Romana Exklusiv 0186
mit deinem Bruder einen Dieb an Bord hat, der verhaftet werden muss.“
„Das würdest du nicht tun …“ Noch während Bliss das sagte, wusste sie, wie überflüssig ihre Bemerkung war. Denn sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, und seine Augen blickten so kalt wie die eines Löwen vor seiner Beute.
„Wetten, dass“, sagte er mit ebenso eiskalter Stimme. „Verlass mich, sobald wir den Hafen erreicht haben, und sieh selbst, dass dein heiß geliebter Bruder hinter Schloss und Riegel sitzt. Dieses Mal, Bliss, ist es mir bitterernst. Dieses Mal treiben wir keine Spielchen. Du hast mich geheiratet, und ich erlaube nicht, dass eine halbe Portion von einem Mädchen mich sitzen lässt. Und ich weiß, Justins wegen wirst du es auch nicht tun.“
„Du bluffst, Lukas!“
Er schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht mehr. Als Bliss Mallon bist du zu mir in den Club gekommen. Jetzt bist du Madame Angelos. Wenn dir wirklich etwas an deinem Bruder liegt – und ich weiß, es ist so –, wirst du mit mir an Bord der Stel la Maris gehen und meine Freunde wie eine pflichtbewusste Braut anlächeln. Verstanden?“
Während er das sagte, griff er nach ihrer rechten Hand und steckte ihr den Goldring wieder an, der Bliss jetzt wie eine Handschelle vorkam. Ihre kalten Hände zitterten, so nervös war sie … ja, sie bebte am ganzen Körper.
„Du verdammter Teufel“, stieß sie hervor.
Er zuckte die Schultern. „Für den hast du mich schon im Club Cassandra gehalten, und deswegen bist du jetzt auch bei mir. Sprich schlecht über einen Menschen, und es bleibt etwas an ihm hängen.“
Bliss traten Tränen in die Augen, und sie wandte sich von ihm ab, damit er es nicht bemerkte.
In was für eine Situation war sie da nur hineingeraten! Da waren zwei Menschen noch nicht lange verheiratet, und schon herrschte zwischen ihnen eine Feindseligkeit, die so eindeutig war wie das Trommeln des kalten Regens auf das Dach ihrer Hochzeitslimousine.
7. KAPITEL
Bei ihrer Ankunft waren die Hochzeitsgäste zu ihrer Begrüßung schon versammelt, und Bliss wurde klar, weshalb ihr die Fahrt so endlos lang erschienen war. Der Chauffeur hatte Anweisung bekommen, auf dem längsten Weg zum Hafen zu fahren, damit bei ihrem Eintreffen ihre Freunde bereits an Bord der Stella Maris waren.
Während des Empfangs trug Bliss eine Maske des Lächelns und verbarg den glühenden Zorn in ihrem Innern. Der kühlte nur kurzfristig ab dank des Champagners, der zwei Stunden lang reichlich floss, bevor die Gäste sich verabschiedeten.
Bliss hatte Kara und Lucan Savidge kennengelernt, ein mit Lukas befreundetes Ehepaar. Kara hatte sie zum Abschied herzlich umarmt und zu ihr gesagt: „Eines Tages, Bliss, wirst du Lucan und mich auf unserer Insel besuchen. Dort gibt es herrliche Wälder, und die Küste ist traumhaft schön. Ich wünsche mir sehr, dass du unsere Zwillingssöhne kennenlernst, Terence und Shaun … Auch falls es sich ergibt, dass du allein zu uns kommst, wirst du dich bei uns auf Dragon Bay bestimmt sehr wohl fühlen.“
Stille breitete sich nun aus, und die Jacht setzte Segel Richtung Dovima. Bliss stand an der Reling und erinnerte sich an Karas Einladung. Wäre sie doch jetzt schon meilenweit von hier auf jener Insel! Hätte sie doch nur Abstand zu dieser Heirat, die ihr lediglich materielle Vorteile brachte und ihr die wahre Liebe vorenthielt.
Der Regen hatte allmählich nachgelassen. Die Sonne war hinter der Wolkendecke hervorgekrochen und hatte das Meer in ihr goldenes Licht getaucht. Nahezu lautlos glitt die Stella Maris über das glitzernde Wasser.
Die Jacht war eine Spezialanfertigung und daher länger als die üblichen hochseetüchtigen Schiffe dieser Art. Sie war breiter und bot mehr Platz unter Deck. Ihr Anstrich glänzte, und an der Seite prangte ein leuchtender Stern symbolhaft für ihren Namen, der so viel wie „Seestern“ bedeutete.
Die Stella Maris hatte eine Innenausstattung aus kostbarem Mahagoni, der Königin unter den Hölzern, und die Einrichtung verbreitete das Flair viktorianischen Komforts und den Charme früherer Zeiten, den Bliss schon im Club Cassandra bewundert hatte.
Bliss stand da, umklammerte die Holzplanke der Reling, aufgewühlt von ihren Gefühlen. Nicht die kleinste Einzelheit war ihrem Gedächtnis entfallen, wenn sie an jenen Abend im Club Cassandra dachte. Sie sah Lukas wieder vor sich, wie er dastand und seine Gestalt sich gegen den burgunderroten Vorhang im Hintergrund abhob, groß und entschlossen … wie
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