Romana Exklusiv 0186
Es gab Frauen, die mir gefielen und die ich bewundert habe. Erst als ich dich sah, moiya, bekam ich Lust, meine Freiheit aufzugeben.“
„Seltsam“, sagte sie, „aber der Gedanke, an einen Mann gebunden zu sein, war mir zuwider. Wenn ich früher übers Moor geritten bin, war es mir unvorstellbar, meine Freiheit jemals aufzugeben. Für nichts und niemanden wäre ich dazu bereit gewesen. Am liebsten bin ich sogar ohne Sattel geritten, um auch meinem Pferd dieses Gefühl der Freiheit zu geben.“
„Ich hätte auch niemals geglaubt, dich so ausschließlich besitzen zu können.“ Er richtete sich auf und betrachtete ihr Gesicht im rötlichen Licht, das den Raum erfüllte. „Bist du dir klar darüber, dass du dich mir ganz gegeben hast?“
Lächelnd hob sie die Hand an und legte sie ihm auf die Wange. „Bei dir zu sein ist, als würde ich frei und ungebunden übers Moor reiten. Wie diese Landschaft hast auch du etwas Unbezähmbares an dir, Lukas. Etwas Geheimnisvolles, das einen in seinen Bann zieht. Lukas, wann reisen wir nach Cathlamet?“
Schweigen folgte ihren Worten. Dann wandte er sich von ihr ab und stand auf. Bliss war, als rührte etwas an ihr Herz, und ein quälender Schmerz blieb zurück.
„Was ist, Lukas?“ Sie setzte sich auf, versuchte, aus seiner Miene zu lesen, was in ihm vorging. Doch sein Gesicht lag im Schatten.
„Lukas?“
„Wir sind hier auf Dovima, um unsere Flitterwochen zu genießen“, sagte er, und fast klang es traurig. „Kannst du Cathlamet nicht eine Weile vergessen?“
„Doch – wenn du nicht von mir verlangst, dass ich es ganz vergesse.“ Sie kniete sich hin wie in einer flehentlichen Gebärde. „Verlang nicht von mir, dass ich mich ganz von Cathlamet losreiße. Ich hatte gehofft, wir würden dort unser Heim einrichten.“
„Wir werden sehen!“ Noch während er das sagte, drehte er sich um, sammelte seine verstreut herumliegenden Kleidungsstücke auf und zog sich in den Nebenraum zurück. Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, nahm Bliss ihren Morgenmantel und ging barfuß auf den Balkon hinaus, dessen Eisengitter und Mauerwerk nach der glühenden Sonnenhitze nun allmählich abkühlten.
Sie lehnte sich auf das Geländer und lauschte dem fernen Rauschen des Meeres. Am tiefpurpurnen Himmel über ihr funkelten unzählige Sterne, und in der Luft hing der harzige Duft der Kiefern, der von den Inselwäldern herüberwehte.
Sie könnte es ertragen, wenn Lukas von ihr wünschte, dass sie zeitweise in seinem geliebten Griechenland lebte. Seine Mutter lebte hier, und es war verständlich, wenn er hin und wieder bei ihr sein wollte.
Unerträglich jedoch war Bliss die Vorstellung, sich nie wieder auf Cathlamet aufzuhalten, dessen altehrwürdiges Bild sie stets in Erinnerung hatte. Sie liebte seine honigfarbenen Mauern ebenso sehr wie jede Ecke und jeden Winkel, die sich ihr für immer ins Gedächtnis geprägt hatten. Liebte ihr Schlafzimmer dort und die mit Vögeln, Zweigen und zart schattierten Blättern verzierte Tapete. Das Bett darin im Chippendalestil mit einem Baldachin auf vier schmalen geschnitzten Pfosten. Einem Baldachin, dessen Stoff zur Wandtapete passte, so wie die himmelblaue Seide hinter dem Bett zur Tagesdecke.
Zwei wunderschöne alte Perserteppiche lagen auf dem honigfarbenen Holzboden. In einer Truhe neben dem Bett hatte sie ihre Bücher aufbewahrt, und auf einem Tisch lagen stets ihre ausgebreiteten Fächer aus Seide und Spitze, die sie gesammelt hatte.
Die Bildergalerie enthielt wundervolle Holzschnitte eines berühmten Künstlers, die Weizengarben, Tauben und Blütenblätter in allen Einzelheiten darstellten. Und das Frühstückszimmer führte in den Wintergarten mit seiner traumhaft ausgeschmückten Kuppel.
Eine ausgedehnte Rasenfläche erstreckte sich an der Vorderseite des Hauses, und das Sonnenlicht flutete durch die in tiefen Nischen sitzenden Fenster und warf die Schatten des Stabwerks auf den Boden.
Wie gut erinnerte sie sich an den herrlichen Eichenboden, an die Bänke in der Halle und die Gobelinbezüge auf den Sitzflächen der Stühle. Wie warm und gemütlich war es vor dem riesigen offenen Kamin aus schwarzem irischen Marmor, wenn die dicken Holzscheite darin brannten und in den lodernden Flammen knisterten.
Wie sehr liebte sie die romantische Silhouette aus Giebeln und Ecktürmen. Am allerliebsten jedoch mochte sie das Pfauenzimmer, das seinen Namen dem an die Decke gemalten Pfau mit seinen azurblauen Federn und seinem
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