Romana Exklusiv 0176
hinausgeschoben. Gaby aber würde es nicht aushalten, mit ihm am Telefon zu sprechen. Sie war sich keinesfalls sicher, dass sie dann nicht sofort umkehren würde, um nach Italien zurückzukehren. Das aber war einfach ausgeschlossen.
Auf einmal schreckte sie aus diesen traurigen Gedanken hoch, da jemand fragte: „Warum halten wir denn auf einmal an?“
Ein anderer Tourist rief aus: „Die Polizei hat die Straße abgeriegelt.“
Der Fahrer erklärte über Lautsprecher: „Die Polizei wird das Gepäck kontrollieren. Vermutlich sind sie auf der Suche nach Drogen. Aber keine Sorge, die Fahrt geht bald weiter, und wir werden pünktlich ankommen.“
Da der Fahrer aus dem Bus stieg, um weitere Informationen einzuholen, begannen die Touristen, über den Grund des plötzlichen Haltes zu spekulieren. Bis jetzt waren sie doch durch halb Europa gereist, ohne auch nur einmal kontrolliert worden zu sein.
„Das ist ja aufregend“, stieß Joan hervor und verrenkte sich beinah den Hals, um einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Auch Gaby schaute zu, wie der Fahrer mit den Polizisten diskutierte. Offensichtlich gab es Streit, da die Männer wild mit den Händen fuchtelten.
„Das sieht aber gar nicht gut aus“, bemerkte Joan. Endlich drehte sich der Fahrer um und kam auf den Bus zu. Sein Gesicht war dunkelrot. Doch zum Erstaunen der Reisenden kletterte er nicht wieder in die Fahrerkabine, sondern machte die Klappen auf, hinter denen das Gepäck gestapelt war. Offenbar blieb ihm nichts anderes übrig, als sich den Anordnungen der Polizei zu fügen.
Die Kontrolle dauerte sehr lange. Die Polizisten schienen jeden einzelnen Koffer zu durchsuchen. Bei achtunddreißig Studentinnen, die in dem Bus saßen und auf dem Rückweg in die Vereinigten Staaten waren, konnte das ja noch Stunden dauern. Gaby wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Fahrer endlich wieder in den Bus stieg. Auf einmal fühlte Gaby sich sehr unwohl in ihrer Haut, da der Fahrer direkt auf sie zukam.
„Ich glaube, der will was von dir“, flüsterte Joan ihr ins Ohr.
Schon erklärte der Fahrer: „Es tut mir leid, aber Sie müssen den Bus verlassen und den Polizisten aufs Revier folgen.“
„Ich?“
„Ja. Ich kann leider nichts dafür, die Polizei behauptet, etwas in Ihren Sachen gefunden zu haben. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wir werden sofort die amerikanische Botschaft in Rom verständigen. Die werden dann einen Dolmetscher schicken und sich um alles Weitere kümmern.“
„Aber was soll denn sein?“, stieß Gaby hervor. „Ich verstehe das alles nicht.“
„Sehen Sie denn nicht“, mischte Joan sich ein, „sie ist doch die Unschuld in Person. Das wird sich bestimmt als Missverständnis herausstellen. Am besten nimmst du dir einen Anwalt.“
Gaby konnte einfach nicht fassen, was vor sich ging.
„Aber ich möchte endlich nach Hause“, stammelte sie.
„Wenn Sie hier mit der Polizei fertig sind, rufen Sie unser Büro in London an“, erklärte der Fahrer. „Dort wird man Ihnen dann sagen, wann Sie den nächsten Bus nehmen können. Jetzt dürfen Sie auf keinen Fall weiterreisen. Die Polizei hat Ihr Gepäck beschlagnahmt und möchte Ihren Reisepass!“
Mit zitternden Fingern holte Gaby ihre Papiere aus der Tasche und reichte dem Fahrer ihren Pass. Sie konnte noch immer nicht glauben, was eigentlich vor sich ging. Langsam folgte sie dem Fahrer aus dem Bus ins Freie, wo schon eine Horde von Polizisten stand, die sie in Empfang nahm.
Der Fahrer flüsterte ihr zu: „Was da in Ihrem Gepäck versteckt wurde, war sicher das Werk eines professionellen Diebes. Nur leider wird das nicht ganz einfach zu beweisen sein, fürchte ich.“
Alle Touristen starrten ihr neugierig nach. Joan rief ihr noch zu: „Wenn du kannst, ruf mich heute Abend in unserem Hotel an!“
Gaby drehte sich noch einmal um und lächelte schwach. Dann drückte der Fahrer ihr die Hand und übergab sie den Polizisten, die sie zum Revier fuhren. Eine halbe Stunde später saß Gaby auf dem Kommissariat von Lugano. Man hatte ihre Fingerabdrücke genommen und die Personalien notiert. Bis jetzt hatte ihr niemand erklärt, warum sie eigentlich verhaftet worden war. Die einzige Information, die sie erhalten hatte, war, dass die amerikanische Botschaft am nächsten Tag benachrichtigt werden würde.
Gaby war mit ihren Kräften am Ende und bat darum, wenigstens mit der Familie Provere telefonieren zu dürfen, aber die Polizisten lehnte die
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