Romana Exklusiv 0176
konnte Gaby einfach nicht widerstehen. Andererseits aber spürte sie nur zu genau, dass sie nicht glücklich werden konnte, so lange Luca in Rom weilte, um sich auf das Priesteramt vorzubereiten. Obwohl der Vatikan nur zwei Autostunden entfernt war, hätte er ebenso gut auf einem anderen Planeten leben können. Nicht einmal einem Mitglied seiner eigenen Familie war es erlaubt, ihn dort zu besuchen.
Gaby aber hatte das Gefühl, dass ihr eigenes Leben davon abhing, ob Luca nach Rom zurückging und sie verließ oder nicht. Wie sollte sie den Verlust jemals verschmerzen? Niemals zuvor hatte sie so für einen Mann empfunden wie für ihn. Er aber hatte das Familientreffen verlassen, bevor sie sich ihm nähern konnte. Ob es wohl eine Chance gab, dass sie ihn noch am nächsten Morgen sah?
„Giovanni“, sagte sie leise. „Es ist wirklich eine große Ehre für mich, dieses Diadem zu tragen, aber ich habe nicht die geringste Idee, wie man so etwas ins Haar steckt.“
„Kein Problem. Du kommst in den Palazzo zu Luciana, sie hilft meiner Mutter oft dabei, das Haar zu frisieren, und es wird ihr sicher eine Freude sein, dir zu zeigen, wie man es macht.“
„Das ist aber nur morgen früh möglich, da ich den ganzen Tag brauche, um meine Sachen für die Rückreise vorzubereiten. Das Problem ist allerdings, dass dein Bruder auch morgen schon in der Frühe abreist – und ich möchte mich nicht in die Familienangelegenheiten einmischen …“
Gaby konnte nur hoffen, dass Giovanni nicht durchschaute, was sie eigentlich im Schilde führte. Es war schon ungerecht, da er sich wie ein Freund benommen hatte. Gaby aber sehnte sich mit ganzem Herzen nach einem Wiedersehen mit seinem Bruder. Wäre es nicht besser, sich diese fixe Idee endlich aus dem Kopf zu schlagen? Aber wie soll das möglich sein?
„Mach dir keine Sorgen darum“, erwiderte Giovanni fröhlich. „Ich lasse dich um halb sieben abholen, dann kommst du noch rechtzeitig zum Frühstück. Luca reist um acht Uhr ab, so könnt ihr euch noch kurz sehen.“
Ihr blieb beinah das Herz stehen. Das war ja mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte. „Gut“, rief sie aus. „Aber du solltest den Schmuck bis morgen behalten, er ist viel zu wertvoll, als dass ich ihn mit mir nehmen könnte. Ich würde vor Scham sterben, wenn ich ihn verlöre.“
Giovanni schaute sie lange forschend an, dann sagte er nachdenklich: „Es gibt nichts auf der Welt, für das es sich zu sterben lohnte. Außer vielleicht die wahre Liebe.“
Auf einmal verstand sie, dass Giovanni ahnte, was in ihr vor sich ging. Sicher spürte er genau, wie sie sich zu Luca hingezogen fühlte, und er hatte das nur gesagt, um zu schauen, wie sie reagierte. Gaby fragte sich, ob es ihm schon einmal passiert war, eine Frau mit nach Hause gebracht zu haben, die sich dann Hals über Kopf in seinen Bruder verliebt hatte. Auf einmal schämte sie sich beinah ihrer Gefühle. Rasch verabschiedete sie sich: „Gute Nacht, Giovanni.“
„ Buona notte, Gaby.“
Sie stieg aus dem Wagen und schaute Giovanni lange nach, wie er in der dunklen Nacht verschwand. Vorhin, als er sie abgeholt hatte, war sie einfach eine junge Frau gewesen, die sich auf einen netten Abend in Begleitung eines guten Freundes gefreut hatte. Doch als sie jetzt nachdenklich die kleine Pension betrat, hatte sich das gründlich geändert. Würde ihr Leben jemals wieder so unbeschwert wie vorher sein?
Sicherlich konnte sie nach Las Vegas zurückkehren. Dort erwarteten sie schon Freunde und Familienangehörige. Sie konnte sich auch hier in Italien ansiedeln, da sie diese Landschaft über alles in der Welt liebte. Doch was immer sie auch tat, ihr Leben würde leer bleiben, da sie den Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte, niemals mehr sehen würde.
Vielleicht hatte Scott wirklich recht, und Gaby kam nach ihrer Urgroßmutter, schließlich hatte Gabriella Trussardi sich in einen Künstler verliebt und war ihm ohne langes Nachdenken gefolgt. Gaby Holt war bereit, das gleiche Opfer für die Liebe ihres Lebens zu bringen. Doch da Luca entschieden hatte, Priester zu werden, durfte sie ihn nicht in Versuchung führen.
Traurig stieg sie in ihr Zimmer hinauf und zog sich ein leichtes T-Shirt und eine sommerliche Hose an, da es trotz der vorgerückten Stunde noch sehr warm war. Sie entschloss sich, nach unten in den Aufenthaltsraum zu gehen, um etwas zu trinken. Zu ihrer Überraschung saßen dort noch viele Studenten zusammen, die ebenfalls in der Pension
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