Romana Exklusiv 0186
ihre nackten, von der Sonne geröteten Oberschenkel.
„Mach nicht so eine ängstliche Miene, ich beiße nicht“, stieß er hervor, nachdem er sich ans Steuer gesetzt hatte.
„Bist du dir sicher?“ Sie blickte ihn vorwurfsvoll an. Sogleich wandte er sich ab. Erinnerte er sich etwa auch daran, was damals geschehen war? Es gefiel ihr nicht, dass er sie immer noch aus der Fassung bringen und die heftigsten Emotionen in ihr auslösen konnte.
„Was soll das? Was hast du vor?“, rief sie entsetzt aus, als er vom Parkplatz fuhr.
Er zuckte die Schultern. „Wonach sieht es denn aus?“, fragte er. „Du hast doch nicht erwartet, wir würden uns im Auto unterhalten, oder?“
„Warum denn nicht?“ Ihr Protest nützte nichts, das war ihr klar. Vielleicht gelang es ihr sogar, ihn zu überzeugen, sie und David in Ruhe zu lassen. „Ich fahre jedenfalls nicht mit dir nach Tuarega.“
„Habe ich dich eingeladen?“, fragte er spöttisch und lachte auf. Cassandra errötete vor Verlegenheit. „Wir setzen uns in eine Bar, wo wir keinen Bekannten begegnen.“ Er fuhr los.
„Du meinst wohl, wo du keinen Bekannten begegnest“, korrigierte sie ihn.
Sekundenlang sah er sie nachdenklich an. „Ist das wichtig?“
„Nein“, erwiderte sie kühl. „Ich will es so rasch wie möglich hinter mich bringen.“
Er schüttelte den Kopf. „Das ist eine Illusion. Du hättest meinem Vater nicht schreiben dürfen, wenn es ein Geheimnis hätte bleiben sollen.“
„Ich habe deinem Vater nicht geschrieben“, protestierte sie hitzig. „So etwas würde ich nie tun.“
„Nein“, stimmte er ihr zu. „Das glaube ich dir jetzt.“
„Hast du es bezweifelt?“
Enrique zuckte die Schultern. „Ja, und das aus guten Gründen.“
Sie blickte ihn mit großen Augen an. Auf einmal dämmerte es ihr. „Du hast offenbar wirklich geglaubt, ich hätte von dir oder deinem Vater irgendetwas gewollt, stimmt’s?“
Als er schwieg, begriff sie, dass er seine Meinung über sie nicht geändert hatte. Er hielt sie immer noch für geldgierig und vermutete, sie hätte sich mit seinem Bruder nur wegen seines Reichtums eingelassen.
Ein wilder Schmerz durchfuhr sie, und sie öffnete instinktiv die Tür. Es war ihr völlig egal, dass sie mit mindestens sechzig Stundenkilometern unterwegs waren. Sie wollte nur so rasch wie möglich weg, und auch der Luftzug, den sie plötzlich verspürte, brachte sie nicht zur Besinnung.
Wer weiß, was passiert wäre, wenn Enrique nicht so besonnen reagiert hätte. Er packte Cassandra am Arm und drückte sie auf den Sitz zurück. Zugleich bremste er, lenkte den Wagen von der Küstenstraße und brachte ihn am Rand der Klippen zum Stehen.
„Bist du verrückt geworden?“, fuhr er sie an. Als sie sich zu ihm umdrehte und er die Tränen in ihren Augen bemerkte, fügte er leise hinzu: „Du bist wirklich ein bisschen verrückt.“ Seine Stimme klang rau und gar nicht mehr so kühl wie zuvor. Dann stieg er aus und stellte sich an den Rand der Klippen, die steil ins Meer abfielen.
Er ließ sich den warmen Wind ins Gesicht wehen und blickte hinaus auf das Wasser. Schließlich strich er sich das Haar zurück und ließ die Hand auf dem Nacken liegen.
Vielleicht will er mir Zeit lassen, mich zu beruhigen, obwohl so viel Rücksichtnahme nicht zu ihm passt, überlegte Cassandra unbehaglich. Er hatte sie jedenfalls davor bewahrt, ernsthaft verletzt zu werden. Um zu verhindern, dass sie eine Dummheit beging, hatte er, ohne zu zögern, eingegriffen und viel riskiert, vielleicht sogar sein Leben.
Was habe ich mir dabei gedacht?, fragte sie sich voller Entsetzen. Sie zitterte am ganzen Körper, als ihr bewusst wurde, was hätte passieren können. Was hätte sie davon gehabt, wenn sie sich aus dem Auto geworfen hätte? Sie hätte dabei umkommen können. Und wer hätte sich dann um David gekümmert? Ihren Angehörigen würde man das Sorgerecht nie zusprechen, sondern viel eher den de Montoyas.
Warum hatte Enrique sie überhaupt vor dieser Dummheit bewahrt? Machte er sich etwa jetzt Vorwürfe, dass er die Gelegenheit nicht genutzt hatte, sie loszuwerden? Nein, das ist Unsinn, mahnte sie sich sogleich.
Schließlich atmete sie tief ein und stieg aus. Dann ging sie etwas unsicher auf ihn zu. Der Wind wehte ihr das lange, gelockte rotblonde Haar ins Gesicht. Sie hielt es mit der einen Hand im Nacken zusammen und betrachtete Enriques angespannte Miene.
„Es tut mir leid“, sagte sie nach kurzem Zögern.
„Setz dich wieder ins
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