Romana Exklusiv 0176
die Klimaanlage abgeschaltet und die Fensterscheiben heruntergekurbelt, sodass der Fahrtwind munter in den Wagen blies.
Schon fuhren sie die Auffahrt zu dem Bauernhof hinauf, der auf einem Hügel inmitten sorgsam gepflegter Weinberge lag. Der Bauer war aus dem Haus gekommen, als er den Wagen vorfahren hörte. Er war mittleren Alters, hatte dunkle Haare und einen lebhaften Blick. Gaby konnte der Begrüßung noch folgen, doch dann verstand sie nicht mehr, was die beiden Männer miteinander besprachen. Luca erklärte ihr, dass es sich um Lorenzo, Carlos Sohn, handelte. Sie würden den Vater auf der anderen Seite des Hügels finden.
Sie gingen einen staubigen Feldweg entlang, bis sie zu einem grauhaarigen Mann kamen, der gut achtzig Jahre alt sein mochte. Die Ähnlichkeit mit seinem Sohn war verblüffend, und trotz des vorgeschrittenen Alters arbeitete er schnell und gründlich.
Gaby hielt sich ein wenig abseits, während die beiden Männer sich unterhielten. Sie sprachen so schnell, dass sie kein einziges Wort verfolgen konnte. Dazu machten sie großartige Gesten. Gaby hatte es immer sehr unterhaltsam gefunden, wie die Italiener mit dem ganzen Körper sprachen. Auf einmal sah sie, wie Luca Carlo eine Hand auf die Schulter legte. Offenbar hatte er etwas Interessantes erfahren. Gaby konnte es kaum noch erwarten, bis Luca endlich übersetzte: „Carlos ist tatsächlich mit Vittore Ridolfiverwandt. Man erzählt sich, dass Vittore ein ziemlich wilder Typ gewesen sein soll. Eines Tages hat er eine Reise nach Rom gemacht, weil er endlich einmal etwas erleben wollte. Und von dort hat er eine Frau mitgebracht, die schon ein Kind von einem anderen Mann hatte.“
„Das muss Amalia gewesen sein – und Gabriella.“
Luca nickte mit dem Kopf. „Ja. Vittore wollte sie unbedingt heiraten, trotz des Kindes, aber seine Familie hat die kleine Gabriella nie akzeptiert. Sie ist hier aufgewachsen und später dann mit einem Amerikaner durchgebrannt. Die Geschichte kennst du ja. Es hat ihrer Mutter das Herz gebrochen.“
„Ach, wie traurig. Dabei ist meine Urgroßmutter so glücklich geworden in Amerika.“
„Carlo hat erzählt, dass das Mädchen strahlend rote Haare hatte. Und sie galt als große Schönheit. So wie Sie.“ Seine Stimme klang merkwürdig belegt.
Als ob Carlo verstanden hätte, wovon sie sprachen, nickte er mit dem Kopf und redete auf Gaby ein. Luca übersetzte: „Carlo möchte Sie unbedingt einladen, um Sie seiner Familie vorzustellen. Es gibt hier noch einige Angehörige, die sollten Sie alle kennenlernen, meint er.“
Gaby schluckte. Dann sagte sie mit zittriger Stimme: „Sagen Sie ihm bitte, dass ich das mit größtem Vergnügen tun würde, doch leider ist es unmöglich, da ich ja bald die Heimreise antrete.“
Luca zog die Stirn in Falten, bevor er Gabys Antwort übersetzte. Auch Carlo machte gar keinen glücklichen Eindruck.
„Er sagt, dass Sie unbedingt wiederkommen müssen.“
Gaby wandte den Blick ab, da sie es kaum noch aushielt, wie eindringlich Luca sie anschaute. „Vielleicht“, murmelte sie verlegen. „Würden Sie Carlo fragen, ob wir das Haus anschauen könnten, wo Urgroßmutter aufgewachsen ist?“
Die Unterhaltung der Männer dauerte einen Augenblick, dann erklärte Luca: „Carlo sagt, dass der ursprüngliche Teil des Bauernhofes noch erhalten ist, aber er wird jetzt von einem seiner Cousins als Scheune benutzt. Er ist damit einverstanden, dass wir uns auf dem Hof umschauen. Sie können so lange bleiben, wie immer Sie möchten.“
Gaby stiegen Tränen in die Augen, so sehr rührte sie diese Gastfreundschaft. Lange schüttelte sie Carlo die Hand. Zu ihrer Überraschung umarmte er sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Signorina“, sagte er immer wieder und seine Augen lachten fröhlich. Als er sie endlich losließ und sie sich auf den Weg zurück machten, musste sie tief durchatmen.
„Sie haben sein Herz im Sturm erobert“, bemerkte Luca. „Es würde ihn sicher sehr freuen, wenn Sie mal eine Karte schicken. Hier ist die Adresse.“
„Vielen Dank.“ Gaby brachte kaum noch ein Wort heraus. Das alles war einfach zu viel. Der Bauernhof, auf dem ihre Urgroßmutter aufgewachsen war. Lucas Nähe. Und die Erkenntnis, dass sie diesen Mann mehr als alles im Leben liebte. Wenig später kamen sie zu dem Gebäude, das als Scheune diente, vor einigen Jahrzehnten aber das Wohnhaus ihrer Urgroßmutter gewesen war. Staunend schaute Gaby sich um.
„Das ist einer der aufregendsten
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