Romana Exklusiv 0176
als allein durch die sommerliche Nacht zu schlendern. „Es sind noch so viele Menschen unterwegs heute Abend, und meine Pension ist gerade einmal zehn Minuten entfernt. Außerdem wird es mir guttun, mir ein wenig die Beine zu vertreten.“
Giovanni seufzte auf. „Du solltest dich nicht mit ihr streiten, Luca. Sie ist eine junge unabhängige Frau, die sehr genau weiß, was sie will. Und ich bin sicher, sie kann auf sich selbst aufpassen. Vor zwei Wochen habe ich gesehen, wie ihr ein Mann die Handtasche stehlen wollte, ich kann dir sagen, den hat sie sofort vertrieben.“
Luca aber schien nicht sonderlich beeindruckt. Er stand auf und sagte kühl: „ Buona notte, Giovanni. Gute Nacht, Signorina Holt.“
„Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen“, erwiderte Gaby und nahm sich dann zusammen, um so ruhig wie möglich hinzuzufügen: „Ich wünsche Ihnen eine angenehme Rückkehr nach Rom.“
Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Krankenhaus. Erst als sie auf dem Parkplatz ankam, atmete sie ein wenig freier durch. Den ganzen Weg über zu ihrer Pension versuchte sie, sich darüber klar zu werden, was eigentlich vorgefallen war. Gleichzeitig fragte sie sich, wie sie sich weiterhin verhalten sollte. So wie sie Giovanni kannte, war sie beinah sicher, dass er am nächsten Morgen einen Wagen schickte, um sie abholen zu lassen. Und vermutlich würde er einen seiner Freunde bitten, Gaby zu dem Maskenball auszuführen.
Das Beste war es sicherlich, sich auf andere Gedanken zu bringen. Sie konnte doch ihre Sachen noch heute Abend packen und den Tag über dann in Assisi verbringen. Sie würde erst am Abend zurückkehren, kurz bei Giovanni vorbeischauen, um sich von ihm zu verabschieden, und dann am nächsten Morgen den Flug zurück in die Heimat nehmen.
Vielleicht würde es ihr so gelingen, auch Luca zu vergessen. Es machte doch keinen Sinn, ihm lange nachzuhängen, schließlich würde er nach Rom reisen, um dort Priester zu werden. Wenn sie in Las Vegas zurück war, würde sie Wayne fragen, ob sie nicht bei ihm auf der Ranch arbeiten konnte. Dort würde es ihr sicherlich mit der Zeit gelingen, diese Episode in Italien zu vergessen.
Im Eingangsflur der Pension stieß Gaby auf Celeste.
„Hallo, Gaby, wie geht es eigentlich deinem Freund?“, fragte die Zimmernachbarin.
„Er kommt bald wieder auf die Beine.“
„Ein Glück. Aber sag mal, wer ist denn der fantastisch aussehende Mann, der dich vorhin abgeholt hat?“
„Schlag ihn dir aus dem Kopf, Celeste, er reist morgen nach Rom.“
„Wirst du ihn denn niemals wiedersehen?“
„Nein, aber das macht nichts, schließlich fahre ich selbst in zwei Tagen zurück in die USA.“
„Hast du nicht Lust, den Tag morgen mit uns zu verbringen? Wir haben noch nichts Besonderes vor, aber wir werden bestimmt irgendetwas finden, um uns zu amüsieren.“
„Danke, aber ich glaube, ich verlasse morgen besser die Stadt.“
„Wo willst du denn hin?“
„Ich … ich weiß noch nicht genau.“ Obwohl Gaby vollstes Vertrauen zu ihrer Freundin hatte, war es vielleicht doch nicht klug, ihr alles zu erzählen, denn Giovanni würde wohl nicht so einfach aufgeben und Nachforschungen anstellen, wenn sein Fahrer sie nicht am Morgen in der Pension antraf. Ihr aber lag viel daran, einen Tag lang allein und ungestört zu verbringen. „Gute Nacht, Celeste, und noch einmal vielen Dank.“ Nachdenklich ging sie nach oben in ihr Zimmer.
Die mittelalterliche Stadt Assisi lag auf einem Hügel, der zu so morgendlicher Stunde noch von Nebel umgeben war. Gaby war auf den ersten Blick begeistert. Das hier war die typisch italienische Landschaft, nach der sie sich immer sehnen würde, wenn sie erst einmal wieder zu Hause war.
Auf der Fahrt von Urbino hatte sie immer wieder die Tränen aus den Augenwinkeln wischen müssen, während sie den Blick über die traumhafte Landschaft gleiten ließ. Die sanften Hügel waren von alten, knorrigen Olivenbäumen bewachsen. In der Ferne sah man hohe Zypressen, die leicht in dem Wind schaukelten. Wo man auch hinschaute, es war einfach paradiesisch. Immer wieder lagen kleine Bauernhöfe an einem lieblichen Bachlauf, und dann wiederum machte die Straße eine Kurve und der Anblick wurde wilder und schroffer.
Bis Gaby Luca kennengelernt hatte, hatte sie nie verstehen können, warum ihre Urgroßmutter dieses Paradies verlassen hatte. Die Farben, die Stimmung, die sanften Formen der Landschaft, alles hier erinnerte an die
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