Romana Exklusiv 0176
schlechtes Gewissen. Und Luca ging es vermutlich nicht anders. Deshalb musste er erst einmal mit sich selbst ins Reine kommen.
Gaby fragte sich schon, was sie wohl tun sollte, wenn er nicht zurückkam, als die Fahrertür wieder aufging. Luca ließ sich hinters Lenkrad gleiten und schaute Gaby lange an. Dann sagte er zögernd: „Gabriella, ich denke, wir müssen uns aussprechen. Aber hier im Wagen auf einer staubigen Landstraße ist wohl nicht der richtige Ort dafür. Wir sollten ein wenig damit warten.“ Mit diesen Worten steuerte er den Sportwagen über die nächtlichen Straßen zurück nach Urbino.
Nach langem Schweigen sagte Gaby: „Hinter meiner Pension gibt es einen ruhigen Parkplatz, dort könnten wir anhalten und uns unterhalten.“ Sie sah ihm sofort an, dass sie nicht das Richtige gesagt hatte. Vielleicht verdächtigte er sie nur, dass sie einen ruhigen Ort vorgeschlagen hatte, um ihn wieder heiß und leidenschaftlich zu küssen.
„Es gibt heute Abend viel Verkehr“, erklärte er, ohne auf Gabys Bemerkung einzugehen. „Wenn wir in Urbino ankommen, wird es an der Zeit sein, gleich zum Krankenhaus zu fahren. Dann kannst du dich von Giovanni verabschieden.“
Gaby zuckte zusammen. Sie hatte gar nicht mehr an Lucas Bruder gedacht! Rasch erwiderte sie: „So wie ich aussehe, kann ich ihm doch nicht unter die Augen treten.“
Luca seufzte auf. „Und ich fürchte, er wird sofort bemerken, was zwischen uns war. Es ist schon unglaublich, aber ich bin nicht einmal fähig, meinem Bruder einen Gefallen zu tun. Das ist wirklich unverzeihlich.“
„Es ist doch nicht deine Schuld“, erklärte Gaby. „Mir sollte man Vorwürfe machen. Schließlich wusste ich genau, dass du dein Leben der Religion gewidmet hast. Ich hätte mich beherrschen und dich nicht in Versuchung führen sollen. Ach, ich komme wirklich nach Urgroßmutter. Genauso, wie mein Bruder immer behauptet hat. Sie war doch auch so egoistisch und ist mit dem Mann, den sie liebte, durchgebrannt, obwohl es ihrer Mutter das Herz gebrochen hat. Der einzige Unterschied ist, dass wir nichts Ernstes …“
„Machen wir uns nichts vor“, unterbrach er sie. „Wenn wir nicht draußen in der freien Natur, sondern in einem Zimmer gewesen wären, würden wir immer noch im Bett liegen und uns in den Armen halten.“ Luca sprach die Wahrheit aus, auch wenn es hart klang. Er warf Gaby einen langen Seitenblick zu. „Du hast sicher auch bemerkt, welche Anziehung zwischen uns liegt.“
„Ja“, sagte Gaby, obwohl sich ihr die Kehle zusammenzog.
„Es ist einfach unglaublich“, fuhr Luca fort. „Ich habe mich wie ein grüner Schuljunge benommen. Darauf kann ich wirklich nicht stolz sein.“
Gaby hielt den Blick auf ihre Hände gesenkt. „Luca, wir sind beide erwachsene Menschen. Es ist nicht nur dein Fehler, ich bin genauso verantwortlich. Giovanni hat mir erzählt, dass du seit einem Jahr nicht mehr zu Hause warst, da du dich auf das Priesteramt in Rom vorbereitet hast. Da hätte ich vorsichtiger sein sollen, schließlich hast du dort keine Frau gesehen. Ich aber bin auf den Baum geklettert und habe mich dumm benommen.“
Er brach in bitteres Lachen aus. Dann schüttelte er den Kopf und erklärte: „Es ist ja nett, dass du das alles auf dich nimmst. Aber die Wahrheit sieht leider ganz anders aus. Gaby, vom ersten Augenblick an, als ich dich gesehen habe, habe ich davon geträumt, dich in den Armen zu halten.“
7. KAPITEL
Lucas Eingeständnis kam so überraschend, dass Gaby gar nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte. Die Anziehungskraft, die es zwischen ihnen gab, verspürte also nicht nur sie. Ganz offenbar ging es Luca auch nicht anders. Da war es nur ein Glück, dass sie nicht im Inneren der Scheune gewesen waren. Es wäre sicher wunderbar gewesen, von Luca geliebt zu werden, doch hätte das alles nichts daran geändert, dass er sie am nächsten Tag verließ. Und Gaby hätte es das Herz gebrochen, ohne den geliebten Mann nach Hause zurückkehren zu müssen.
Luca war tief in Gedanken versunken auf dem Rückweg nach Urbino und schwieg die ganze Fahrt über. Als sie eine Stunde später bei dem Krankenhaus ankamen, fragte Gaby vorsichtig: „Was sollen wir Giovanni erzählen?“
„Wir sagen einfach, dass wir es vorgezogen haben, Nachforschungen zu deiner Familiengeschichte anzustellen, anstatt auf den Ball zu gehen. Das ist doch die Wahrheit.“
„Aber …“
„Es ist schon spät, ich denke, wir haben keine Zeit mehr für lange
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