Romana Exklusiv 0186
wolltest“, stieß er ärgerlich zwischen den Zähnen hervor. „Du wolltest dich von unserem Ehehafen wegtreiben lassen, aber so einfach ist das nicht. Als deine Gedanken dich anwiesen, die Tat auszuführen, weigerte sich dein Körper, und du hast um Hilfe gerufen. Was wäre, wenn ich dich den Tiefen des Ägäischen Meeres überlassen hätte?“
Allein die Vorstellung entsetzte Bliss. Sie konnte ihm zwar nicht sagen, wie es dazu gekommen war, dass sie ins Wasser gefallen war, aber sie wusste, sie war nicht freiwillig gesprungen.
Er stand auf und wandte sich von ihr ab, und sie sah, wie ihn ein Schauder durchlief. „Du bist völlig durchnässt!“, rief sie. „Du solltest dich umziehen.“
„Ich könnte mir den Tod holen, meine Liebe.“ Er schleuderte ihr die Worte über die Schulter zu. „Wäre das für dich nicht die bessere Lösung? Mein ganzes Vermögen würde dann dir gehören.“
„Lukas … o, wie kannst du nur so etwas sagen! Als würde ich dir den Tod wünschen …“
„Etwa nicht?“ Er drehte sich zu ihr um, da warf ein greller Blitz sein Licht durch das Bullauge direkt auf sein Gesicht. Der Regen hatte die Sonne wieder vertrieben und ein Unwetter mit sich gebracht. Der Blitz flammte auf und verschwand. Bliss kuschelte sich in die Decken, das blasse Gesicht vom nassen Haar umrahmt.
„Was hast du mit meinem Hochzeitskleid gemacht?“, hörte sie sich fragen.
„Mit deinem Hochzeitskleid?“, wiederholte er ironisch.
„Warum sollte dich das interessieren?“
Röte überzog ihre blassen Wangen. „Es war ein sehr hübsches Kleid – es muss ruiniert sein.“
„Völlig ruiniert“, stimmte er zu, „wie alles andere auch.“
Schweigend beobachtete Bliss, wie er zur Tür ging. „Versuch ein bisschen zu schlafen“, sagte er, „und hab keine Angst wegen des Sturms. Der Stella Maris macht heftiger Wellengang nichts aus. Ich wecke dich, wenn wir in Dovima ankommen.“
„Lukas!“
„Du willst mir etwas sagen?“ Er drehte sich nicht um, um sie anzusehen, dieser große, stolze Mann in dem dunklen Anzug, der vom Meerwasser durchnässt war.
„Es tut mir leid“, war alles, was Bliss hervorbrachte.
„Schlaf jetzt“, befahl er. „Und vergiss, was geschehen ist!“
Dann ging er zur Tür und schloss sie fest hinter sich. Bliss lag da, rollte sich zusammen und beobachtete die Blitze, wie sie aufflammten und verschwanden, lauschte auf das Grollen des Donners. Das Schiff begann, sich mit den Wellen der sturmgepeitschten See zu bewegen, und wiegte sie schließlich wie eine große Wiege in den Schlaf.
Sie wurde von Lukas geweckt, so wie er es versprochen hatte. Die Lichter in der Kabine brannten, und die Jacht wurde nicht mehr hin und her geworfen. Lukas hatte sich umgezogen und trug jetzt einen schwarzen Rollkragenpullover und eine dunkle Hose. In der Hand hielt er eine Tasse mit dampfendem Kaffee.
„Komm, setz dich auf und trink das, und dann zieh dich an. Die Insel kommt in Sicht, und wir werden in einer Viertelstunde anlegen.“
Bliss setzte sich auf und nahm die Tasse Kaffee entgegen. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, vermutlich infolge des Meerwassers, das sie geschluckt hatte, und dankbar trank sie den süßen, heißen Kaffee.
„Komm an Deck, sobald du fertig bist“, sagte Lukas, und schon war er gegangen. Er benimmt sich wie ein Fremder, dachte Bliss. Der Kaffee jedenfalls weckte ihre Lebensgeister, und als sie aus der Koje stieg, stand sie wieder ziemlich sicher auf den Beinen. Man hatte ihre Koffer vom Hotel in Athen an Bord der Jacht gebracht, während sie mit Lukas in der Kirche gewesen war, sodass sie also kein Problem hatte, Unterwäsche, eine Bluse und ein Kostüm zu finden.
Sie ging in das Bad, um sich frisch zu machen und etwas für ihr Haar zu tun, aber das Hochzeitskleid und ihre Dessous konnte sie nirgends entdecken.
Während sie sich vor dem Spiegel das Haar kämmte, kam ihr der Gedanke, Lukas könnte in seiner grenzenlosen Wut beides über Bord geworfen haben. Dann sah sie ihre Augen im Spiegel an, und wieder hatte sie das Gefühl, dass sie nicht absichtlich ins Wasser gesprungen war.
Sie drehte sich leicht zur Seite, um einen Blick auf ihre rechte Schulter zu werfen, die noch immer schmerzte. Der im Spiegel reflektierte Fleck war ziemlich groß und tief violett. Sie wusste, sie bekam sehr leicht blaue Flecken, und konnte, wie schon zuvor, nur vermuten, dass Lukas sie unabsichtlich verletzt hatte, als er sie aus dem Wasser rettete.
Während sie so dastand,
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