Romana Exklusiv 0176
Charles“, sagte er ungeduldig.
Das Interesse der Umstehenden vertiefte sich, während Merry errötete. Er wollte doch wohl nicht vor versammelter Mannschaft mit ihr sprechen? Offenbar dachte er genauso, denn er nahm sie beim Arm und führte sie in den Gang, der zu den Garderoben führte.
Merry schüttelte seine Hand ab. Neugierige Blicke beobachteten sie. Vielleicht bezweifelten einige ihrer Kollegen Mr. Steeles rein berufliches Interesse an ihr? Sie selbst hatte auch Bedenken. Außerdem hatte er sie nicht einmal erkannt, sondern sie mit Vanda verwechselt.
Jemand drängte sich an ihnen vorbei und brachte Gideon Steele für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Merry fand sich von seinem harten Körper an die Wand gedrückt.
„Verflixt“, murmelte er. „Hier können wir uns unmöglich unterhalten. Gehen Sie sich umziehen, ich werde draußen auf Sie warten.“ Er schob seine Brille zurecht. „Machen Sie schnell.“
„Mr. Steele!“ Ihr ärgerlicher Ausruf hielt ihn zurück.
„Ja?“
„Ich bin sicher, dass Sie ein ausgezeichneter Regisseur sind …“
„Sie überraschen mich“, spottete er. „Nachdem Sie in diesem miesen Stück aufgetreten sind.“
Merrys grüne Augen sprühten Feuer. „Ich muss Miete zahlen, Mr. Steele. Wenn ein Auftritt in einem solchen Stück die einzige Möglichkeit ist, dann tue ich es!“
Sein Mund verzog sich höhnisch. „Dann mussten Sie ziemlich verzweifelt gewesen sein.“
„Nicht verzweifelt genug, um mich mit Ihnen zu treffen, wenn ich umgezogen bin. Natürlich habe ich schon von Gideon Steele gehört. Harry scheint überzeugt zu sein, dass Sie der kommende Mann sind. Doch wir alle hier halten nicht allzu viel von Harrys Urteil.“
„Dabei haben Sie ihn erst vor wenigen Minuten so tapfer verteidigt.“
„Sie waren unverschämt zu ihm!“
„Er verdient es nicht besser. Wenn es nach mir ginge, würde man ihn nie wieder in die Nähe eines Theaters lassen.“
Wider Willen musste Merry lächeln. „Das wird wohl auch so kommen.“
„Hoffentlich“, stimmte er zu. „Wenn Sie mir also nicht glauben, dass ich Gideon Steele bin, wer bin ich dann?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Aber Sie wollen auch nicht die Gelegenheit wahrnehmen, es herauszufinden?“
Merry hielt seinem Blick stand. „Nein!“
„Also brauche ich jemanden, der für mich bürgt?“
„So weit brauchen Sie nicht zu gehen“, stotterte sie. „Vielleicht könnten wir uns morgen irgendwo treffen?“
Er seufzte ungeduldig. „Bei Tageslicht wäre Ihnen in meiner Gesellschaft also wohler?“
„Ich würde mich am wohlsten fühlen, wenn ich Sie niemals wiedersähe“, erklärte Merry unfreundlich. „Allerdings, falls Sie wirklich Gideon Steele sind, wäre ich ein Dummkopf, Ihnen nicht wenigstens zuzuhören.“
„Genauso ist es.“ Er nickte sarkastisch. „In Ordnung, wir treffen uns morgen. Wo?“
Merry zögerte. Schließlich war sie nicht von gestern. Freunde hatten ihr schon zu viele Geschichten erzählt von Männern, die Mädchen plötzlichen Ruhm versprachen. Allzu oft war es ein fauler Trick. Merry war nicht so dumm, sich spätabends mit einem wildfremden Mann zu treffen.
„Das Ritz“, schlug sie möglichst leichthin vor. „Zum Mittagessen.“
Spöttisch sah er auf sie herab. „Um eins?“
„Sehr gern“, nickte sie.
Plötzlich fühlte sie sich entsetzlich müde. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen …“
„Meredith!“ Eine kräftige Hand packte sie am Arm. Merry sah auf. Ihr Herz schlug plötzlich schneller.
„Ja?“
„Lassen Sie mich nicht sitzen“, verlangte er in sanfterem Ton. „Es ist wichtig.“
„In Ordnung.“ Sie nickte. „Gute Nacht.“
Als sie zu ihrer Garderobe ging, drehte sie sich nicht mehr um, obwohl sie es sehr gern getan hätte.
„Nun?“, drängte Vanda ungeduldig, als Merry die Garderobe betrat. Vanda hatte inzwischen die scheußliche Perücke abgelegt und sich abgeschminkt. Sie war ein hübsches blondes Mädchen mit klarem Teint und strahlend blauen Augen.
„Hat er dir eine Rolle in seinem nächsten Film angeboten?“
„Bisher nicht.“
Vanda runzelte die Stirn. „Was soll das heißen?“
„Ich weiß es nicht“, gestand Merry. „Es ist halb zwölf Uhr nachts, viel zu spät, um über irgendetwas ernsthaft zu reden. Außerdem bin ich total erschöpft. Wir haben uns für morgen verabredet“, fügte sie hinzu, denn sie wusste, dass Vanda mit ihrer Fragerei nicht nachlassen würde. „Zum Lunch.“
Merry sank auf den Stuhl
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