Romana Exklusiv 0186
Gefühle für sie gingen nicht tief. Sie waren rein körperlich. Die Zeremonie in der Kirche mit ihren leuchtenden Farben und dem Weihrauchgeruch war nicht der Höhepunkt ihrer romantischen Träume gewesen. Ein Seufzer kam über ihre Lippen, die eben noch seine berührt hatten.
Sofort kniff er die Augen zusammen, und ihr winziges Spiegelbild verschwand hinter seinen dunklen Wimpern. „Du kannst von Glück reden“, sagte er zu ihr, „dass ich eine unendliche Geduld habe, die den meisten Männern fehlt. Weshalb das so ist, weiß der Teufel, aber sei dankbar dafür. Jeder andere Mann könnte dich jetzt bei den Schultern packen und schütteln, dafür dass du zu einer Stoffpuppe wirst, wenn er dich küsst. Küsse, meine Liebe, sind nur das Vorspiel für den leidenschaftlichen Akt.“
„Leidenschaft!“ Sie sah ihn verächtlich an. „Mehr bin ich für dich nicht, ein Objekt deiner Leidenschaften.“
„Sehr richtig!“ Er stieß die Worte wütend hervor. „Im Augenblick bist du sehr mutig mit deinen Beleidigungen – aber vergiss nicht, was für ein rachsüchtiger Mann ich bin.“
„Ich weiß genau, was für ein Mann du bist“, erwiderte Bliss trotzig. „Du hast, was jeder erfolgreiche Selfmademan hat, nämlich Nerven aus Stahl und entsprechende Gefühle.“
„Ich habe darüber hinaus in mir auch noch das Erbe meiner Mutter, und ich lasse mich von einer Frau nicht beleidigen – am allerwenigsten von meiner Ehefrau!“
Diese Worte trafen Bliss tief. Erinnerten sie sie doch so lebhaft an den Ausspruch in der Kirche: „Die Frau muss den Mann achten.“
„Du kannst mich nicht daran hindern, meine Meinung zu äußern“, erwiderte sie, „es sei denn, du hast vor, mir die Zunge herauszuschneiden. Ich glaube, so etwas hat man vor langer Zeit mit Frauen im seraglio getan, wo man sie anschließend in den Bosporus warf.“
„Zweifellos.“ Er lachte kurz auf. „Was hast du doch bloß für eine lebhafte Fantasie, meine Liebe. Kein Wunder, dass dein Bruder dir einreden konnte, ich hätte es auf deine Tugendhaftigkeit abgesehen!“
Lukas lehnte sich in seinem Sitz zurück, und in der darauf folgenden Stille war nur das Trommeln des Regens auf das Limousinendach zu hören.
„Niemals, Madame Angelos, hatte ich die Absicht, Ihren Bruder Ihretwegen ins Gefängnis zu bringen. Was hätte ich damit erreicht, Bliss, außer dich zu verletzen?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Aber du bist zu mir in den Club gekommen, weil du seine Geschichte geglaubt hast, ich würde ihn im Austausch zu dir laufen lassen. Du hast mich beschuldigt, ich hätte ihm eine Falle gestellt, wo ich ihm doch nur den einzigen Job verschafft habe, für den er taugt: unter Spielern, die seine charmante Art mögen.
Meine liebe naive Bliss, ich hatte niemals die Absicht, dich gegen Justins Freiheit zu tauschen, aber er hat dich davon überzeugt. Ich habe keinem von euch beiden Fallen gestellt. Du in deiner Ahnungslosigkeit hast dich selbst angeboten, und ich wäre kein Mann, hätte ich dieses Angebot ausgeschlagen. Du bist sehr attraktiv, Bliss, und ich bin es müde, allein zu sein. Ich will dich, auch wenn du mich nicht liebst.“
Er schnippte abweisend mit den Fingern. „Das war’s dann wohl mit der Liebe. Sie ist ein Rätsel.“
„Willst du damit sagen“, Bliss sah ihn ungläubig an, „ich hätte deinen Club als freier Mensch verlassen können ohne … ohne jede Verpflichtung dir gegenüber?“
Lukas neigte den Kopf mit süffisantem Blick.
„Ich hätte an jenem Abend also nach Hause gehen, Justin anrufen und ihm sagen können, er habe nichts zu befürchten?“ Ihr Herz schlug so heftig, dass sie ganz atemlos war.
„Genau.“
„Aber du hast mich etwas anderes glauben lassen – dass du auf Vergeltung aus seist, falls ich dich nicht heiraten würde. So ist es doch, oder?“
„Ja.“ Er gab es schamlos zu. Das trieb Bliss dazu, etwas zu tun, was ihre unerträgliche innere Anspannung löste. Sie riss sich den Ehering vom Finger und schleuderte ihn ihm entgegen. Der Goldreif streifte seine Schulter und fiel ihm in die Armbeuge, von wo er ihn hervorholte.
„Du weißt, was du damit machen kannst“, fuhr sie ihn wütend an. „Ich habe dich niemals heiraten wollen, und ich werde nicht mit dir verheiratet bleiben!“
„O doch, meine Liebe.“ In seinen Augen blitzte es gefährlich auf. „Du wirst mich vor den Augen meiner Gäste nicht zum Narren machen. Tu es, und ich werde unverzüglich den Captain des Schiffs informieren, dass er
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