufzte, als ihr klar wurde, dass Winona immer noch versuchte, sie mit Steve zu verkuppeln. „Ich halte das für keine gute Idee.“
„Also, was ist zwischen dir und diesem Falcone passiert?“, erkundigte sich Winona.
Mina errötete.
Ihre Zwillingsschwester legte das Telefon zurück und blickte sie ungläubig an. „Du hast doch nicht etwa wieder …?“
Wenigstens spricht sie es nicht aus, dachte Mina. Trotzdem brachte sie es nicht fertig, ihre Schwester anzulügen. Sie nickte stumm.
„Diesmal mache ich es wahr“, rief Winona aufgebracht. „Ich werde mir eines von Baxters Gewehren nehmen und diesen Bastard eigenhändig erschießen!“
„Winona!“
„Sei still! Du willst ihn wohl noch in Schutz nehmen. Das werde ich mir nicht anhören. Du weißt, dass Roger und ich dir schon einmal gesagt haben, du sollst ihn verklagen. Wir geben dir sogar das Geld dafür.“
„Ich nehme ihn nicht in Schutz“, flüsterte Mina. „Aber du weißt genau, dass es auch Folgen für Susie hätte. Ich will nicht, dass er von ihr weiß. Und genauso wenig will ich, dass ihre Mutter in einem falschen Licht erscheint.“
„Du hast tatsächlich wieder mit ihm geschlafen?“, hakte Winona nach.
„Ich möchte nicht darüber reden“, antwortete Mina leise.
„Liebst du ihn denn immer noch?“
Jetzt wurde Mina wütend. „Sei nicht albern!“
„Ich verstehe dich nicht“, sagte Winona. „Steve betet dich an. Er ist nett, liebevoll und zuverlässig.
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