Romana Exklusiv 0176
nichts geändert. Ich bin sicher, es gibt einen guten Grund, warum er den Palast verlassen hat, und er wird gesund und in bester Form zurückkehren.“
„Ich kann nur beten, dass Sie recht behalten“, sagte Signora Provere. „Die arme Efresina, sie liebt ihn doch von ganzem Herzen.“
Gaby stand auf. Sie hatte die andere Frau ganz vergessen, da sie genau wusste, dass Giovanni niemals ihre Gefühle erwidern würde. Entschieden sagte sie: „Signora Provere, es war mir eine große Ehre, Sie und Ihre Familie kennenzulernen. Aber jetzt muss ich wirklich los. Ich habe einer sehr guten Freundin versprochen, die Reise mit ihr zu unternehmen, da sie es einfach nicht erträgt, allein durch halb Europa zu fahren, um das Flugzeug in Brüssel zu nehmen. Es wäre wirklich sehr unfair von mir, sie jetzt im Stich zu lassen.“
Es stimmte ja, dass Gaby mit einer Freundin verabredet war, doch war der Rest der Geschichte geschwindelt. Das aber war nur eine Notlüge. Sie konnte es einfach nicht mehr länger aushalten, in Lucas Nähe zu leben. Da seine Mutter sich aber immer noch nicht rührte, fuhr Gaby unverdrossen fort: „Ich bin sicher, dass Luca Giovanni ausfindig machen wird. Und ich kann doch nichts mehr für die beiden oder für Sie tun. Es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich los.“
„Ganz wie Sie meinen. Ich werde Luca erklären, dass Sie eine eigenständige Amerikanerin seien, die es gewohnt ist, ihren eigenen Willen durchzusetzen.“
Gaby hatte den Eindruck, dass Signora Provere es gar nicht eilig genug haben konnte, dass sie endlich den Palazzo verließ. Sie atmete tief durch und erwiderte: „Vielen Dank für Ihr Verständnis.“
Signora Provere klingelte nach dem Diener, der Gabys Reisetaschen brachte. Dann schüttelten die beiden Frauen sich kurz die Hand. Als Gaby gerade den Palast verlassen wollte, sagte Signora Provere noch: „Vielleicht ist es besser, wenn Sie gleich in die Vereinigten Staaten zurückkehren. Das wird Giovanni helfen, Sie mit der Zeit zu vergessen. Und ich hoffe, er wird dann doch noch die Ehe mit Efresina eingehen. Sie ist wie eine Tochter für mich. Arrividerci, Signorina.“
8. KAPITEL
„Wir kommen jetzt zur Grenze. Dann geht die Reise weiter durch den Sankt-Gotthard-Tunnel. Er ist mehrere Kilometer lang und führt tief unter den Bergen hindurch.“
Gaby hörte zu, wie sich die anderen Touristen in dem Bus aufgeregt miteinander unterhielten. Sie beneidete sie darum, wie unbeschwert sie die lange Reise genossen, während sie in Gedanken immer noch in Urbino war. Seitdem sie früh am Morgen die italienische Stadt verlassen hatte, hatte sie vergeblich versucht, sich darauf zu konzentrieren, was ihre amerikanischen Freunde erzählten. Schließlich hatten sie sich seit sechs Wochen nicht gesehen, aber Gaby war einfach nicht danach, sich zu unterhalten.
Als sie zum Luganer See kamen, wurde ihr klar, dass sie Italien bald verlassen würden. Der Magen zog sich ihr vor Traurigkeit zusammen.
„Was hast du denn bloß, Gaby?“, fragte Joan. „Du bist ja ganz blass!“
„Ach, nichts weiter. Ich glaube, ich habe etwas gegessen, was mir nicht bekommen ist, das ist alles. Aber es geht bestimmt bald vorbei.“
Joan seufzte auf. „Vielleicht liegt es auch an der Hitze. Die Klimaanlage geht ja nicht in diesem verdammten Bus.“
Gaby war das noch gar nicht aufgefallen, so sehr war sie in Gedanken versunken gewesen. Sie konnte nur hoffen, dass sich mit jedem Kilometer, den sie zurücklegten, auch der Schmerz linderte. Vielleicht würde es ihr sogar gelingen, Luca zu vergessen.
„Gina meint, in der Schweiz wird es ein wenig kühler sein“, plapperte Joan fröhlich. „Du wirst sehen, heute Abend sind wir zu einem Konzert eingeladen. Da gibt es bestimmt Heimatmusik. Komm schon, Gaby, das wird sicher lustig.“
Traurig schüttelte Gaby den Kopf. Sie fragte sich, ob sie jemals wieder das Leben unbeschwert genießen konnte. Es war schon ein schrecklicher Gedanke, aber sie musste sich eingestehen, dass das Treffen mit Luca alles auf den Kopf gestellt hatte. Danach konnte wohl nichts mehr so sein wie vorher. Bis jetzt hatte Gaby den Wunsch unterdrückt, Signora Provere anzurufen, um sich nach ihren Söhnen zu erkundigen. Dabei wollte sie warten, bis sie in Brüssel angekommen war.
Und sie machte sich auch Sorgen, wie sie reagieren sollte, wenn sie hören müsste, dass es Giovanni nicht gut ging. Wenn er noch nicht wieder zu Hause war, hatte Luca die Rückreise nach Rom sicher weiter
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