Romana Exklusiv 0176
„Irgendetwas geht mit meinen beiden Söhnen vor sich. Ich erkenne sie ja kaum noch wieder!“ Dann wandte sie sich an Gaby. „Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zu warten. Ich werde Luciana bitten, uns einen Kaffee zu bringen. Und ich möchte Ihnen sagen, dass es mir leid tut, wenn ich mich Ihnen gegenüber ein wenig unhöflich bei dem Abendessen benommen habe.“
„Ich bitte Sie, Signora Provere, Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen. Giovanni hat Ihnen etwas vorgemacht. Es muss ja ein Schock für Sie gewesen sein.“
„Sie sind sehr verständnisvoll, Signorina Holt. Ich kann verstehen, dass Giovanni eine Schwäche für Sie hat.“
Gaby hielt das alles nicht mehr aus. Am liebsten wäre sie davongelaufen, doch war das natürlich ausgeschlossen, da sie sich nicht so unhöflich zeigen wollte. „Ich würde schrecklich gern noch bleiben“, erklärte sie, „doch fürchte ich, dass ich keine Zeit mehr habe. Mein Bus fährt in einer Viertelstunde ab. Wenn ich mich beeile, kann ich ihn gerade noch erreichen.“
Signora Provere aber war ganz und gar nicht damit einverstanden. Wieder blitzte es dunkel in ihren Augen. „Sie haben doch gehört, was Luca gesagt hat“, erwiderte sie kühl. „Wir warten hier ab, bis er zurückkommt, dann sehen wir weiter.“
Gaby hatte sich von Anfang an nicht in Luca getäuscht. Auch wenn er den Fürstentitel abgelegt hatte, da er sich ganz der Kirche widmen wollte, war er doch der eigentliche Chef der Familie Provere. Selbst seine Mutter hörte darauf, was er sagte. Gaby aber sah nicht ein, warum sie dem auch gehorchen sollte.
„Ich wüsste nicht, warum ich noch länger bleiben sollte, Signora“, gab sie zu bedenken. „Ich rufe von unterwegs aus an, um mich nach Giovanni zu erkundigen. Aber ich bin sicher, dass alles gut wird, da Luca die Sache in die Hand genommen hat. Und wenn das Problem gelöst ist, wird er ja nach Rom reisen. Da sehe ich wirklich nicht, was ich hier noch zu tun hätte. Ganz im Gegenteil, ich werde Sie doch nur stören.“
„Was wissen Sie von meinem ältesten Sohn?“, fragte Lucas Mutter, da sie sich ganz offensichtlich Sorgen darum machte, was zwischen Gaby und Luca vorgefallen sein mochte.
„Giovanni hat mir erzählt, dass er Pater werden möchte. Das ist alles.“
„Stimmt.“ Die ältere Dame schien erleichtert zu sein, doch Gaby bemerkte, dass sich mehr hinter der glatten Fassade versteckte. „Er wäre schon seit langem zum Pater geweiht worden, doch musste er sich nach dem Tod meines Mannes um die Familienangelegenheiten kümmern.“ Es entstand eine kurze Pause, dann fuhr Signora Provere fort: „Luca hat mir erzählt, dass er Ihnen gestern dabei geholfen hat, die Spuren Ihrer Ahnen zu entdecken.“
Gaby spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. „Ja. Wir haben herausgefunden, wo meine Urgroßmutter geboren ist.“
„Das hat er mir auch gesagt“, murmelte Signora Provere, doch lag in ihrer Stimme ein seltsamer Unterton, der Gaby aufhorchen ließ.
„Ich bin ihm sehr dankbar dafür“, erklärte Gaby rasch. „Und Sie müssen stolz darauf sein, zwei so besondere Söhne zu haben.“
„Ja, das stimmt. Aber es ist schon ein großer Schmerz, dass Giovanni einfach weggelaufen ist. Er war immer ein einfaches Kind, sehr offen und lustig.“
Gaby wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war, doch zog sie es vor, lieber zu schweigen.
„Giovanni und Luca sind sehr unterschiedlich“, fuhr Signora Provere fort. „Luca kennt sich gut aus und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Ich würde mir niemals Sorgen um ihn machen. Er wird mit jeder Situation fertig und behält immer einen klaren Kopf. Ich bin sicher, er wird eines Tages noch berühmter werden als unser Urahn, der immerhin Papst gewesen ist.“
Gaby hatte ja schon oft davon gehört, dass Mütter hohe Ambitionen für ihre Söhne hegten, aber dass Signora Provere davon ausging, dass Luca für das höchste Kirchenamt gemacht war, war schon mehr als erstaunlich. Vorsichtig sagte sie: „Ich denke, dass Wichtigste im Leben ist es, glücklich zu werden. Und das gilt wohl auch für Giovanni und Luca.“
Die ältere Dame nickte mit dem Kopf. „Deswegen mache ich mir ja auch so große Sorgen um Giovanni. Irgendetwas stimmt mit ihm nicht in letzter Zeit. Es scheint ganz so, als sei ein Schatten auf sein sonst so heiteres Leben gefallen.“
„Giovanni hat bis jetzt das Leben immer von der leichten Seite genommen“, sagte Gaby beruhigend. „Daran hat sich bestimmt
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