Romana Exklusiv 0176
Glück nur, dass der ehrwürdige Carlo Ridolfisie nicht so sah.
Gaby atmete mehrfach tief durch, doch schlug ihr Herz immer noch wie wild. Auch Luca schien einige Zeit zu brauchen, um sich wieder zu beruhigen.
„Wir treffen uns beim Wagen“, war alles, was er noch sagen konnte, bevor er sie allein ließ. Gaby schaute ihm fragend nach. Dann ordnete sie das Haar und versuchte die Fassung wiederzugewinnen. Sollte sie sich nicht darüber schämen, wie sie sich benommen hatte? Nein, dazu war es viel zu schön gewesen. Niemals würde sie das bedauern. Und sie hatte es ja ehrlich gemeint, da sie tiefe Liebe für Luca empfand. Er aber hatte sein Leben Gott gewidmet. Wie würde er da mit diesem Konflikt fertig werden?
Gaby war natürlich nicht so naiv und bildete sich ein, dass ein Mann nicht Lust auf sie haben könnte, ohne in sie verliebt zu sein. Luca hatte sich einfach nur wie ein Mensch verhalten und nicht wie ein Automat. Nur die Tatsache, dass sie draußen in der freien Natur waren, hatte sie wohl davor zurückgehalten, sich zu lieben. Dann aber war er fortgegangen. Sollte ihr das nicht eine Lehre sein? Vielleicht würde er sich immer so verhalten, auch wenn sie ihm alles gab, was eine Frau einem Mann geben konnte.
All diese Überlegungen aber führten zu nichts. Gaby musste sich eingestehen, dass das Verlangen nach diesem Mann immer noch brannte. Sie hatte fürchterliche Angst davor, dass sie das für den Rest ihres Lebens nicht mehr vergessen konnte. Doch hatte sie auch ihren Stolz. Auf keinen Fall wollte sie Luca zeigen, wie tief sie für ihn empfand.
Sicherlich würden alle ihre Angehörigen in den Vereinigten Staaten ganz genau wissen wollen, wie es auf dem Bauernhof der Urgroßmutter aussah. Immer wieder würde Gaby die Landschaft beschreiben. Wenn sie dabei erzitterte, würde man wohl glauben, dass es die Erinnerung an die Familiengeschichte war, die sie so rührte. Gaby aber würde immer wissen, dass es in ihrem Herzen ganz anders aussah. Darüber aber würde sie niemals sprechen. Was zwischen ihr und Luca geschehen war, blieb auf immer ihr Geheimnis.
Jetzt aber hatte sie ein viel dringenderes Problem zu lösen. Wenn sie zu dem Sportwagen zurückging, würde sie unvermeidlich auf Luca treffen. Wie sollte sie sich ihm gegenüber nur verhalten?
Es war schon spät. Bald würde die Nacht anbrechen. Dazu wurde es empfindlich kühl. Gaby schaute sich hilflos um. Sie hätte niemals auf den Baum klettern sollen. Es war, als ob sie an einer verbotenen Frucht genascht hätte. Dafür musste sie jetzt den Preis zahlen. Entschlossen wischte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln und machte sich auf den Weg zum Wagen. Es blieb ihr einfach nichts anderes übrig.
Ein wenig weiter entfernt sah sie die hell erleuchteten Fenster des Bauernhauses, doch natürlich konnte sie sich unmöglich an Carlo Ridolfiwenden. Er würde nie und nimmer verstehen, was vorgefallen war. Als sie den Sportwagen von Luca sah, bemerkte sie, dass er schon den Motor angelassen hatte. Offenbar hatte er es eilig, nach Urbino zurückzukehren. Langsam machte sie die Wagentür auf und ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten.
„Luca, ich …“
„Bitte, Signorina, wenn es Ihnen recht ist, möchte ich nicht darüber sprechen, was eben vorgefallen ist. Sie haben die Ursprünge Ihrer Vorfahren entdeckt, das sollten Sie als Erinnerung von hier mit nach Hause nehmen.“
Gaby fühlte sich nicht nur beschämt, jetzt wurde sie auch zornig. Wie konnte Luca nur einfach so tun, als sei nichts Besonderes vorgefallen, wo sie doch gerade einen höchst intimen Augenblick geteilt hatten? Sie warf ihm einen scharfen Blick zu und erklärte: „Und Sie, was für eine Erinnerung nehmen Sie mit zum Vatikan, Pater Luca?“
Im gleichen Augenblick, in dem sie diese Frage ausgesprochen hatte, bedauerte sie sie schon.
Es herrschte eine unglaubliche Spannung in dem Wagen. Dann drehte Luca sich langsam zu ihr und fragte: „Seit wann weißt du das?“
Sie biss sich auf die Lippen und erwiderte leise: „Giovanni hat es mir gestern Abend erzählt.“
Offenbar gelang es Luca kaum noch, die Selbstbeherrschung zu wahren. Er sprang aus dem Wagen und knallte die Tür hinter sich zu. Gaby sagte sich unwillkürlich, dass es nicht viele Menschen geben konnte, die Luca jemals in solch einem Zustand erlebt hatten. Unter anderen Umständen hätte sie sich dazu beglückwünscht, ihn endlich zu einer menschlichen Regung veranlasst zu haben, doch hatte sie einfach ein zu
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